"Zwischen Hoffen und Bangen – auch das Jahr 2021 wurde vom Coronavirus bestimmt", so der große Aufmacher beim GrenzEcho. "Eine fünfte Welle, um das Jahr zu beginnen", steigt L'Avenir mit der wohl Omikron-bedingten Trendwende bei den Corona-Fallzahlen ein. "Noch einmal großen Applaus", fordert Het Laatste Nieuws noch ein letztes Mal für dieses Jahr zur Würdigung des Gesundheitspersonals auf.
Was für ein Jahr
Hier sind wir wieder, quasi bereit, die Tür zu 2021 zuzuziehen, kommentiert Het Belang van Limburg. Und was für ein bewegtes Jahr war das wieder! Dominiert wurde es von Covid, dann gab es noch die schweren Überschwemmungen und einen Bison-Mann in Amerika. So ein verrücktes Jahr, wie wir es in den vergangenen zwölf Monaten erlebt haben, hätte man sich nicht ausdenken können!
Was für ein Jahr. Als es begann, waren wir voller Zuversicht, dass wir Corona zu seinem Ende im Griff haben würden. Nachher ist man immer klüger, haben wir wieder gelernt, diesmal geschah es auf die harte Tour, zieht das GrenzEcho Bilanz und spiegelt damit auch den Tenor vieler anderer Zeitungen wider. Das Virus alleine hätte genügt, das Jahr 2021 zu einem dieser Jahre zu machen, die man am liebsten so schnell wie möglich vergisst. Doch dann kam, zumindest für viele Menschen von der Eupener Unterstadt bis nach Lüttich und Köln und bis ins Ahrtal, eine Jahrhundertflut, die zusätzliche tiefe Narben hinterließ.
Dennoch sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Beide Krisen haben uns Menschen auch unsere Machtlosigkeit aufgezeigt. Vor allem die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie fragil die Grundlagen unseres Zusammenlebens sind und wie schnell gewisse gesellschaftliche Errungenschaften ins Wanken geraten können, so das GrenzEcho.
Wir können zumindest träumen..
L'Avenir formuliert einen hypothetischen Jahresrückblick auf 2022: Nachdem das x-te Konzertierungsausschuss-Chaos zu noch mehr Misstrauen in der Bevölkerung geführt hat, haben sich alle politisch Verantwortlichen an einen Tisch gesetzt. Sie haben ihre parteipolitischen Manöver hinter sich gelassen und es geschafft, endlich ein Gleichgewicht zu finden zwischen der Volksgesundheit, dem Schutz des Gesundheitssystems, dem Wunsch der Menschen, zu einem normalen Leben zurückzukehren und den Empfehlungen der Experten. Mit diesem überlebensnotwendigen Befreiungsschlag haben es die Politiker geschafft, die während der Pandemie entstandenen Risse in der Gesellschaft zu kitten. Auch in Sachen Flüchtlingspolitik, Klimawandel und vielen anderen schwierigen Dossiers haben es die Verantwortlichen 2022 geschafft, gemeinsam vorwärts zu gehen. Werden wir so etwas in einem Jahr tatsächlich schreiben können? Wir können zumindest davon träumen. Und die Bürger sollten sich in Erinnerung rufen, dass auch sie dabei eine Rolle zu spielen haben, appelliert L'Avenir.
Gazet van Antwerpen wünscht den Menschen dieses Mal keine Welt ohne Covid-19, denn die Zeitung ist nach eigener Aussage weiser geworden und weiß deswegen, dass niemand vorhersagen kann, wie lange wir noch mit dem Virus leben müssen. Stattdessen wünscht sie allen Mut und vor allem auch die Widerstandkraft, um mit dem Virus und allen seinen Varianten zu leben – und dabei glücklich zu sein. Diese Widerstandkraft haben wir uns in den vergangenen zwei Jahren trotz aller angriffe nicht kaputtmachen lassen. So soll es bitte auch im neuen Jahr bleiben, wünscht sich Gazet van Antwerpen.
Hoffnung und Gelegenheiten
De Morgen stellt den Begriff "Hoffnung" in den Mittelpunkt seines Leitartikels: Neben all der Unsicherheit, dem Frust und den bösen Überraschungen hat es auch Entwicklungen zum Guten gegeben: zum Beispiel, dass es hierzulande keinen harten Lockdown gegeben hat, dass die Impfkampagne fast schon überraschend gut gelaufen ist, dass unsere Gesellschaft lernt, mit dem Virus zu leben. Wir wissen natürlich nicht, was Covid-19 noch für uns in petto haben wird. Aber es geht Schritt für Schritt voran. In diesem Sinne kann man sagen, dass die Hoffnung für das kommende Jahr realistischer und machbarer scheint als die naive Hoffnung, die wir vor 365 Tagen hatten, meint De Morgen.
Wir haben dieses Jahr auch gelernt, dass menschliche Werte, gegenseitige Hilfe und Respekt essenziell sind, unterstreicht La Libre Belgique. Wie wichtig, ja unentbehrlich die Krankenhäuser und die dort arbeitenden Menschen sind. Wir können aus dieser unendlich scheinenden Nacht stärker und solidarischer hervorgehen. Entmutigung, Resignation, Wut, Zurückweisung, Ausgrenzung, Fanatismus, Verschwörungsdenken – all das droht uns zu überwältigen. Aber solch ein Verhalten führt nirgendwohin. Stattdessen sollten wir auf die Hoffnung und auf den Glauben in die Zukunft und in das Gute im Menschen setzen, empfiehlt La Libre Belgique.
Eine Krise bringt oft auch Gelegenheiten, die man ergreifen sollte, paraphrasiert Le Soir Winston Churchill. Aber um diese nutzen zu können, brauchen wir vor allem eines: Zusammenhalt. Jeder von uns kann Chancen nutzen und es ist nach vorne schauen, was uns und unsere Mitmenschen voranbringt. Lasst uns realistisch sein im neuen Jahr. Aber auch erfinderisch und ab und zu auch ein bisschen utopisch.
In diesem Sinne wünscht Ihnen auch das gesamte Team des BRF-Studios in Brüssel an dieser Stelle einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Boris Schmidt