"Van der Poel stärker als die belgische Armada", titelt L'Avenir. "Er stürzt und gewinnt doch: Van der Poel zu stark für die Belgier", heißt es bei Het Belang van Limburg. "Wout van Aert wieder geschlagen durch stärkeren Mathieu van der Poel", meldet De Standaard auf Seite eins.
Die belgischen Radrennprofis haben den Titel im Straßenrennen bei der Weltmeisterschaft in Glasgow verpasst. Belgische Medien hatten sie in der Favoritenrolle gesehen. Trotzdem feiern sie das Ergebnis von gestern.
Het Laatste Nieuws kommentiert: Ein herausragender Mann hat ein heroisches Rennen bei der Weltmeisterschaft gewonnen, bei dem die Stärksten die Oberhand behalten haben. Unbestreitbar standen die drei besten Fahrer der Welt auf dem Podium. Abgesehen von Jonas Vingegaard, der nicht dabei war. Wenn man sich anschaut, wie Mathieu van der Poel seinen Vorsprung herausgefahren hat, muss man zugeben, dass das meisterhaft war. Wout van Aert hat alles getan, was er konnte. Er hat sich nichts vorzuwerfen, urteilt Het Laatste Nieuws.
Pattex-Verschwendung
Auch L'Avenir findet: Die Belgier müssen sich keine Vorwürfe machen. Alles, was sie versucht haben, hatte Hand und Fuß in diesem Rennen: Vom ersten Antritt Remco Evenepoels bei rund hundert Kilometern bis hin zum Ausreißer von Van Aert kurz vor dem Ziel, um die Silbermedaille zu holen. Schlicht und ergreifend sind sie von einem Konkurrenten geschlagen worden, der gestern stärker war. Insgesamt sind übrigens drei Belgier unter den zehn Bestplatzierten. Auch ohne Titel ist das Ergebnis von gestern ein Sieg für den belgischen Radsport, betont L'Avenir.
Het Nieuwsblad beschäftigt sich mit einem anderen Ereignis der Radsport-WM und berichtet: Kurz vor Beginn des Straßenrennens haben sich Klimaaktivisten auf die Straße geklebt. Es ist bekannt, dass sie damit dazu aufrufen möchten, mehr für das Klima zu tun. Sympathien bekommen sie für ihre Aktionen allerdings nicht. Eine breite Unterstützung bei der Bevölkerung wäre aber notwendig, um den Druck auf die Politik zu erhöhen. Denn tatsächlich ist der Klimawandel ja ein Problem, gegen das mit aller Kraft vorgegangen werden sollte. Die Dringlichkeit dafür wird uns fast täglich durch Bilder aus der Antarktis, Südeuropa oder aktuell Slowenien vor Augen geführt. Solche Bilder sind mehr wert als die Verschwendung von Pattex auf Asphalt, unterstreicht Het Nieuwsblad.
Flexi-Studenten mit Schattenseiten
La Dernière Heure warnt: Das kühle und nasse Wetter der letzten Tage und Wochen darf uns nicht täuschen. Zwar macht auf sozialen Medien wieder einmal die Mär die Runde, dass der bislang schlechte Sommer ja das beste Zeichen dafür wäre, dass es den Klimawandel nicht gibt. Doch diese Behauptungen von Klimaskeptikern sind natürlich falsch. Klima muss global betrachtet werden; und global ist die Lage katastrophal. Der Juli war weltweit der heißeste überhaupt. Der bislang kühle Sommer bei uns bedeutet global gesehen überhaupt nichts, erinnert La Dernière Heure.
Le Soir berichtet, dass über 600.000 Studenten neben ihrem Studium noch arbeiten gehen. So viel wie noch nie!, kommentiert die Zeitung. Grund für die starke Zunahme ist auch die Gesetzgebung. Dort gibt es die Tendenz, dass Arbeiten immer flexibler werden soll. Die Studenten profitieren davon. Und das ist natürlich gut für ihr Budget. Und auch für die Arbeitgeber, die sie beschäftigen. Aber es gibt auch Schattenseiten: Viele jobbende Studenten blicken neidisch auf Kommilitonen, die nicht arbeiten gehen und deshalb mehr Zeit haben. Außerdem ist es politisch riskant, dass bestimmte Sektoren, wie zum Beispiel der Horeca-Sektor, nur deshalb so gut funktionieren, weil dort Studenten jobben. Deren Hauptaufgabe eigentlich das Studieren sein sollte, weiß Le Soir.
Regenborgen leuchtet wieder – zu Recht!
Gazet van Antwerpen meldet: Antwerpen badet diese Woche wieder in den bunten Farben des Regenbogens. Anlass: Die Antwerp Pride. Die Parade, die am Samstag durch die Straßen der Stadt ziehen wird und auf die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft hinweisen will. Das ist leider immer noch nötig. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft werden im Alltag nämlich immer noch angefeindet. Eine Studie der Uniklinik Gent und des Transgender Info-Punkts von Anfang des Jahres hat gezeigt, dass neun von zehn LGBTQ+-Befragten schon einmal Opfer von verbaler oder psychischer Gewalt geworden sind. 36 Prozent sind körperlich angegriffen worden. Es gibt noch viel zu tun, bedauert Gazet van Antwerpen.
La Libre Belgique schaut mit Sorgen nach Westafrika: Die angespannte Situation im Niger, wo es jetzt vielleicht zu einem bewaffneten Konflikt kommen könnte, ist auch das Ergebnis der westlichen Politik. Allen voran Frankreich, aber natürlich auch Belgien, behandeln afrikanische Staaten immer noch von oben herab. Auch das führt zum Unmut bei den Menschen. Sie suchen nach anderen Unterstützern. Sie sind bereit, dafür auch Soldaten zu akzeptieren, die die Macht an sich reißen, beklagt La Libre Belgique.
Kay Wagner