"Debatte um Quarantäne für Schulklassen verlagert sich auf die Gemeinschaften", titelt Le Soir. "Brüsseler lassen sich nicht durch Corona-Pass zur Impfung verleiten", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Und De Morgen berichtet: "30 Milliarden Euro für neue europäische Pandemiebehörde".
Die Corona-Krise bleibt ein bestimmendes Thema in der Tagespresse. Für Het Laatste Nieuws ist es unverständlich, dass immer noch ganze Schulklassen in Isolation gehen müssen, wenn nur zwei Kinder dort infiziert sind. Egal, was die Experten sagen, es sind die Politiker, die die Regeln aufstellen und diese Regeln wirken wie in diesem Fall absurd. Warum verweigern wir diesen Kindern die Bildung?, fragt das Blatt. Um eine Ansteckung der wenigen Erwachsenen zu vermeiden, die sich nicht impfen lassen wollten? Denn kleine Kinder werden fast nie krank. Auch dem Gesundheitsminister dämmert, dass gesunde Kinder nach ein oder zwei Infektionen im Klassenzimmer nicht mehr zu isolieren sind.
Ein Ende der Pandemie, wenn nicht noch eine Variante kommt?
Genauso sieht es Het Nieuwsblad: Wiegt das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen nicht allmählich schwerer als die Erkenntnis, dass sie andere anstecken können?, fragt die Zeitung. Gleichzeit blickt Het Nieuwsblad auf den Corona-Pass und warnt davor, den Pass durch die Hintertür einzuführen. Etwa wenn immer mehr Einrichtungen einen solchen Pass verlangen. Het Nieuwsblad fordert politischen Mut für eine klare Entscheidung. Entweder der Pass ist in gewissen Situationen Pflicht oder nicht. Die überwiegende Mehrheit, also die Geimpften, hat ohnehin keine Einwände gegen den Corona-Pass. Es ist an der Zeit, einen Schlussstrich unter die Diskussion zu setzen.
La Dernière Heure spekuliert auf ein Ende der Pandemie, sofern nicht doch noch eine Corona-Variante den Impfschutz umgeht. Die Infektionszahlen gehen jedenfalls zurück und das nimmt weiter den Druck auf die Impfgegner. Sie könnten mit ihrem egoistischen Verhalten durchkommen, so das Blatt. Aber: Wenn alle so gehandelt hätten, ständen wir jedoch nicht da, wo wir jetzt sind.
Eine Erfolgsgeschichte auch dank der EU
De Standaard stellt in seinem Kommentar fest, dass immer weniger Menschen aus Osteuropa nach Belgien kommen, um hier zu arbeiten. Das ist zwar ärgerlich für die Arbeitgeber hierzulande, aber ein Beweis für die Erfolgsgeschichte in Polen, Ungarn und anderen ehemaligen Ostblockstaaten. Ihre Wirtschaft hat sich soweit entwickelt, dass die Menschen dort gute Arbeit finden. Das Wohlstandsniveau zwischen West und Ost hat sich angeglichen. Das wiederum haben die Länder auch der EU zu verdanken. Dass ausgerechnet Polen und Ungarn als Rebellen in der EU auftreten, ist daher besonders schade, findet De Standaard.
Vielleicht stimmt was mit den Energierechnungen nicht?
Die steigenden Energiepreise sind in der flämischen Presse das dominierende Kommentarthema. In der Corona-Krise hat die Regierung schon dafür gesorgt, dass 600.000 Haushalte zusätzlich in den Genuss eines Sozialtarifs für Energie kommen. Damit liegt die Gesamtzahl jetzt bei einer Million Haushalte. Dieser erweiterte Kreis soll weiter vom Sozialtarif profitieren, meint Energieministerin Tinne van der Straeten. 176 Millionen Euro kostet der ausgedehnte Sozialtarif den Steuerzahlern extra. Probleme einfach mit mehr Geld vom Steuerzahler zuzuschütten, kann aber nicht die Lösung sein, findet Gazet van Antwerpen. Die Zeitung schlägt vor, die staatliche Unterstützung für Haushalte direkt an die Preisentwicklung von Energie zu koppeln.
Het Belang von Limburg erinnert daran, dass ein Großteil der Energiekosten ohnehin Steuern und Gebühren sind, der Staat also selbst kräftig mitkassiert. Die Zeitung sieht hier den ersten Ansatz, die Energiepreise zu senken. Genauso argumentiert die Wirtschaftszeitung De Tijd. Sozialpolitik solle über die soziale Sicherheit umgesetzt werden, Energiepolitik über das Energiegesetz.
Auch De Morgen spielt auf Steuern und Gebühren an: Wenn eine Million Familien die normalen Energierechnungen nicht mehr bezahlen können, stimmt vielleicht etwas mit der Rechnung selbst nicht, meint das Blatt. Der beste Schutz gegen die Launen des Marktes ist es, sich weniger abhängig von ihm zu machen. Mit anderen Worten: Wer eine hohe Energierechnung vermeiden will, sollte sparsam mit Energie umgehen. Das ist sogar gut für das Klima!
Fußballclub mit Spitzenspielern keineswegs vorbildhaft
Ums Klima geht es auch Le Soir in seinem Kommentar, wenn auch aus einer anderen Richtung. Die Zeitung stört sich am Fußballclub Paris St. Germain, der seine Mannschaft mit einem Privatflugzeug von Paris nach Ostende bringt. Gleichzeitig fährt der Mannschaftsbus leer von Paris nach Ostende, um die Mannschaft dort abzuholen und nach Brügge zu fahren. In Brügge spielt die Mannschaft heute in der Champions League.
Le Soir bezeichnet den Verein um Spitzenfußballer wie Lionel Messi als abgehoben und abgekoppelt von einer Realität "weiter unten". Eine Realität, die von jedem verlangt, sich für das Klima einzusetzen, wo es nur geht und auf Auto und Flugzeug zu verzichten. Und dann gönnen sich Top-Fußballer mit Vorbildfunktion eine Flugzeugreise, um sich eine dreistündige Busfahrt zu ersparen. Das ist nicht von dieser Welt – ätzt Le Soir.
Olivier Krickel