"Kasachstan-Belgien 1:1: Klägliche Teufel", fasst Het Belang van Limburg das WM-Qualifikationsspiel der Fußballnationalmannschaft von Samstag zusammen. "Die Spannungen kommen wieder hoch bei den Teufeln", titelt La Libre Belgique. "Kopfschmerzen nach 1:1 gegen Kasachstan – wenn das WM-Ticket morgen geholt wird, gibt es wenig Grund zum Feiern", wettert Het Laatste Nieuws. "Neuer Chef Jérémy Doku: 'So werden wir bei der WM nichts holen'", liest man bei Gazet van Antwerpen. "Morgen Belgien-Liechtenstein: Die Teufel müssen sich dringend zusammenreißen", unterstreicht Het Nieuwsblad.
Mit seiner Kritik kurz nach dem Spiel legte Doku die größte Schwäche der Roten Teufel schonungslos offen, kommentiert das GrenzEcho: Belgien ist auch über zehn Jahre nach der WM in Brasilien, die als Geburtsstunde der Goldenen Generation gilt, auf einige wenige Spieler angewiesen und viel zu sehr von ihrer individuellen Klasse abhängig. Erwarten Fans und Medien einfach zu viel von einer Mannschaft, die nach jahrelangem Siegesrausch irgendwo zwischen Geheimfavorit, Umbruch und internationaler Zweitklassigkeit steht? Durch den nächsten Punktverlust auf dem Weg zur WM im kommenden Jahr dürfte die Kritik an Nationaltrainer Rudi Garcia jedenfalls eher lauter als leiser werden. Beruhigend ist trotz allem, dass Belgien mit Blick auf die Qualifikation für die Weltmeisterschaft immer noch alles in eigener Hand hat. Gegen Liechtenstein darf und dürfte in Lüttich wohl kaum noch etwas anbrennen – wobei das auch lange für das Spiel in Kasachstan galt, erinnert das GrenzEcho.
Die Roten Teufel haben am Samstagabend in Astana das 47. EM- oder WM-Qualifikationsspiel ohne Niederlage geliefert, hebt L'Avenir hervor. Das letzte Mal, dass Belgien verloren hat, war am 12. Juni 2015, gegen Wales, auf dem Weg zur Europameisterschaft 2016. Das ist eine schwindelerregende Zahl. Aber sie beweist nur, dass man mit Zahlen alles sagen kann. Denn trotz dieser Serie ist Belgien noch immer nicht offiziell qualifiziert für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Die Roten Teufel haben zwar nicht gegen Kasachstan verloren. Aber sie haben eben auch nicht gewonnen. Und das ist das Problem, seufzt L'Avenir.
Die Euthanasie des Senats
Het Nieuwsblad beschäftigt sich mit dem Senat: Nach endlosem Palavern und Diskutieren scheint es nun zur Realität zu werden. Der Senat macht den ersten Schritt zu seiner Abschaffung. Natürlich wird es noch ein komplizierter Prozess werden mit diversen Verfassungsänderungen und Abstimmungen. Aber allein die Tatsache, dass das nun angegangen wird, ist schon ein großer Schritt nach vorn. Nach mehreren gescheiterten Reformen war es dem Senat wie den Provinzen ergangen: Er war dazu reduziert worden, zu versuchen, noch relevant zu bleiben – halb ausgeweidet und mit begrenzten Mitteln. Eine elegante Euthanasie ist da auf jeden Fall besser, als dieses Leiden noch Jahre lang weiterwähren zu lassen, meint Het Nieuwsblad.
Gazet van Antwerpen greift einen Vorstoß der flämischen Christdemokraten von der CD&V auf: Angesichts diverser Vorfälle und einer scheiternden Justiz- und Wohlstandspolitik will die Partei jetzt Bürgermeistern mehr Zuständigkeiten in die Schuhe schieben. Die Bürgermeister sollen die Macht bekommen, Drogenabhängige mindestens zwölf Stunden lang festnehmen zu lassen und zwangsweise in Behandlung schicken zu können. Das soll nicht nur die Sicherheit in den Gemeinden erhöhen, sondern die Betroffenen vor allem auch vor sich selbst schützen. Aber die wirkliche Frage ist nicht, ob Bürgermeister so etwas entscheiden sollen dürfen. Sondern, wo diese Menschen überhaupt untergebracht werden sollen, giftet Gazet van Antwerpen.
Nur die Spitze des Eisbergs
De Morgen befasst sich mit den jüngsten Zahlen des Versicherungsverbands Assuralia: Die belgischen Versicherer geben an, dass sie 2024 über 7.000 Fälle von Versicherungsbetrug aufgedeckt haben. Das entspricht einem verhinderten Schaden von 150 Millionen Euro. Es ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs, wie Assuralia selbst einräumt - der Verband geht standardmäßig von fünf bis zehn Prozent Betrugsfällen aus. Versicherungsbetrug ist natürlich kein neues Phänomen, für viele ist das eine Art Nationalsport, so wie möglichst wenige Steuern zu zahlen. Aber wo bleibt der öffentliche und vor allem politische Aufschrei darüber? Warum fordert Georges-Louis Bouchez nicht, dass hart gegen alle Versicherungsbetrüger vorgegangen werden muss? Es sind halt keine wallonischen Arbeitslosen, die in RTL-Reportagen vorgeführt werden. Der beste Beweis, dass noch immer mit zweierlei Maß gemessen wird, prangert De Morgen an.
Die heftigen Reaktionen auf die RTL-Reportage zeigen, dass die Menschen die Nase voll haben von Systemprofiteuren, merkt Het Belang van Limburg an. Aber möglicherweise werden die Gewerkschaften vor Gericht Recht bekommen gegen die entsprechenden Reformen der Föderalregierung wie die zeitliche Begrenzung der Arbeitslosenbezüge oder den Pensionsmalus. Nämlich dann, wenn die Richter das als Rückschritt bei den sozialen Rechten werten. Denn Artikel 23 der Verfassung verbietet solche Rückschritte, Stichwort "Standstill-Prinzip". Aber die Menschen werden auch wenig Geduld haben mit Politikern, die den Stillstand akzeptieren, den sie selbst mit geschaffen haben, warnt Het Belang van Limburg.
Die Scheinheiligkeit Europas
4,2 Milliarden Päckchen mit einem Warenwert von unter 150 Euro sind letztes Jahr aus China importiert worden, so derweil La Libre Belgique. Eine Flut, die jeden Tag weiter anwächst. Und ein Problem, das den Zoll schon lange überfordert. Hier geht es um Produkte, die oft nicht europäischen Normen entsprechen, die manchmal sogar gefährlich oder gesundheitsschädlich sind beziehungsweise schlicht illegal. Jetzt soll ein Einfuhrzoll von jeweils zwei Euro pro Päckchen dabei helfen, unsere Wirtschaft und den lokalen Handel vor diesem unlauteren Wettbewerb zu schützen. Aber die Maßnahme ist einfach nur scheinheilig und zeigt, wie groß die Angst der Europäer ist, China vor den Kopf zu stoßen. Zwei Euro sind ein viel zu geringer Betrag, um Konsumenten wirklich zu entmutigen, in China einzukaufen. Und die umwelttechnischen Argumente sind bestenfalls schwammig. Vielmehr scheint die Hauptmotivation budgetärer Natur zu sein, kritisiert La Libre Belgique.
Boris Schmidt