"Terror in Brüssel", meldet Het Belang van Limburg. "Zwei Tote in Brüssel: höchste Terrorwarnstufe", titelt L'Avenir. "Zwei Tote bei Anschlag in Brüssel: Terrorstufe im ganzen Land angehoben – EM-Qualifikationsspiel Belgien-Schweden abgebrochen", schreibt das GrenzEcho. "Getötet auf dem Weg zum Fußball", lautet die Überschrift bei Het Laatste Nieuws. "Wieder Terror in unserem Land: IS-Terrorist erschießt zwei schwedische Fußballfans", liest man bei Gazet van Antwerpen. "Der Horror", so La Dernière Heure in großen Buchstaben auf seiner Titelseite.
Zwei Schweden, die mitten in Brüssel mit einer Kriegswaffe getötet worden sind, ein Täter in einer grell-orangen Warnjacke, der immer noch auf der Flucht ist, die Treibjagd der Sicherheitskräfte, Brüsseler, die vom Premierminister gebeten werden, zu Hause zu bleiben, ein unterbrochenes Fußballspiel, 35.000 blockierte Fans, verstärkte Kontrollen an der belgisch-französischen Grenze, resümiert Le Soir in seinem Leitartikel. Und dann fallen diese Worte: "Terroranschlag". Gefolgt von weiteren Worten: "Stufe vier. Höchste Terrorwarnstufe."
Das hat eine Rückkehr in den Schockzustand ausgelöst, den wir nach den Anschlägen vom 22. März 2016 erlebt haben. Und es ist, als ob wir diesen Schockzustand nie wirklich überwunden haben, dass er nur geschlummert hatte. Wir hatten vergessen, wie sie sich anfühlt, wir wollten sie vergessen, diese Gefahr, die plötzlich auftauchen und Unschuldige töten, ermorden, hinrichten kann. Wir wollten das nie wieder erleben, aber seit gestern Abend sind sie wieder da, die Gefühle, die Erstarrung, die Verständnislosigkeit. Wir werden all das erneut überwinden müssen, schreibt Le Soir.
Oberste Priorität hat die Verhinderung weiterer Anschläge
Wir hatten gedacht, dass wir solche Bilder nie wieder sehen würden, kommentiert L'Avenir. Aber gestern Abend, sieben Jahre nach den Anschlägen, hat unser Land erneut erlebt, wie in Brüssel ein Terrorist mit einer Kalaschnikow in unseren Straßen unterwegs war, wie eine nächtliche Jagd stattgefunden hat, um den Terroristen zu neutralisieren, während die Menschen dazu aufgerufen wurden, sich zu Hause zu verbarrikadieren.
Aber nach dem Lehrermord im französischen Arras, den extrem gewalttätigen Demonstrationen in Jordanien und im Jemen, nach dem islamophoben Mord an einem sechsjährigen Jungen in den Vereinigten Staaten haben wir gewusst, dass der Konflikt zwischen der Hamas und Israel international werden würde. Wir haben gewusst, dass Brüssel als Hauptstadt Europas ein symbolisches und für Terroristen höchst attraktives Ziel ist. Frankreich hatte seine Terrorwarnstufe erhöht, warum hat Belgien geglaubt, dem neuen Krieg entkommen zu können?
Offensichtlich hat der Antiterrorstab Ocam die Bedrohung auf die leichte Schulter genommen, selbst nach Arras. Hätte ein Fußballspiel nicht als Risiko-Veranstaltung eingestuft werden müssen? Gerade wenn die Gastmannschaft Schweden ist? Das Land, das sich wegen Koranverbrennungen den Hass der muslimischen Welt zugezogen hat? Hätten da beim Ocam nicht kleine rote Warnlämpchen angehen müssen? Hinterher ist man natürlich immer schlauer, aber entsprechende Fragen werden in den nächsten Tagen gestellt werden. Jetzt muss es aber erst einmal darum gehen, weitere Anschläge zu verhindern, fordert L'Avenir.
Die Menschen schätzen Soldaten auf der Straße
Die Angst vor Anschlägen, die nach den Angriffen in Paris 2015 und bei uns 2016 geherrscht hatte, aber zwischenzeitlich langsam geschwunden war, ist mit einem Schlag und mit voller Kraft zurück, hält Gazet van Antwerpen fest. Die Diskussionen über mögliche Schutzmaßnahmen liefen schon seit Tagen, auch wieder über einen Einsatz der Armee auf der Straße. Soldaten sind auch kein Allheilmittel, Terroristen können überall und jederzeit zuschlagen: 2015 in Paris in einem einem Konzertsaal, 2016 mit einem Lkw auf einer Strandpromenade in Nizza, 2019 mit einem Messer auf einer Brücke in London. Und natürlich auch an einem Flughafen und in einer Metrostation wie bei uns.
Aber Soldaten haben trotzdem eine Wirkung auf die Bevölkerung: Sie zeigen öffentlich, dass der Staat zumindest alles versucht, um Anschläge zu verhindern. In den Tagen nach den Anschlägen vom 22. März 2016 bildeten sich lange Warteschlangen vor den Kontrollposten des Militärs am Zentralbahnhof. Aber niemand hat darüber gemurrt, im Gegenteil, die Menschen haben das zu schätzen gewusst, unterstreicht Gazet van Antwerpen.
Leid, die Opfer des radikalen Islamismus zu zählen
Der Horror, die Gräueltaten, das Blut Unschuldiger, das vergossen worden ist im Namen des wahnsinnigen Dschihadismus – nein, wir reden nicht über den 7. Oktober in Israel, betont La Dernière Heure. Auch nicht über den letzten Freitag in Arras. Wir reden über den 16. Oktober 2023 in Brüssel, sieben Jahre nach dem 22. März 2016. Zwei unschuldige schwedische Fußballfans sind feige erschossen worden von einem Bekloppten im Namen Allahs, mitten in der Stadt. Nach seiner Tat hat der Täter ein Video veröffentlicht, in dem er sich an seine "muslimischen Brüder" gewandt hat. Aber Muslime, echte Muslime werden das zurückweisen, sie werden niemals die Brüder dieses Mannes sein.
Es gäbe viel zu sagen darüber, wie das alles abgelaufen ist. Aber jetzt ist nicht der richtige Augenblick dafür. Jetzt müssen wir diesen Schlag erst verkraften. Diesen Schlag, der gegen das Herz Belgiens, Schwedens, Europas, gegen unsere Demokratien geführt worden ist. Sie sind widerstandfähig. Aber sie sind es auch leid, ihre Toten zu zählen, die zu Opfern des radikalen Islamismus geworden sind, so der wütende Kommentar von La Dernière Heure.
Boris Schmidt