"Go!", titelt heute Le Soir. "Mögen die Spiele beginnen", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. Die Titelseite von La Libre Belgique ist heute eine einzige britische Fahne; der Union Jack, mit einer Schlagzeile, die ein französisches Wortspiel ist: "Let's JO, J-O für "jeux olympiques".
Heute beginnen in London die 30. Olympischen Sommerspiele. Etwas mehr als zwei Wochen lang werden über 10.000 Athleten aus der ganzen Welt in der britischen Hauptstadt um Medaillen kämpfen.
"Werden diese Olympischen Spiele die Krise einen Moment lang vergessen machen?", fragt sich derweil Le Soir. Fakt ist: Als London 2005 den Zuschlag für die Spiele erhielt, befand das Land in einem Zustand der Euphorie. Das sieht heute ganz anders aus.
Kosten für Olympische Spiele explodieren
Entsprechend schmerzhaft ist denn auch die Rechnung für die Spiele. "Können Olympische Spiele für 11,6 Milliarden Euro rentabel sein?", fragt sich denn auch L’Avenir auf Seite eins. In den sieben Jahren der Vorbereitung sind die Kosten nämlich buchstäblich explodiert; Inzwischen ist die Rechnung viermal höher, als ursprünglich veranschlagt.
Man darf sich in der Tat die Frage stellen, ob der britische Steuerzahler das stemmen kann, bemerkt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Die Briten machen das Internationale Olympische Komitee für diese Entwicklung verantwortlich. Ein britischer Journalist sprach von einer "Orwellschen Parodie": Eine Organisation, die sich nirgends rechtfertigen muss, zwingt eine Regierung dazu, über alle Maße Geld auszugeben.
Es soll die "Greatest Show on Earth" werden, notiert auch Gazet van Antwerpen. Und die Rechnung ist entgegen vorheriger Schätzungen gigantisch. Über elf Milliarden Euro, das ist aber immer noch "nur" ein Viertel dessen, was die Chinesen in Peking investiert haben. Es besser zu machen, als Peking 2008, ist nicht möglich; deswegen will man es in London demonstrativ "anders" machen.
De Standaard spricht denn auch auf seiner Titelseite von den "Spielen der Vernunft". Nach dem Motto: Weg von Peking, weg vom Größenwahn. Es werden dafür immer noch keine "kleinen" Olympischen Spiele; das Leitmotiv könnte aber lauten: "Nicht mehr ganz so bekloppt."
Wo ist der olympische Geist?
Dass den Olympischen Spielen ihr ursprünglicher Geist abhandengekommen ist, das ist nicht wirklich neu, konstatiert derweil L’Avenir. Schon 1925 zeigte sich Pierre de Coubertin, der Begründer der modernen Olympiade, enttäuscht über die Entwicklung der Spiele. Das olympische Ideal sei zweitrangig geworden. Das zeigt doch: Die Olympischen Spiele sind letztlich ein Spiegelbild ihrer Zeit. In einer Welt, die vom Geld beherrscht wird, von Oberflächlichkeit, in der Stars über Nacht geboren werden, da können die Olympischen Spiele doch nicht anders ausfallen. Wenn man zum Ursprungsideal zurückkehren will, dann gibt es nur eins: Dann müssen wir die Werte unserer Epoche ändern.
Es gibt mit Sicherheit tausend gute Gründe, um über die Spiele von London zu diskutieren, meint indes Het Belang van Limburg. Die Kosten, das Verkehrschaos, die grenzenlose Vermarktung, und nicht zuletzt auch die Präsenz von bewaffneten Soldaten in der britischen Hauptstadt. Doch bleibt am Ende doch der Sport im Zentrum der Aufmerksamkeit. Deswegen der Appell: Entzündet bitte die Olympische Flamme. Und zwar schnell.
Ähnlich sieht das Le Soir. Mal abgesehen von den legitimen Bemerkungen über das Ereignis: Die Olympischen Spiele bleiben im wahrsten Sinne des Wortes eine "universelle" Veranstaltung. Unvergleichlich. Ein Event, wo man sich plötzlich dabei ertappt, dass man mit einem Ringer aus Aserbaidschan, einer Turmspringerin aus China oder einem kanadischen Schützen mitfiebert; dass man sich plötzlich für Sportarten interessiert, von denen man vorher noch nie gehört hatte.
Hoffentlich unbeschwerte Spiele
Es ist und bleibt nun mal das schönste Sportereignis der Welt, meint auch Het Nieuwsblad. Die Olympischen Spiele sind eine hohes Gut. Allein deswegen, weil sie den Sport auf ein Podest heben. Sport ist in unserer Gesellschaft ein Pfeiler, der viel zu häufig unterschätzt wird. Lass uns deshalb nur auf das Wesentliche achten. Nämlich: die Athleten.
Dabei steht zu hoffen, dass die Spiele von London nicht besudelt werden, wünscht sich Het Laatste Nieuws. Vor 40 Jahren kam es in München nach einem Anschlag auf die israelische Delegation zu einem Tiefpunkt. Der Geist des Friedens und des Fair Plays war mit einem Mal erstickt. Hoffentlich werden es in London unbeschwerte Spiele. Denn die Briten, die so viele Sportarten erfunden und entscheidend geprägt haben, jene Organisationsweltmeister; diese Briten verdienen diese Spiele.
Drama um Victoria - Sorge um "Papa"
Die beiden flämischen Massenblätter machen beide mit derselben tragischen Geschichte auf: "Baby stirbt in der stickigen Hitze im Auto", titelt Het Nieuwsblad. Ein Soldat hat vergessen, seine kleine Tochter in der Krippe abzugeben. Der sechs Monate alte Säugling blieb stattdessen den ganzen Tag lang im brütend heißen Auto. Das Kleinkind hat das nicht überlebt.
"Unsere ganze Familie unterstützt den Vater von Victoria", titelt Het Laatste Nieuws. Das sind Worte der Familie von der Mutter des Kindes. Die steht zu ihrem Mann: "Wir stehen zwar unter Schock, müssen aber jetzt zusammen diese Prüfung meistern, zitiert Het Laatste Nieuws die Mutter.
Auf fast allen Titelseiten heute auch das Foto von Michel Daerden. "Papa ist ganz schlecht dran", titelt in Blockbuchstaben La Dernière Heure. Michel Daerden hat ja gestern in seinem Feriendomizil an der Côte d'Azur einen doppelten Herzinfarkt erlitten; der ehemalige Föderal- und Regionalminister wurde in ein künstliches Koma versetzt. "Daerden ist in kritischem Zustand", schreibt L‘Avenir.
Bild: Miguel Medina (afp)