"Es wird die wärmste Woche des Jahres", titeln Het Laatste Nieuws und das GrenzEcho. "Hitzerekord in dieser Woche!", warnt auch La Dernière Heure. "Noch sicher zwölf Tage Hecheln und Schwitzen", sagt sogar Het Nieuwsblad voraus.
Nach einigen sogenannten "Hitzespitzen" im Juni und Juli erwartet uns jetzt eine richtige Hitzewelle. Das Königliche Meteorologische Institut (KMI) spricht von einer Hitzewelle, wenn die Temperaturen an fünf Tagen in Folge über 25 Grad liegen und davon an drei Tagen über 30 Grad. Ab Mittwoch gilt Hitzewarnstufe Orange. Und das Ganze könnte wohl noch länger dauern. Das KMI sagt für die nächsten zwölf Tage Temperaturen von 25 Grad und mehr voraus.
Das Undenkbare wird Wirklichkeit
Jetzt also auch noch eine Hitzewelle, beklagt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Eine schlechte Neuigkeit ist das, weil es nämlich knochentrocken ist. Diese extreme Dürre ist eine weitere in einer ganzen Serie von Krisen. Wobei der Umgang mit dieser Trockenheit doch stark an das Management der Corona-Krise erinnert. In beiden Fällen ist es nämlich so, dass die Behörden mehr und mehr zögern, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen. In beiden Fällen verstecken sich die Politiker gerne hinter Experten, die dann für die Bekanntgabe schlechter Neuigkeiten zuständig sind. Und in beiden Fällen ist die Kommunikation verwirrend. Das Verbot, den Rasen zu sprengen, ist plötzlich symbolisch. In den letzten Jahren war es noch absolut nötig. Jetzt wird also an die Eigenverantwortung der Bürger appelliert. Corona und die Klimaerwärmung haben aber eines gemeinsam: Es sind Extreme, gegen die man sich am besten wappnet. Symbolische Maßnahmen reichen da nicht.
Zumal zumindest die aktuelle Trockenheit nur der Anfang ist, warnt L'Avenir. Sie ist der Vorbote einer neuen Zeit, auf die wir uns einstellen müssen. Auch hierzulande steigt die Waldbrandgefahr. Wahrscheinlich wird man auch in Belgien über die Anschaffung von Löschflugzeugen nachdenken müssen. Das Undenkbare wird Wirklichkeit. Was unverständlich ist: Wir sind in diesem Land lediglich "freundlich dazu aufgerufen", sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Wir sollten uns aber nicht in die Tasche lügen. Auch wir werden auf Dauer nicht daran vorbeikommen, mit unserem Trinkwasser vernünftiger umzugehen.
Ganz andere Geschichte auf Seite eins von Le Soir: "Die Unternehmen bereiten sich auf die Gasknappheit vor", schreibt das Blatt. Zwar ist Belgien nur sehr bedingt abhängig von russischem Gas. Dennoch bereiten sich viele Firmen auf mögliche Rationierungen vor und suchen nach möglichen Alternativen. "Doch das ist nicht so einfach", meint Le Soir, "eine Wunderlösung gibt es nämlich nicht".
Caroline Pauwels – ein Vorbild für alle
Einige Zeitungen nehmen Abschied von der ehemaligen Rektorin der Freien Universität Brüssel VUB, Caroline Pauwels. Pauwels starb am Wochenende im Alter von 58 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. "Die Frau, die radikal positiv dachte", so die Schlagzeile von De Standaard. Het Laatste Nieuws nennt sie "die Rektorin, der das Lachen nie verging".
Auch einige Leitartikler, und das sowohl in flämischen als auch in frankophonen Zeitungen, bringen eine veritable Hommage an die verstorbene Ehrenrektorin der VUB. Caroline Pauwels war eine inspirierende, energische und zugleich liebenswerte Persönlichkeit, erinnert sich La Libre Belgique. Sie verabscheute Verallgemeinerungen und hielt humanistische und demokratische Werte hoch. Sie machte aus jeder Begegnung einen Moment des gegenseitigen Teilens und der Bereicherung. Und das auch noch, als die Krankheit längst Besitz von ihr ergriffen hatte. Niemand weiß, wie er oder sie auf eine solche Perspektive reagieren würde. Caroline Pauwels kann uns allen ein Vorbild sein. Bis zu ihrem letzten Atemzug hat sie Saatkörner des Humanismus ausgesät. Sie hat bewiesen, dass man trotz Krankheit und trotz körperlicher Schmerzen sein Engagement fortführen und mit gutem Beispiel vorangehen kann.
Mut zur Grauzone
Le Soir hält seinerseits eine "Ode an Caroline". Sie war eine dieser beharrlichen, weitsichtigen und deshalb so nötigen Persönlichkeiten. Sie war nicht nur die ehemalige Rektorin der VUB, sondern eine von denen, die die Welt verändern wollen. Mit ihrer Energie. Mit ihren Träumen. Mit ihrer Empörung. Wobei sie nie zynisch, sondern immer hochherzig war, mit einer ansteckenden Hingabe. Sie kämpfte für Inklusion, gegen Diskriminierung, wollte aus Brüssel eine offene, multikulturelle Stadt machen. Ihr verdanken wir den Glauben daran, dass man tatsächlich Berge versetzen kann.
De Standaard nennt Caroline Pauwels eine Grande Dame. Unerschrocken war sie, getrieben durch humanistische Werte. Von ihrer Krankheit ließ sie sich nicht unterkriegen. Und inspirierte damit mehr denn je ihre Mitmenschen. Sie war eine regelrechte Lichtgestalt. Ihr Lebensmotto könnte man zusammenfassen mit dem Begriff "le courage de la nuance", also Mut zur Grauzone, eine Absage ans Schwarz-Weiß-Denken. Politiker sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Insbesondere am Vorabend der x-ten Hitzewelle, die uns bevorsteht. Sie sollten sich nicht von dem Gefühl übermannen lassen, dass man ohnehin nichts dagegen machen kann. Das ist der wahre Verantwortungssinn. Caroline Pauwels war eine lupenreine Possibilistin: Vielleicht wird die Welt nicht besser, aber zumindest sollten wir versuchen, sie besser zu machen.
Roger Pint