"Rishi Sunak wird neuer britischer Premierminister", meldet das GrenzEcho auf Seite eins. "Rishi Sunak muss Ordnung in das britische Chaos bringen", so der Aufmacher bei De Morgen. "Rishi Sunak muss knallhart sparen am elektoralen Abgrund", schreibt De Tijd. "Rishi Sunak – die Rückkehr des Pragmatismus in die Downing Street Nummer 10", meint L'Echo. "Rishi Sunak, die letzte Chance der Tories", kündigt Le Soir an.
Neben Rishi Sunak sieht man auf verschiedenen Titelseiten auch noch Prinzessin Elisabeth – die belgische Thronfolgerin feiert heute nämlich ihren 21. Geburtstag. Die Leitartikel befassen sich aber mit ganz anderen Themen.
Die Rückkehr eines totgeglaubten Phänomens
Zum einen spürt man noch immer die Nachwehen des Skandalspiels des RSC Anderlecht gegen Standard Lüttich. Hierzu hat La Dernière Heure eine ganz unmissverständliche Meinung: Das Verhalten dieser sogenannten "Fans" ist nicht hinnehmbar und schlicht kriminell. Solche Krawallmacher haben nichts in einem Stadion verloren. Jetzt heißt es: Handeln. Und zwar schnell. Bestrafen. Und zwar hart. Die Clubs müssen mitarbeiten, auch wenn die diesbezügliche Motivation weiter nicht sehr hoch scheint. Die bisherigen Strafen sind jedenfalls nicht empfindlich genug, um Hooliganismus und Krawallen einen Riegel vorzuschieben. Dann muss es eben mehr und systematischer Spiele vor leeren Rängen geben. Und wenn das nicht reicht, warum dann keine Punktabzüge für Clubs, die weiter die Augen vor dem Problem verschließen?, wettert La Dernière Heure.
Le Soir stellt fest, dass der lange fast totgeglaubte Hooliganismus wieder sein hässliches Haupt reckt, trotz aller Bemühungen der Innenministerin, der Pro League und zahlloser Sensibilisierungskampagnen. Die Tribünen sind wieder zu einer echten Gegenmacht geworden, einer Art unkontrollierbarer und zügelloser Macht, die über das Schicksal von Spielern und Trainern, ja selbst von Club-Präsidenten, entscheiden will, beklagt Le Soir.
Ministerin auf dem Glatteis
Insbesondere in Flandern sorgt derweil ein Vergewaltigungsfall an der Katholischen Universität Löwen für sehr viel Wirbel. Nicht nur wegen des Falls selbst und möglichen Fragen über den Umgang der Universität damit. Sondern vor allem auch, weil die flämische Regionalministerin Zuhal Demir (N-VA) Subsidien in Höhe von 1,4 Millionen Euro für die Universität blockiert, bis sich die KU Löwen zu ihrer Zufriedenheit erklärt hat.
Das Vorgehen Demirs erregt in doppelter Hinsicht Aufmerksamkeit, kommentiert Het Belang van Limburg: Zum einen wollte das Vergewaltigungsopfer unbedingt vermeiden, ins Rampenlicht gezerrt zu werden. Genau deshalb hatte es auch so lange geschwiegen. Mit ihrem Auftritt hat Demir das genaue Gegenteil erreicht. Hinzu kommt aber, dass sich die Ministerin juristisch aufs Glatteis begeben hat: Sie hat ihre Zuständigkeit für Tourismus genutzt für etwas, wofür sie nicht gedacht ist, nämlich die Aussetzung von touristischen Subsidien wegen eines aus ihrer Sicht personellen Fehlverhaltens der Universität, unterstreicht Het Belang van Limburg.
