"Remco Evenepoel macht die Konkurrenz platt", jubelt La Libre Belgique auf Seite eins. "Unaufhaltsamer Remco! Sein zweiter Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich", so La Dernière Heure. "Evenepoel verteidigt Titel bei 'Doyenne' im Solo", schreibt das GrenzEcho. "Ein fantastischer Doppelsieg, aber ohne Duell mit Pogacar", unterstreicht L'Avenir. "Ohne Widerstand – Kein Titanenduell durch Fall von Pogacar", erklärt Het Nieuwsblad warum.
Leider hat es also kein Duell gegeben zwischen dem Weltranglistenersten und dem Weltmeister, beklagt L'Avenir in ihrem Leitartikel, wir wissen also immer noch nicht, welcher der beiden Radsportler der Bessere ist. Aber sicher ist jedenfalls, dass unser Landsmann dieses Wochenende einmal mehr Geschichte geschrieben hat. In zwei Wochen wird er die nächste Herausforderung angehen, den Giro d'Italia. Und wir können auch nicht anders, als uns schon jetzt auf das Evenepoel-Programm für 2024 zu freuen. Dann werden die Tour de France und die Olympischen Spiele in Paris auf dem Menü stehen, so L'Avenir.
Die Kosten für unsere Parlamentarier
Ansonsten beherrschen aber weiter vor allem die Pensionsboni für Parlamentarier die Kommentare: Het Laatste Nieuws befasst sich mit der Frage, ob Politiker zu viel verdienen. Wenn man Politikern so viel wie Supermarktkassierern bezahlen würde, dann könnten wir Zustände wie in den Vereinigten Staaten bekommen und nur noch Parlamente voller Millionäre und Lobbyisten bekommen. Nein, Parlamentarier verdienen eine angemessene Bezahlung, aber es muss Schluss sein mit dem ganzen Drumherum, mit den steuerfreien Spesen, mit den großzügigen Pensionsregelungen und den undurchsichtigen Extras. Und man sollte wirklich aufhören, die Bezüge durch die ständigen Vergleiche mit den Gehältern in der Privatwirtschaft zu verteidigen. Politiker können nicht einerseits so hohe Gehälter wie in der Wirtschaft wollen, aber andererseits auf den Pensionen von Spitzenbeamten beharren.
Was auch gar nicht hilft jetzt, sind hysterische Reaktionen wie Forderungen nach einer schlagartigen Verringerung der Zahl der Parlamentsmitglieder. Das würde nur für noch weniger Erneuerung sorgen, denn es würde sicher nicht die bessere Hälfte der Abgeordneten übrigbleiben. Stattdessen würde das den roten Teppich ausrollen für Parlamente voller Diven, Dramaqueens und Potentaten, die keine frische Konkurrenz neben sich dulden würden. Eine Begrenzung des Mandats und andere Maßnahmen wären viel sinnvoller, meint Het Laatste Nieuws.
Kleinere Parlamente, wie es die flämischen Sozialisten Vooruit nun fordern, wären eine Möglichkeit, um die Kosten zu reduzieren, hält Gazet van Antwerpen fest. Eine andere Möglichkeit wäre, die lächerlich hohen Parteidotationen ins Visier zu nehmen. Und dann könnte man sich auch mit der Verwendung der Gelder befassen: Jeder Abgeordnete hat Anrecht auf zwei Mitarbeiter, aber die werden meist vor allem für die Parteiarbeit eingesetzt. Dann sind da noch die üppigen Zahlungen für die Übernahme von zusätzlichen Funktionen, Fraktionsvorsitzende und Vizepräsidenten etwa bekommen 13.000 Euro mehr jährlich. Man muss also wirklich nicht populistisch werden bei den Forderungen an die Politik, es gibt noch viel Luft nach oben, betont Gazet van Antwerpen.
Le Soir knöpft sich spezifisch die Parteienfinanzierung vor: Seit Monaten und auch dieses Wochenende wieder überschlagen sich viele Politiker geradezu und beteuern, dass sie wirklich eine Reform des Systems wollen oder doch zumindest eine konsequentere Verwendung der Mittel. Und doch hat sich bisher gar nichts getan. Es ist genug geredet worden, jetzt muss endlich gehandelt werden. Oder müssen wir wirklich daran erinnern, dass sich in puncto schlechte Regierungsführung seit acht Monaten eine Krise an die nächste reiht, wettert Le Soir.
Die Affäre Schlitz kommt manchen sehr gelegen
La Dernière Heure greift die Logo-Affäre der föderalen Staatssekretärin Sarah Schlitz auf. Schlitz hatte ihr persönliches Logo im Zusammenhang mit staatlich unterstützten Projekten verwenden lassen und möglicherweise das Parlament darüber belogen. Das könnte sie diese Woche noch ihr Amt kosten. Wenn sie gelogen hat, dann besteht kein Zweifel daran, dass Schlitz den Hut nehmen muss, so die Zeitung.
Aber man sollte nicht aus den Augen verlieren, welche politischen Interessen hier noch verfolgt werden. Außer der PTB haben gerade alle Parteien ein ausgesprochenes Interesse daran, die Aufmerksamkeit von den Pensionsboni wegzulenken. Und die N-VA befindet sich auf einem Anti-Woke-Kreuzzug, der Skalp einer Staatssekretärin für Geschlechtergleichstellung, Chancengleichheit und Diversität wäre für die N-VA quasi das Tüpfelchen auf dem i, gibt La Dernière Heure zu bedenken.
In Ostende steht viel auf dem Spiel
De Standaard geht auf den Energie-Nordseegipfel ein, der heute in Ostende stattfindet: Vielleicht werden wir erst in Jahrzehnten wirklich sehen, wie wichtig die Entscheidung war, in der Nordsee Windkraft zu erzeugen. Und auch wenn sich mittlerweile schon viel getan hat, bleibt es noch eine Herkulesaufgabe, die Nordsee wirklich zum Kraftwerk für ganz Nordeuropa zu machen. Beim heutigen politisch prominent besetzten Treffen wird es darum gehen, diese Anstrengungen voranzutreiben und sich besser zu koordinieren.
Die Windkraft-Offensive hat auch wirtschaftliche Vorteile, europäische Betriebe können ihr erworbenes Knowhow in die ganze Welt exportieren. Aber spätestens der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die immer sichtbareren Folgen des Klimawandels unterstreichen, wie wichtig es ist, von fossilen Energieträgern loszukommen. Außerdem wird es in Ostende auch um Sicherheitsfragen gehen, denn schließlich sind Offshore-Windparks mittlerweile strategisch so wichtig wie Gasfelder oder Kernzentralen, erinnert De Standaard.
Boris Schmidt