"Wie Paris die Spiele eröffnen wird", kündigt sinngemäß Le Soir mehrere Sonderseiten an. "Licht auf Paris", schreibt La Libre Belgique mit einer Titelseite, die komplett einem Bild des Eiffelturms mit den Olympischen Ringen gewidmet ist. "Es ist D-Day für die Olympischen Spiele von Paris", hebt L'Echo hervor. "Lasst uns träumen!", fordert in großen Buchstaben L'Avenir. "Mit 14 Limburgern nach Paris", verkündet stolz Het Belang van Limburg. "Macron hofft, dass die Olympischen Spiele Frankreich wieder strahlen lassen", merkt De Standaard an. "Frankreich setzt auf die schönsten Spiele aller Zeiten", so auch De Morgen.
Freitag fällt in Paris der Startschuss für die Olympischen Spiele, hält De Morgen in seinem Leitartikel fest. Damit kehren die Spiele zurück in die Stadt ihres geistigen Vaters Pierre de Coubertin, der übrigens auch das IOC gegründet hat, das Internationale Olympische Komitee. Eigentlich ist ein zentraler Gedanke hinter den Olympischen Spielen, die Welt friedlich unter den fünf Ringen zu vereinen. Aber die Spiele werde ihre liebe Mühe haben, den Kanonendonner draußen zu halten.
So idyllisch die Szenen in Paris sein mögen, so blutig und düster ist die Wirklichkeit in der Ukraine, in Israel, in Gaza und im Sudan. Wie groß die Herausforderung ist, eine externe Störung der Spiele zu verhindern, ist erst diese Woche wieder deutlich geworden mit der Festnahme eines Russen in Paris mit Verbindungen zu Putins Geheimdienst. In Belgien ist gestern eine mutmaßliche IS-Zelle ausgehoben worden. Bei den Sicherheitsdiensten herrscht Hochspannung. Auch die vielen Belgier, die für die Spiele nach Paris reisen werden, sollten stets wachsam bleiben. Wir werden uns einfach gewöhnen müssen an Spiele im Belagerungszustand - nur so ist es möglich, die Sicherheit zu gewährleisten und den Sport zu feiern, meint De Morgen.
Die Angst darf uns nicht lähmen
Die Gefahr eines Angriffs oder Attentats lauert ständig im Hintergrund, kommentiert La Dernière Heure. Ja, der Islamismus ist eine tödliche Gefahr, die sich mitten in unseren Gesellschaften versteckt. Und ja, das macht die Absicherung der Olympischen Spiele zu einer enormen Herausforderung. Aber nein, das darf uns die Stimmung nicht verderben: Lasst uns feiern, selbst wenn wir dem Spektakel teilweise durch Absperrgitter zuschauen müssen. Wir dürfen die Augen zwar nicht verschließen, aber wir dürfen die Angst auch nicht gewinnen lassen, appelliert La Dernière Heure.
Die Angst darf uns nicht lähmen, fordert auch Het Belang van Limburg. Die Franzosen verdienen viel Respekt dafür, dass sie die Olympischen Spiele nicht in große neue Stadien verbannen, die leichter zu kontrollieren und zu sichern wären. Stattdessen lassen sie sie unter dem Eiffelturm stattfinden und in Montmartre. Das hat auch den Vorteil, dass Frankreich nach den Spielen nicht mit lauter unnützer Infrastruktur und Gebäuden dasitzen wird wie die Griechen vor 20 Jahren. Über die Organisation und den Ablauf ist also eindeutig nachgedacht worden, lobt Het Belang van Limburg.
Das Motto lautet "Mäßigung"
Nach den pandemiebedingt traurigen Spielen von Tokio 2021 wird die Stadt der Lichter Olympia wieder hell erstrahlen lassen, ist L'Echo überzeugt. Aber nach den kolossalen Budgets, den oft als unvernünftig hoch kritisierten Ausgaben und den Wegwerf-Infrastrukturen vergangener Spiele scheint nun in der Tat "Mäßigung" das Motto der französischen Spiele zu sein. Das ist natürlich sehr relativ gesprochen, trotz allem reden wir über Kosten von neun Milliarden Euro.
Und von einer nie dagewesenen, imposanten Eröffnungszeremonie, die nicht in einem Stadion eingesperrt wird - auch das macht die Rechnung teurer und erhöht die Sicherheitsrisiken. Aber die Organisatoren und Verantwortlichen hatten auch keine andere Wahl, als etwas bescheidener zu werden. Denn mittlerweile drohen dem Internationalen Olympischen Komitee die Kandidaten für die Austragung von Spielen auszugehen. Finanzielle Mäßigung ist also ein Muss, wenn wir nicht wollen, dass Olympische Spiele in Zukunft nur noch in Erdöl-Monarchien und Diktaturen stattfinden, betont L'Echo.
Wir brauchen Inspiration!
Natürlich geht es bei den Olympischen Spielen immer auch um Selbstdarstellung, um Geld und um Sponsoren, räumt Gazet van Antwerpen ein. Aber wenn man die Athleten selbst fragt, antworten die allermeisten von ihnen, dass so gut wie nichts den emotionalen Wert einer olympischen Medaille aufwiegen kann. Nie zuvor hat Belgien so viele Sportler zu den Spielen geschickt, nur selten durften wir von so vielen Medaillen träumen wie dieses Mal. Übertriebener Nationalismus liegt den Belgiern nicht im Blut, sie kritisieren ihr Land lieber als es zu bejubeln. Dafür gibt es sicher Gründe. Aber lasst uns nun ohne Zynismus diese Spiele genießen und unsere Athleten anfeuern. Denn Erfolge können inspirierend wirken. Und wir leben in Zeiten, in denen wir Inspiration wirklich brauchen können, meint Gazet van Antwerpen.
Wir träumen von Olympischen Spielen, die all die externen und internen Paradoxe vergessen lassen, schreibt Le Soir: Von Spielen, die mehr sind als pure Illusion, als eine Sichtblende für Probleme, als ein kleines Pflaster auf den Wunden Frankreichs und der Welt. Wir träumen von Spielen, die uns verblüffen werden, die uns zum Schwingen bringen, die uns fesseln mit ihren Erfolgen. Auf dass die Spiele die Intensität und den Einsatz lebendig werden lassen, den Enthusiasmus, die Schwingungen, die Gemeinschaft. Und wenn möglich bitte über diese zwei Wochen hinaus, wünscht sich Le Soir.
Boris Schmidt