"Die Spiele sind eröffnet", schreibt Het Belang van Limburg in großen Buchstaben zu einem Foto der Entzündung des Olympischen Feuers in Paris. "Historische Momente auf der Seine: Olympische Sommerspiele feierlich eröffnet - Paris schreibt mit spektakulärer Show Geschichte", fasst das GrenzEcho auf Seite eins zusammen. "Paris ist magisch", jubelt Le Soir. "Wagnis gelungen - die Stadt der Lichter hat die Welt bezaubert", titelt La Dernière Heure. "Möge der Beste gewinnen!", so die Überschrift bei L'Avenir. "Chaos und Sabotage halten Paris 2024 nicht auf", hebt De Standaard hervor. Und fügt hinzu: "Die Belgier träumen von einer Rekordzahl an Medaillen".
Attraktiver könnte ein Austragungsort kaum sein, würdigt De Standaard in seinem Leitartikel: Die Olympischen Spiele finden nun also in einer der schönsten Städte der Welt statt. Die Organisatoren haben sich auch bewusst entschieden, die Wettkämpfe in der Stadt abzuhalten, vor unvergleichlichen Hintergründen. Statt einer todlangweiligen Eröffnungszeremonie in einem Stadion, in dem Land nach Land seine Runde zieht, haben wir eine Bootsparade auf der Seine bekommen. Natürlich feiert sich das selbstbewusste Gastland Frankreich damit vor allem selbst. Aber auch die Tausenden Teilnehmer, Zehntausenden Gäste und Millionen Zuschauer an den Bildschirmen hatten und haben etwas davon, freut sich De Standaard.
Egalité, Fraternité,… Securité
"Es werden die Spiele des Volkes sein, der Franzosen", hat Emmanuel Macron so oft wiederholt, dass er es am Ende vielleicht selbst fast geglaubt hat, kommentiert L'Avenir. Aber nicht viele Einwohner von Paris sehen das so. Das ist auch irgendwie nachvollziehbar: Wer das Pech hat, in der Nähe der Austragungsorte zu wohnen oder zu arbeiten, muss ständige Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen und QR-Codes vorzeigen. Viele Menschen büßen auch einen beträchtlichen Teil ihres üblichen Umsatzes ein, weil Olympia die Bewegungsfreiheit stark einschränkt. Um der Welt einen unvergesslichen Abend bieten zu können, hat Frankreich Paris in eine regelrechte Festung verwandelt. Heute Morgen hat man dort vor allem das Gefühl, sich in einer belagerten Stadt zu befinden. Das ist der Preis, der für das Glück der Sportliebhaber gezahlt werden muss. Selbst auf die Gefahr hin, sich den Unmut eines Teils des Volkes zuzuziehen, stichelt L'Avenir.
Het Nieuwsblad vergleicht Paris ebenfalls mit einer belagerten Stadt: Egalité, Fraternité und Liberté? In den kommenden 16 Tagen zählt vor allem eines: Securité. Das hat nie dagewesene Auswirkungen. Nicht nur sind 45.000 Polizeibeamte aus ganz Frankreich in Paris im Einsatz. Auch wichtige Metro-Stationen bleiben wochenlang geschlossen, an allen sensiblen Punkten der Stadt sind Sicherheitszonen und Checkpoints eingerichtet worden. Der Soundtrack der Olympischen Spiele gestern war nicht Céline Dion, sondern die zahllosen Polizeisirenen. Nach der Sabotage des Hochgeschwindigkeitsnetzes der französischen Bahn sind die Nerven der Sicherheitskräfte auch zum Zerreißen gespannt. Leider sind die drakonischen Sicherheitsprotokolle notwendig in diesen unruhigen Zeiten. Aber wer Paris gerade sieht, muss sich schon die Frage stellen, wie weit das alles noch gehen soll. Welche Stadt soll so etwas in Zukunft denn noch stemmen?, fragt sich Het Nieuwsblad.
