"IPCC warnt vor dem Verfehlen des 1,5 Grad-Ziels – Weltklimarat fordert drastische Schritte", fasst das GrenzEcho den jüngsten Bericht des Weltklimarats IPCC zusammen. "Der IPCC schlägt Alarm, nennt aber auch Lösungen", so Le Soir. "'Es gibt genug Wohlstand auf der Welt, um die Klimatransition zu finanzieren'", bringt L'Echo ein Zitat eines IPCC-Experten auf Seite eins.
In der mittlerweile sechsten Ausgabe seines globalen Syntheseberichts betont der Weltklimarat vor allem die realistischen und fast schon greifbaren Lösungen für das Problem des Klimawandels, so Le Soir in seinem Leitartikel. Denn es gibt sie, die technisch machbaren, wirtschaftlich erschwinglichen und für die Bevölkerung akzeptablen Lösungen, wir reden hier wirklich nicht von Science-Fiction-Ideen. Aber diese Lösungen müssen viel schneller kommen, sie müssen politisch stärker unterstützt und kräftiger finanziell angeschoben werden. Wir wissen ja, was unternommen werden muss, manchmal haben wir sogar schon damit begonnen. Aber eben zu zaghaft, wir fahren noch immer mit angezogener Handbremse, aus Rücksicht auf die Interessen bestimmter Gruppen. Das Klima ist kein Problem für andere, es betrifft uns alle. Und es ist eine Herausforderung, um die es auch bei den Wahlen gehen muss, fordert Le Soir.
Zu wenig, zu langsam, zu desinteressiert
Das geht alles viel zu langsam, wettert auch Gazet van Antwerpen. Noch immer fließen viel zu viele Milliarden Euro an öffentlichen Geldern in die Produktion fossiler Energieträger. Noch immer investieren Öl- und Gasfirmen viele Milliarden in die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder. Viele Milliarden also, die nicht in nachhaltige Energien fließen. So werden wir den CO2-Ausstoß nie unter Kontrolle bekommen. Die Produzenten fossiler Energien sind, auch dank staatlicher Unterstützung, weiterhin einfach zu mächtig. Die Regierungen haben nicht genug Mut, um echte, große Schritte vorwärts zu tun, und viele Bürger haben Angst vor Neuerungen, beklagt Gazet van Antwerpen.
Der Bericht des Weltklimarats überrascht inhaltlich nicht, alle Warnungen sind seit Langem bekannt, schreibt L'Avenir. Was aber immer wieder überrascht, ist die Teilnahmslosigkeit, mit der viele Menschen auf diesen Klima-Horror-Katalog reagieren, dem wir immer weniger entkommen können. Es ist wirklich symptomatisch, dass niemand auf die Straße geht, um seine Sorge über das Dahinschmelzen der Biodiversität herauszuschreien, um gegen die Nahrungsmittelunsicherheit zu protestieren, gegen die Probleme bei der Versorgung mit Trinkwasser oder gegen die Tatsache, dass immer mehr Landstriche schlicht unbewohnbar werden. Die Menschen müssen endlich aufstehen, damit sich etwas bewegt. Aber das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben, wenn man sich vor Augen hält, dass der letzte Klimaaufstand sich darauf beschränkt hat, etwas Suppe auf ein Gemälde von Van Gogh zu schütten, giftet L'Avenir.
Von "too big to fail" zu "too big to save"?
Die meisten Leitartikel befassen sich jedoch mit der Übernahme der angeschlagenen Bank Credit Suisse durch die Schweizer Großbank UBS: Für die Wirtschaftszeitung L'Echo handelt es sich hierbei um eine Hochrisiko-Hochzeit. Het Belang van Limburg nennt es eine Zwangsheirat – aber die einzige Lösung aus Sicht der Schweizer. Allerdings musste die Schweiz der UBS ihre neue Braut durch Garantien und Ausnahmen erst schmackhaft machen. Die Mega-Fusion hat zwar zunächst Schockwellen an den Börsen ausgelöst, aber die haben sich mehr oder weniger wieder gelegt, eine neue Bankenkrise scheint also – zumindest für den Augenblick – abgewendet. Aber der Fall Credit Suisse muss ein Weckruf sein: Ist das Vertrauen von Kunden und Anlegern erst einmal weg, kann kaum noch rettend eingegriffen werden. Außerdem schafft die Übernahme ein weiteres Problem, sie bringt eine der größten Banken der Welt hervor. Dadurch wird sie nicht nur "too big to fail", also zu groß, um sie scheitern zu lassen, sondern auch "too big to save", zu groß, um sie notfalls retten zu können, warnt Het Belang van Limburg.
Eine Katastrophe ist verhindert worden, stellt De Tijd fest. Allerdings musste die Schweizer Regierung dafür sehr weit gehen. Nicht nur durch finanzielle Garantien, sondern auch durch das Brechen diverser gesetzlicher Regelungen. Eigentlich war doch nach der Bankenkrise 2008 für solche Fälle ein Drehbuch verfasst worden. Für den Papierkorb, wie wir nicht nur am Fall der Credit Suisse sehen, sondern auch bei der amerikanischen Silicon Valley Bank. Die Absichten mögen zwar gut sein, aber das ändert nichts daran, dass es sich um Willkür handelt, die statt der erhofften Stabilität langfristig noch mehr Unruhe in das Finanzsystem bringen wird, befürchtet De Tijd.
Der Keim für die nächste Krise ist schon gelegt
La Libre Belgique ärgert sich vor allem darüber, dass die Manager der Credit Suisse all die Jahre fleißig weiter ihre großzügigen Boni bekommen haben, obwohl ihre Bank immer stärker ins Schlingern geriet. Auch die jetzigen Manager werden ihre Boni behalten dürfen. Wo sind denn ihre tollen Leistungen, die diese exzessiven Zahlungen rechtfertigen würden? Dieses System ermuntert solche Menschen doch nur, immer größere Risiken einzugehen, kritisiert La Libre Belgique.
Die jetzige Krise ist die Nagelprobe, um zu sehen, ob die nach 2008 aufgestellten Regeln ausreichen werden, um zumindest die europäischen Banken zu schützen, meint De Morgen. Versagen ist dabei keine Option, denn das würde bedeuten, dass der Staat – und damit wir – die Rettung bezahlen müssten. So wie es bereits in den Vereinigten Staaten und in der Schweiz der Fall ist. Die Tatsache, dass Banken zu wichtig sind, um sie pleitegehen zu lassen, trägt dabei schon den Keim für die nächste Krise in sich. Denn trotz aller Regeln ermuntert das dazu, die Grenzen zu überschreiten zwischen Risiken eingehen und Leichtsinn, betont De Morgen.
Boris Schmidt