Demir ist auch flämische Justizministerin, erinnert De Tijd: Damit hat sie eigentlich auch die Aufgabe, zu zeigen, dass es die Richter sind, die Recht sprechen. Und dass es nicht Ministern zusteht, den Daumen zu heben oder zu senken. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Demir in dieser Hinsicht auffällig wird. Schon 2020 hatte sie öffentlich eine Strafe für einen Verdächtigen in einem Entführungsfall als zu gering kritisiert. Und erst im April hatte sie auf Twitter die Strafe eines verurteilten Vergewaltigers ebenfalls als zu mild gegeißelt. Der essenzielle Gedanke hinter der Gewaltenteilung ist, dass Richter unabhängig urteilen. Je schwerer die Taten, desto wichtiger ist es, dass die Spielregeln auch eingehalten werden, mahnt De Tijd.
Das Problem ist ein grundlegendes Problem
Het Laatste Nieuws sieht das Verhalten der Regionalministerin ebenfalls zumindest potenziell problematisch, genauso wie auch das Verhalten der Universität. Die Zeitung nimmt aber auch explizit die Justiz in die Verantwortung: Geschlagene vier Jahre hat es gedauert, um über eine Vergewaltigung zu urteilen. Das ist ein viel zu langer Leidensweg für das Opfer. Das ist sehr schmerzlich – und das muss besser werden! Das wäre doch etwas, worüber sich Justizministerin Demir zu Recht aufregen könnte, stichelt Het Laatste Nieuws.
Gazet van Antwerpen rückt ebenfalls das Opfer in den Mittelpunkt und spricht von einem allgemeinen Problem: Was betroffen macht, ist einmal mehr die absolute Ohnmacht des Opfers, nicht nur während der Tat, sondern auch danach. Wie so viele Opfer sexueller Gewalt hatte auch diese junge Frau eine Todesangst, dass ihre Geschichte an die Öffentlichkeit gelangen könnte. Und weil sie die Öffentlichkeit scheute, passierte nichts. Es scheint immer die gleiche furchtbare Entscheidung sein zu müssen: Entweder man reicht Klage ein und setzt einen Prozess in Gang, für den vor allem Frauen sehr stark sein müssen. Oder man schweigt und die Welt scheint sich wie gewohnt weiterzudrehen. Ist diese fatalistische Einschätzung wirklich hinnehmbar? Sollten wir nicht darüber nachdenken, wie man hierzulande besser mit Vergewaltigungen umgehen könnte? Hier ist definitiv viel Luft nach oben, findet Gazet van Antwerpen.
Die Willkür des belgischen Energiesektors
Het Nieuwsblad befasst sich in seinem Leitartikel mit der Frage, warum der Gaspreis zwar seit August stark fällt, die Belgier davon aber nichts auf ihren Rechnungen merken: Die Entwicklung des Gaspreises übertrifft doch selbst die optimistischsten Vorhersagen. Aber die Energielieferanten tricksen mit ihren Preisen. Wieder und wieder erzählen sie uns die gleichen Geschichten über die angebliche Volatilität der Märkte, dass die Preise beim kleinsten Problem jederzeit wieder in die Höhe schießen könnten, dass vielleicht bald eine Kältewelle kommt, dass Norwegen seine Gasförderung reduziert, dass die Öltanker aus Katar sich verspäten und so weiter und so fort. Derweil haben aber immer mehr Menschen Schwierigkeiten, die hohen Vorauszahlungen zu leisten. Wer sich in das undurchsichtige Labyrinth begibt, um herauszubekommen, wie viel er tatsächlich korrekterweise pro Monat zahlen sollte, wird von den Firmen von Pontius zu Pilatus geschickt. Es gibt keinen einzigen Grund mehr, an so hohen Vorauszahlungen festzuhalten. Punkt. Dass sich nichts bewegt, liegt einzig und allein daran, dass die Energiefirmen das hierzulande können. In anderen europäischen Ländern ist das nicht so. Denn dort gibt es eine Deckelung der Preise, an die sich die Energiefirmen halten müssen. Ein Regulator, der der Willkür des Sektors in Belgien Einhalt gebietet, wäre also sicher nicht die schlechteste Idee, betont Het Nieuwsblad.
Boris Schmidt