"Schuldig auf der ganzen Linie", titeln De Standaard, Het Nieuwsblad und De Morgen. "Der Polizist Derek Chauvin ist schuldig am Tod von George Floyd", schreibt Le Soir.
In Minneapolis in den USA haben die Geschworenen ihr Urteil im Fall George Floyd gefällt. Der Polizist Derek Chauvin wurde des Totschlags beschuldigt. Im vergangenen Jahr hatte er bei einer Kontrolle dem Afroamerikaner George Floyd die Luft weggedrückt, fast zehn Minuten lang. George Floyd hat die Aktion nicht überlebt. Der Polizist wurde von der Jury schuldig gesprochen und noch im Gerichtssaal festgenommen.
Diskussion um Sperrstunde der Terrassen
"Die Regierungen werden sich am Freitag mit dem Terrassenplan beschäftigen", schreibt derweil Het Nieuwsblad auf Seite eins. La Dernière Heure formuliert es ein bisschen schärfer: "Politische Schlacht um die Schließung der Terrassen", schreibt das Blatt.
Am Freitag kommt erneut der Konzertierungsausschuss zusammen. Die Vertreter aller Regierungen des Landes müssen dabei vor allem die genauen Modalitäten festlegen mit Blick auf die für den 8. Mai geplante Wiederöffnung der Horeca-Terrassen. Die Frage ist zunächst, wie lange die abends aufbleiben dürfen: Bis 20:00 Uhr? Bis 21:30 Uhr? Oder bis 23:00 Uhr? Diese drei Optionen stehen derzeit im Raum. Die Regierungen müssen aber auch noch andere Auflagen festlegen. "Höchstens mit sechs Personen am Tisch", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Auch das ist aber noch nicht endgültig geklärt.
Zu der Frage, wann genau die Sperrstunde festgelegt werden soll, meint Het Nieuwsblad: Sollten die Terrassen schon um 20:00 Uhr schließen müssen, dann stellt sich für die Horeca-Betreiber wirklich die Frage, ob sich das Ganze überhaupt lohnt. Eigentlich sollte der Konzertierungsausschuss doch die Lehren aus der Vergangenheit gezogen haben. Beispiel: Die sogenannten nicht-unentbehrlichen Geschäfte mussten zwar schließen, stattdessen wurde aber Terminshopping ermöglicht. Das allerdings war für viele Geschäftsleute eigentlich keine wirkliche Alternative. Die Kunden kamen einfach nicht mehr. Was lernen wir daraus: Öffnen, um wirklich "nur" zu öffnen, das bringt nicht viel. Wenn die Auflagen so streng sind, dass sich das Ganze unterm Strich kaum noch lohnt, dann wird eigentlich ein falsches Zeichen gesetzt.
Wenn es keinen Plan gibt, könnte die Kultur-Rebellion kommen
"Am Freitag liegt auch ein Plan für den Kultursektor auf dem Tisch", titelt Le Soir. Die Branche hat besagten Plan selbst ausgearbeitet und der Politik unterbreitet. Der Entwurf sieht eine schrittweise und vorsichtige Öffnung des Kultur- und des Eventsektors vor. Sollte der Konzertierungsausschuss den Plan ablehnen, dann drohen die Kulturschaffenden mit einem "Aufstand".
"Es ist die Geschichte einer angekündigten Explosion", meint Le Soir in seinem Leitartikel. Die Kultur und der Eventsektor insgesamt haben für die Politik in den letzten Monaten schlichtweg nicht mehr stattgefunden. Sie wurden nicht mal mehr erwähnt. Und es steht zu befürchten, dass es am Freitag auch wieder heißen wird: "Too little, too late", zu wenig, zu spät. Nur wollen die Betroffenen das so nicht mehr hinnehmen. Sie drohen mit offener Rebellion, wollen ihre Veranstaltungssäle dennoch spontan öffnen, dies freilich unter Einhaltung strenger Sicherheitsvorkehrungen. Ein solcher "Aufstand" wäre absolut nachvollziehbar. Zu lange hat man dem Sektor zu verstehen gegeben, wie sehr man ihn letztlich als unwichtig betrachtet. Dieser Mangel an Respekt hat viele zutiefst verletzt. Und jetzt sind die Kulturschaffenden mit ihrer Geduld am Ende. Kommt es tatsächlich zu einer kulturellen Rebellion, dann hat sich das die Politik auch selbst zuzuschreiben.
