"Immer mehr Restriktionen für chinesische Touristen wegen der vielen Corona-Fälle im Land", titelt Gazet van Antwerpen. "Jetzt, da Chinesen wieder reisen dürfen, denkt man überall anderswo wieder über Reisebeschränkungen nach", bringt es De Tijd auf den Punkt. "Coronavirus – Die Reise-Lockerungen für Chinesen bereiten dem Rest der Welt Sorgen", schreibt auch L'Echo auf Seite eins; "und die USA verlangen einen Test bei der Einreise", fügt das Blatt hinzu.
Die Zentralregierung in Peking hat viele der restriktiven Corona-Maßnahmen in China aufgehoben. Unter anderem dürfen Chinesen ab jetzt auch wieder reisen. Durch die Lockerungen ist die Zahl der Neuinfektionen aber regelrecht explodiert. Und das bereitet eben dem Rest der Welt Sorgen.
Und wie sieht es in Belgien aus? "(Noch) gibt es keine Testpflicht für chinesische Touristen", titelt Het Nieuwsblad. Bislang heißt es dazu aus dem Kabinett von Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke lediglich, dass die Bevölkerung in Belgien auch dank der gelungenen Impfkampagne ausreichend geschützt sei.
"Tout ça pour ça" – Die chinesische Null-Covid-Strategie
Die chinesische Zentralregierung hat auf der ganzen Linie versagt, meint sinngemäß Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Drei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie ist das Land noch keinen Schritt weiter. Weil China auf die falsche Strategie gesetzt hat. Null-Covid: Jeder neue Fall sorgte gleich dafür, dass die Bewohner ganzer Stadtviertel eingesperrt wurden. Und jetzt? Jetzt werden mit einem Mal alle Schleusen geöffnet; und die Zahl der Neuinfektionen geht sofort durch die Decke.
Im Moment jedenfalls erinnern die Bilder aus dem Reich der Mitte doch sehr an die Anfangszeit der Pandemie in Europa. Die Anstrengungen der letzten Jahre waren also völlig umsonst. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die chinesische Regierung hält nach wie vor Informationen zurück. Was da genau passiert, das weiß keiner. Kein Wunder, dass einige Staaten in der Welt Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Le Soir kann sich eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen. "Tout ça pour ça", viel Aufwand für ein schrecklich mageres Ergebnis, meint das Blatt. Wir erinnern uns: Vor knapp drei Jahren wollten uns die Diktaturen mal zeigen, wie man seine Bevölkerung schützt. Mit Maßnahmen eben, die man nur in Diktaturen durchsetzen kann. Da konnte es so wirken, als hätte China die Pandemie im Griff, während durch die Demokratien ein Hauch von Panik wehte. Jetzt hat sich das Blatt aber gewendet. Jetzt musste Machthaber Xi Jinping angesichts massiver Proteste quasi über Nacht von seiner Null-Covid-Strategie abrücken. Und mit einem Mal steht China genau da, wo wir im Frühjahr 2020 standen. Das Regime bekommt hier auch mal seine Grenzen aufgezeigt.
Testpflicht für Reisende aus China!
Statt das offensichtliche Scheitern des autoritären Regimes in Peking hervorzuheben, sollte uns das Ganze aber auch vorsichtig machen, mahnt La Libre Belgique. In China ist die Epidemie völlig außer Kontrolle geraten. Nur: Je schlimmer die Lage wird, desto weniger erfährt der Rest der Welt. Es werden keine verlässlichen Statistiken veröffentlicht, und auch nicht die Ergebnisse von Genanalysen der Virusstämme. Frage ist also: Was ist da wirklich los im Reich der Mitte? Vielleicht grassiert dort längst eine neue Virus-Variante. Es wäre wesentlich beruhigender, wenn Reisende aus China an den Flughäfen präventiv getestet würden. Länder wie Japan, Indien oder die USA planen schon solche Maßnahmen. Und worauf wartet Europa?
De Tijd sieht das ähnlich. Das größte Problem ist der absolute Mangel an Transparenz. Denn, angesichts der dramatischen Bilder aus China kann man tatsächlich vermuten, dass Peking uns mal wieder nicht die ganze Wahrheit sagt. Es sieht sehr danach aus, als treibe da eine neue Virus-Mutation ihr Unwesen. Und, damit verbunden, stellt sich dann gleich die Frage, ob wir in Europa wirklich ausreichend davor geschützt sind. Im Moment kann das niemand sagen, eben weil die Chinesen nicht kommunizieren. Die Einführung einer Testpflicht für Reisende aus China würde also aller Wahrscheinlichkeit nach für mehr Klarheit sorgen.
Nichts hinzugelernt!
"Wie naiv kann man sein!", ereifert sich Het Nieuwsblad. Die chinesischen Behörden lügen offensichtlich wieder, dass sich die Balken biegen. Offiziell war gestern von drei Corona-Toten die Rede; inoffiziellen Quellen zufolge waren es in Wahrheit rund 5.000. Entsprechend ist es nicht gerade sehr beruhigend, wenn man den Eindruck haben muss, dass unsere Politiker und Experten den Zahlen vertrauen, die aus Peking kommen. In Wahrheit weiß niemand, was für eine Virusvariante da gerade in China eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Und doch halten unsere Gesundheitsbehörden neue Vorbeugemaßnahmen für unnötig. Haben wir denn wirklich nichts hinzugelernt? Haben wir vergessen, wie die Pandemie angefangen hat? Es gibt vielleicht keinen Grund zur Panik, aber doch mindestens zur Vorsicht.
Ryanair: Moderne Sklaverei!
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit dem für dieses Wochenende angekündigten Streik des Kabinenpersonals der Billigfluggesellschaft Ryanair. Klar: Hier sind die 19.000 Fluggäste mal wieder die Dummen. Aber das Personal hat doch eigentlich Recht. Mal ehrlich: Wer für 85 Euro einen Hin- und Rückflug nach Barcelona oder Lissabon bucht, der muss doch ahnen, dass da was nicht stimmen kann. Und wer genau hinschaut: Von den angeblich "belgischen" Stewardessen und Stewards sind die wenigsten tatsächlich von hier. Die meisten kommen aus Ländern, in denen sie weniger verdienen würden. Was aber kein Grund sein darf, den Menschen in Belgien nicht den hier gesetzlich verankerten Mindestlohn zu zahlen.
Was Ryanair macht, das läuft auf moderne Sklaverei hinaus. Und jeder, der ein Ticket kauft, unterstützt dieses System. "Brauchen Sie noch einen Neujahrsvorsatz für 2023?", wendet sich Het Laatste Nieuws an seine Leser: "Fliegen Sie nicht mehr mit Ryanair!".
Roger Pint