"Der erste präsidiale Mugshot", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Zu sehen ist das Polizeifoto des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Wenn auch meist nicht auf den Titelseiten, so drucken doch alle Zeitungen das Bild heute ab.
Denn eins ist sicher, meint La Libre Belgique in ihrem Leitartikel: Dieser Mugshot ist historisch. Das Polizeifoto wird für immer Sinnbild dieser Epoche sein, in der ein US-Präsident sich mit allen Mitteln an die Macht klammern wollte und dabei auch nicht zögerte, die Verfassung zu übergehen. Ein Präsident, der den Mythos der "gestohlenen Wahl" erfand, der versucht hat, die örtlichen Verantwortlichen im Bundesstaat Georgia dazu zu nötigen, die Wahlergebnisse zu fälschen, der buchstäblich die Lunte des Pulverfasses entzündet hat, indem er seine Anhänger auf das Kapitol hetzte.
Ein solcher Mann müsste eigentlich in den Rang einer "Vogelscheuche der Geschichte" erhoben werden. Stattdessen hält ihm seine Partei aber die Treue. Beim ersten TV-Duell der republikanischen Präsidentschaftskandidaten haben sich alle bis auf zwei Hinterbänkler zu Trump bekannt, würden ihn sogar noch unterstützen, wenn er verurteilt würde. Das ist einfach nur skandalös. Dass potenzielle Anwärter auf das Amt des US-Präsidenten die Justiz ihres Landes derartig geringschätzen können, haut einen vom Stuhl.
Per Polizeifoto Richtung Untergang
Für einen Donald Trump, der sonst doch so auf sein Image bedacht ist, ist das Polizeifoto von Atlanta dann doch wenig schmeichelhaft, meint Het Belang van Limburg. Wenn er auch das Ganze in sein Gegenteil verkehren will, indem er das Bild für seine Kampagne missbraucht: Dieses Foto kann ein Wendepunkt sein. Und diesmal in Richtung Untergang. Denn, nicht vergessen: Es gibt nicht nur die bedingungslosen Anhänger beziehungsweise Gegner des früheren US-Präsidenten, es gibt auch noch eine politische Mitte.
Aus Umfragen geht jedenfalls hervor, dass eine Mehrheit der Amerikaner die inzwischen vier Anklagen gegen Trump durchaus ernst nimmt. 51 Prozent halten Trump für schuldig, nur halb so viele sind von seiner Unschuld überzeugt. Womöglich ist der Ex-Präsident nun doch endlich angezählt.
"Staatsbon – der Zähler steht auf 4,5 Milliarden", bemerkt derweil Het Belang van Limburg auf seiner Titelseite. "Eigentlich müssten die Banken froh sein über den Staatsbon", sagt Finanzminister Vincent Van Peteghem provokativ auf Seite eins von De Morgen. Die Zeitung nennt ihn den "(mindestens) Vier-Milliarden-Euro-Mann". Der Ansturm auf den Staatsbon dauert jedenfalls an. Die Staatsanleihe könnte zur größten Finanzoperation in der Geschichte des Landes werden.
Das Sparschwein der Pandora
Die Banken sollten das als deutlichen Warnschuss verstehen, ist Het Nieuwsblad überzeugt. Denn es ist offensichtlich, dass viele Sparer ihrer Bank eins auswischen, ihr die Rechnung präsentieren wollen für ihre offensichtliche Gier. Die sture Weigerung der Geldhäuser, ihre Sparzinsen anzuheben, hat die Kunden sehr wütend gemacht. Der Sektor scheint das aber wirklich nicht zu kapieren, ansonsten hätte man doch irgendeine Reaktion, irgendeine Form von Gegenoffensive gesehen.
Und die Banken haben offensichtlich auch noch nicht erkannt, dass das nur der Anfang sein könnte. Durch ihre Engstirnigkeit und ihr reines Profitdenken haben sie die kleinen Sparer wachgerüttelt. Die denken jetzt tatsächlich mal über Alternativen nach. Und dieser Reflex geht nicht mehr weg. Indem sie sich blind gestarrt haben auf Tabellen und Gewinnmargen, haben die Banken einen Prozess in Gang gesetzt, der wohl nicht mehr zu stoppen ist. Man könnte sagen: Sie haben das Sparschwein der Pandora geöffnet.
De Morgen sieht das genauso: Der Ansturm der belgischen Sparer auf den Staatsbon zeigt eindrucksvoll, was die Kunden von ihren Banken halten. Die symbolische Bedeutung geht aber auch über die Grenzen hinaus: Der immense Erfolg der Staatsanleihe ist der Beweis dafür, dass die Belgier ein durchaus robustes Vertrauen in die Kreditwürdigkeit ihres Landes haben. Das kann dazu führen, dass an den internationalen Finanzmärkten der Zinsdruck auf Belgien abnimmt. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass insbesondere Parteien aus dem rechten Spektrum in Flandern gar nicht so glücklich mit der aktuellen Entwicklung sind. Sie gönnen dem belgischen Staat diesen Erfolg nicht. Denn ihre Lieblingsthese ist doch die, dass in Belgien nichts mehr funktioniert. Dieser Staatsbon beweist das Gegenteil.
Prigoschin und der Pate
De Standaard kommt in seinem Leitartikel noch einmal auf die jüngsten Ereignisse in Russland zurück. Üblicherweise bezeichnet man Putins Russland als eine Diktatur. Treffender wäre aber der Begriff "Mafiastaat", meint das Blatt. Ein Staat, der mit der Gewaltlogik einer Verbrecherorganisation regiert wird. Ein Staat, in dem Kritiker oder Quertreiber einfach liquidiert werden. Und auch die Wagnergruppe von Jewgeni Prigoschin passte da ins Bild: ultrabrutale Paramilitärs, die in Afrika foltern und morden, mit dem Ziel, den russischen Einfluss zu vergrößern, aber vor allem sich dabei selbst zu bereichern.
Putin trägt noch den Anzug eines Politikers, Prigoschin hatte diese Maske längst abgelegt und den Dreiteiler gegen eine Tarnuniform eingetauscht. Er beging allerdings für einen Mafioso eine buchstäbliche Todsünde: Er forderte den Paten heraus. Seine Beseitigung wird aber nur noch mehr Gewalt und Willkür nach sich ziehen. Terror sorgt immer nur für mehr Terror. Dabei darf man nie vergessen, dass dieser Mafiastaat über Atomwaffen verfügt. In der Ukraine steht noch weit mehr auf dem Spiel als wir bislang schon befürchtet hatten.
Roger Pint