"8.000 Teilnehmer – Schon wieder Randale während Demonstration gegen Maßregeln in Brüssel", fasst Gazet van Antwerpen den gestrigen Protest gegen die Corona-Politik zusammen. "Brandanschlag auf DG-Politiker", greift das GrenzEcho einen Angriff am Wochenende auf das Privathaus des ostbelgischen EU-Abgeordneten Pascal Arimont auf. "Der Konzertierungsausschuss hat Wunden geschlagen, kann das Corona-Barometer Rettung bringen?", rundet Het Belang van Limburg die wichtigsten aktuellen Corona-Schlagzeilen ab.
Der Wurf dieses Brandsatzes ist eine menschenverachtende Straftat, deren Autoren hoffentlich ausfindig gemacht und nach dem Gesetz bestraft werden, betont das GrenzEcho. Es wäre aber gefährlich, die vielen Demokraten, die aus nachvollziehbaren und reflektierten Gründen einer Impfung gegen das Coronavirus skeptisch gegenüber stehen, pauschal mit Kriminellen in einen Sack zu stecken und undifferenziert drauf zu hauen. Die müssen sich aber auch selbst vor einer Instrumentalisierung durch Extremisten und Spinner schützen. Keine Frage: Die Impfung ist der bislang wirksamste Schutz, aber sie bedarf regelmäßiger Auffrischungen und sie verhindert auch nicht, dass Geimpfte andere anstecken. Mehr denn je müssen wir uns und andere weiter schützen mit den bekannten Mitteln: Abstand, Masken und Hygieneregeln. Das Virus wird so schnell nicht verschwinden. Das ist schlimm genug. Es wäre aber noch eine viel größere Katastrophe, wenn ihm die Grundlagen unseres friedlichen Zusammenlebens zum Opfer fallen würden, warnt das GrenzEcho.
Aufmerksamkeit und Respekt
Wir müssen uns davor hüten, dieser "Gegenbewegung" zu viel Bedeutung zuzumessen, kommentiert Gazet van Antwerpen. Aus jedem Update des Motivationsbarometers geht hervor, dass die Mehrheit der Menschen bereit ist, sich an die Schutzmaßregeln zu halten und das auch tut. Egal, wie enttäuscht viele Bürger auch sind über die politische Entschlusslosigkeit, egal, wie schwer sie Corona auch im Alltag belastet, und egal, wie voll sie die Nase von den Einschränkungen haben. Protest ist nicht abnormal in so schlimmen Zeiten wie jetzt gerade, Irritation und Mutlosigkeit sind selbstverständlich und politische Spaltung vielleicht unvermeidlich. Aber viel wichtiger sind all die Menschen, die immer das tun, was sie tun müssen, um dieses Elend so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Bekommen diese Menschen genug Aufmerksamkeit? Und genug Respekt?, fragt Gazet van Antwerpen.
Ist die Lektion gelernt worden?
Nicht die Gefahr von rechts oder islamistische Extremisten bereiten aktuell am meisten Sorge. Sondern das aufgeheizte und polarisierte Klima rund um die Corona-Regeln, hebt De Morgen eine Warnung des Antiterrorstabs Ocam hervor. Die vielen Alarmrufe müssen jedem Demokraten Sorgen machen, denn sie weisen auf ein tiefsitzendes Vertrauensproblem in der Gesellschaft hin. Ein erster entscheidender Schritt ist deshalb, das Vertrauen wieder aufzubauen. Dafür muss die Politik ein klareres Corona-Barometer ausarbeiten. Das sorgt für Vorhersagbarkeit und Kontrolle – und damit auch für mehr Ruhe. Ein Barometer ist bereits letztes Jahr ausgearbeitet worden – und dann wieder verworfen worden, vor allem, weil die Politiker sich in ihrer Autonomie bedroht fühlten. Jetzt liegt das Barometer erneut auf dem Tisch. Lasst uns hoffen, dass die Verantwortlichen dieses Mal ihre Lektion gelernt haben, so De Morgen.
Het Laatste Nieuws kommt noch einmal auf den letzten Konzertierungsausschuss zurück und kritisiert die allgegenwärtigen Lecks, das Durchstechen von Informationen, bevor überhaupt etwas beschlossen worden war. Die Pressekonferenz, bei der sich der föderale Gesundheitsminister dann noch von den Maßnahmen distanzierte, half auch nicht. Das ist nicht die Art und Weise, um eine Basis für die Corona-Politik in der Gesellschaft zu schaffen. In so einer Krise ist Einstimmigkeit essenziell, Lecks sind kontraproduktiv und zerstören zudem noch das Gleichgewicht zwischen den Experten und Politikern. Zusammenarbeit und Führungskraft – diese Kombination ist der einzige Damm gegen extremistische Bewegungen und opportunistische Parteien, die alles dafür tun, um Profit aus der allgegenwärtigen Verzweiflung zu schlagen, ist Het Laatste Nieuws überzeugt.
Tiefe Wunden
Der Konzertierungsausschuss hat sehr tiefe Wunden geschlagen, stellt Het Nieuwsblad fest. Die Politiker werden sich wieder vertragen, sie haben keine andere Wahl. Aber für die Menschen im Gesundheitswesen ist der Konzertierungsausschuss ein Kinnhaken gewesen. Und diese Verletzung wird sehr schwierig zu heilen sein. Die Versicherung der politisch Verantwortlichen, dass der Schutz des Gesundheitssystems prioritär bleibt, klingt hohl. Sie scheinen die wenigen genommenen Entscheidungen schon wieder möglichst schnell vom Tisch fegen zu wollen. Sie denken schon wieder an Lockerungen für Weihnachten und Co. Das zeugt von einer enormen Kurzsichtigkeit.
Das Gesundheitspersonal geht seit bald 20 Monaten auf dem Zahnfleisch. Sehr viele von ihnen wollten schon vor der vierten Welle wegen des Corona-Drucks das Handtuch werfen. Dazu kommt jetzt noch die Enttäuschung über die Schutzmaßregeln, die der Konzertierungsausschuss nicht beschließen wollte. Ohne motiviertes Personal funktioniert die Infrastruktur nicht. Das will anscheinend niemand verstehen. Und niemand denkt an das Weihnachten und Silvester des Gesundheitspersonals. Vielleicht wird es ja was für ihr Ostern. Oder, wenn die Maßnahmen noch weiter abgeschwächt werden, vielleicht was für ihren Nationalfeiertag, giftet Het Nieuwsblad.
Boris Schmidt