"Corona-Pass, grünes Zertifikat, Tests: Der Stand der Dinge zu Ihren Ferien", titelt La Dernière Heure. "Gratis-Corona-Test, um auf Reisen zu gehen – Urlaubsländer überbieten sich gegenseitig, um am attraktivsten zu sein", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Die Jagd auf die Touristen ist eröffnet", so die Überschrift bei Het Nieuwsblad.
In Europa und darüber hinaus hat jetzt, da wieder mehr erlaubt ist, das Buhlen um die Touristen begonnen, kommentiert Gazet van Antwerpen. Und beim Kampf um die Urlauber wird nichts dem Zufall überlassen, beliebte Ziele wie Frankreich, Italien und Spanien sind bereit, sehr weit zu gehen. Gratis-Tests sind da fast schon selbstverständlich, über mögliche Lockerungen der Quarantäneregeln wird auffällig schnell gesprochen. Das überrascht nicht, schließlich ist Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für viele Länder und die letzten anderthalb Jahre waren dramatisch. Noch so eine Saison ist für sie keine Option.
Aber offenbar sind viele Länder bereit, dafür mehr als nur ein Auge zuzudrücken. Und damit steigt das Risiko, dass Reiserückkehrer das Virus wieder mitbringen. Umso wichtiger ist, dass Europa nicht trödelt beim "Corona-Pass". Sonst droht die Tür für eine neue Infektionswelle weit aufgestoßen zu werden. Und das können wir uns weder gesundheitlich noch wirtschaftlich erlauben, mahnt Gazet van Antwerpen.
Für die echte Befreiung muss mehr geimpft werden
Die Belgier überschlagen sich geradezu, um ihren Urlaub im Ausland zu reservieren, beobachtet auch La Dernière Heure. Es ist fast so, als ob das Coronavirus schon nicht mehr wäre als eine schlechte Erinnerung. Dabei scheint man zu vergessen, dass während wir in Europa unsere Freiheiten zurückbekommen, das Virus andernorts wütet. Siehe Indien und auch Taiwan. Jetzt könnte man natürlich antworten, dass Indien doch weit weg sei. Aber man muss nur auf die andere Seite des Ärmelkanals, nach Großbritannien schauen. Dort gibt es eine sehr große indische Gemeinschaft und die indische Variante des Virus greift dort bereits um sich.
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich die Variante von dort nicht auch zu uns ausbreiten wird und auch hier wieder für volle Krankenhäuser sorgen wird. Auch wenn die Situation nicht die gleiche ist wie vor einem Jahr, so sind wir doch noch immer unzureichend geschützt. Es muss so viel wie möglich geimpft werden. Nur so kann aus der kurzen Atempause dieses Sommers eine echte Befreiung werden, appelliert La Dernière Heure.
Kalte Platte mit Räucherlachs statt Omas Hackbraten
De Morgen kommt zurück auf einen kontroversen Vorstoß des flämischen Ministerpräsidenten Jan Jambon (N-VA): Gartenfeste mit mehr als zehn Personen bleiben auch nach Anfang Juni verboten. Außer, man heuert einen professionellen Catering-Service an. Also: Wenn Oma Hackbraten kocht, um das Familienfest nachzuholen, dann geht das nicht. Wenn der Partyservice hingegen Paella oder kalte Platte mit Räucherlachs reicht, dann darf das. Der grundsätzliche Gedanke, unter Auflagen wieder Dinge zu erlauben, ist ja löblich. Aber in der Praxis zeigt sich eben einmal mehr, zu welchen Absurditäten das führen kann.
Besonders sauer stößt dabei auf, dass mal wieder der sprichwörtliche kleine Mann der Dumme zu sein scheint. Der Zugang zur Küste wurde nur für Zugreisende eingeschränkt, nicht für Autofahrer. Entsprechendes gilt jetzt für Gartenfeste: Feiern nur, wenn man sich einen Caterer leisten kann. "Alle zusammen" heißt es immer, nun ja, das scheint für manche doch mehr zu gelten als für andere, kritisiert De Morgen.
Was für ein Schenkelklopfer, giftet auch Het Nieuwsblad. Der Vorschlag Jambons ist in dieser Krise der x-te Beweis, dass Politiker und auch Akademiker wenig über die Lebenswirklichkeiten der Durchschnittsmenschen wissen. Es wird oft gesagt, dass die Corona-Krise gnadenlos offenlegt, was in unserer Gesellschaft schiefläuft. Und das trifft ganz offensichtlich auch auf Weltfremdheit zu. Sie ist der rote Faden, der sich seit über einem Jahr durch die Entscheidungen zieht. Das Besorgniserregende an den Aussagen Jambons ist, dass er bei Weitem nicht der Einzige ist. So spiegeln die Vorgaben für ein Corona-sicheres Leben wider, wie Politiker und Experten selbst leben und wohnen, wettert Het Nieuwsblad.
Von Verhältnismäßigkeit kann keine Rede sein
Verschiedene Zeitungen kommentieren heute auch die Gewalt im Nahen Osten. Leidtragende sind auf beiden Seiten die Zivilisten, konstatiert das GrenzEcho. In den israelischen Städten, die in Reichweite der von der radikal-islamistischen Hamas abgefeuerten Raketen leben, und vor allem im Gazastreifen, wo weit mehr als das Zehnfache der Todesopfer im israelischen Kernland zu beklagen ist. Hier kann von einer Verhältnismäßigkeit der Vergeltungsmaßnahmen im Rahmen des Rechts des Staates Israel, sich gegen Angriffe gegen sein Territorium und seine Bürger zu verteidigen, keine Rede sein. Vor allem dann nicht, wenn man das alltägliche Leben vieler Palästinenser in die Rechnung einbezieht, angefangen mit der Vertreibung Hunderttausender Palästinenser im Jahr 1948, kurz nach der Gründung des Staates Israel, erinnert das GrenzEcho.
Ein Ausweg aus der Krise scheint immer aussichtloser, seufzt auch Het Belang van Limburg. Und dafür gibt es einen gewichtigen Grund: Gegen alle internationalen Regeln und Gesetze eignet sich Israel weiter Land an in Ost-Jerusalem und in den besetzten Gebieten. Palästinensische Gebiete, die Israel seit dem Sechstagekrieg 1967 kontrolliert. Obwohl nach geltendem internationalen Recht kein Besitz und Land beschlagnahmt werden dürfen, haben sich dort mittlerweile mehr als 600.000 Israelis dauerhaft angesiedelt.
Es ist diese Annektierungspolitik, die auch zum jüngsten Ausbruch der Gewalt geführt hat. In Ost-Jerusalem sollen einige palästinensische Familien durch israelische Gerichte vertrieben werden – auf Basis eines Vertrags aus dem Jahr 1875, laut dem zwei Rabbis das Land gekauft haben sollen. So kann man ethnische Säuberungen auch auf legalem Weg durchführen. Und auf diese Weise hat Israel das erreicht, was es schon lange wollte: eine Zweistaatenlösung unmöglich machen, klagt Het Belang van Limburg an.
Boris Schmidt
Die sogenannte Zweistaatenlösung ist nur ein Hirngespinst ohne Realitätsbezug. Die Hamas im Gazastreifen und die Autonomiebehörde im Westjordanland haben bisher doch nur ihre Regierungsunfähig unter Beweis gestellt. So ein Palästinenserstaat wäre sehr schnell gescheitert wie jetzt schon der Gazastreifen.