Mission: Chaos, Unruhe, Spannungen schüren
Während in Paris 45.000 Polizisten, zehntausend Soldaten, Drohnen und Scharfschützen jeden Quadratzentimeter im Blick hatten, haben Kriminelle sich andere Orte ausgesucht, um Sand in das Getriebe der Olympischen Spiele zu streuen, schreibt Het Belang van Limburg. Ganz zu schweigen davon, dass auch viele Familien auf dem Weg in die Ferien getroffen wurden von den Brandanschlägen auf das SNCF-Hochgeschwindigkeitsnetz. Die Täter haben ihre Ziele sehr sorgfältig ausgewählt, sich exakt koordiniert und genau gewusst, wie sie zuschlagen mussten, um einen maximalen Effekt zu erreichen. Schon am 8. Mai, dem Tag, als die Olympische Flamme im Hafen von Marseille ankam, war ein Brandsatz an einer TGV-Strecke entdeckt worden. Das ist etwas zu viel des Zufalls. Wer die Täter sind, ist noch unbekannt. Deutlich ist aber, dass eine Organisation dahinterstecken muss - oder ein Land. Und dass das Ziel war, Chaos und Unruhe zu säen und dadurch die Spannungen rund um die Spiele zu befeuern. Die Frage ist nun, ob Frankreich schnell und entschlossen reagieren kann: Kann es die Täter identifizieren und fassen? Die Kabel reparieren? Die Züge wieder fahren lassen? Dann hätten die Franzosen etwas, worauf sie wirklich stolz sein könnten, stolzer jedenfalls als auf eine reibungslos verlaufene Parade auf der Seine oder auf Beachvolleyball unter dem Eiffelturm, meint Het Belang van Limburg.
Alle vier Jahre, wenn die Olympischen Spiele stattfinden, betonen Politiker weltweit gebetsmühlenartig, dass "Sport und Politik nicht vermischt werden sollten", erinnert das GrenzEcho. Eine absurde Behauptung. Die Olympischen Spiele haben immer wieder bewiesen, dass Sport definitiv ein Mittel der Politik ist. Ein nüchterner Blick auf das bunte Treiben in Paris reicht aus, um zu erkennen, dass auch diese Spiele politisch sind. Sie sind mindestens so politisch wie zahlreiche ihrer Vorgänger. Die politische Unruhe in Frankreich ist greifbar wie die Spannungen zwischen den USA und China. Die wahre Natur der Olympischen Spiele ist, dass sie ein Spiegelbild der politischen Landschaft sind und eine Bühne bieten für politische Botschaften und Konflikte. Die Behauptung, die Spiele seien unpolitisch, ist ein Mythos, hält das GrenzEcho fest.
(Ein bisschen) zurück zu den Wurzeln
Het Laatste Nieuws befasst sich mit den Sportlern. Im Spitzensport ist "Amateur" oft eine Art Schimpfwort. Aber wörtlich übersetzt bedeutet es nichts anderes als "Liebhaber", also jemand, der Sport nicht des Geldes oder der Sponsoren wegen treibt, sondern aus Leidenschaft. Anfangs gehörten die Olympischen Spiele ganz diesen "Amateuren", Profi-Sportler waren nicht zugelassen. Aber dann kam das Fernsehen und veränderte alles - wir wollten schließlich Gewinner sehen und bekannte Gesichter. Deswegen wurden die olympischen Amateurbestimmungen in den 1980er Jahren gelockert. Zum Glück, sonst könnten wir dieses Wochenende nicht Remco Evenepoel anfeuern.
Aber die diesjährigen Spiele scheinen verstanden zu haben, dass auch Amateure wieder einen Platz haben sollten neben den Profis. Deswegen sind beim Marathon auch 20.000 "normale" Läufer zugelassen worden. Wir können nur hoffen, dass das bei den nächsten Auflagen der Spiele beibehalten und auf andere Sportarten ausgeweitet wird, wünscht sich Het Laatste Nieuws.
Boris Schmidt