Het Laatste Nieuws sieht das ähnlich. "Wie soll man sich denn da nicht veralbert fühlen?", fragt sich das Blatt. Im flämischen Privatfernsehen wurde kürzlich eine Talkshow mit Publikum ausgestrahlt, sogar eine Band war im Studio. Klar: Die Abstandsregeln wurden eingehalten. Vielen Kulturschaffenden dürfte dennoch die Kinnlade heruntergefallen sein. Denn, was stellt sich heraus? Fernsehsender können offensichtlich durchaus mit den Behörden Sicherheitsprotokolle aushandeln. Nur: Wo genau bitte liegt denn der Unterschied zwischen einem TV-Studio und einem Veranstaltungssaal? Hier wird doch mit zwei Maßen gemessen! So untergräbt man die Moral. Viele Menschen sehen bei aller Erschöpfung wohl immer noch die Notwendigkeit von Corona-Maßnahmen. Aber, wenn die Regeln am Ende offensichtlich unlogisch sind, dann gesellen sich zur Müdigkeit auch noch Zweifel und Neid. Und dann wird ziviler Ungehorsam immer wahrscheinlicher.
La Dernière Heure bricht ihrerseits eine Lanze für die Lehrer. "Die Schule hat Priorität", diese Losung hören wir schon seit einem Jahr. Nur gilt diese Priorität offensichtlich nicht für das Lehrpersonal, und zwar dann, wenn es ums Impfen geht. Dann müssen die Lehrerinnen und Lehrer feststellen, dass andere Berufsgruppen wichtiger sind. Wie z.B. die Olympia-Athleten, wobei die Olympischen Spiele doch eigentlich erst Ende Juli beginnen werden. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Lehrerschaft kurz vor der Weißglut steht.
Bei alledem mahnt aber De Standaard zur Vorsicht. Wir reden hierzulande über Lockerungen, die Impfstrategie läuft auf vollen Touren. Das ändert aber nichts daran, dass die Situation nach wie vor sehr kritisch ist. In Indien und Brasilien gehen die Zahlen durch die Decke. Und auch bei uns sollte man nicht vorschnell davon ausgehen, dass die Lage unter Kontrolle ist. Die Osterpause hat nicht oder nur bedingt für die erhoffte Abkühlung gesorgt. Und so richtig die Entscheidung auch war, erst die Risikogruppen zu impfen, so werden die jungen Menschen mit ihrem wesentlich aktiveren Lebensstil wohl noch eine ganze Weile auf ihre Spritze warten müssen. Und je länger das dauert, desto größer wird der Frust. Es werden noch schwierige Wochen. Und das Virus hat seine letzten Trümpfe noch nicht ausgespielt.
Ab 2023: Förderung für elektrische Dienstwagen in Planung
"Die Regierung will elektrische Firmenwagen pushen", titelt schließlich De Tijd. "Ab 2023 will Belgien vollelektrische Autos fördern", bemerkt auch La Libre Belgique. Und L'Echo schreibt: "Ab 2023 werden die Firmenwagen elektrisch".
Die Mobilität über die Firmenwagen zu vergrünen, das ist die richtige Entscheidung, glaubt De Tijd. Jedes zweite Neufahrzeug, dass hierzulande zugelassen wird, ist ein Firmenwagen. Und diese Autos gelangen später ja auf den Gebrauchtwagenmarkt. Vollelektrische Firmenwagen zu fördern, das ist also bestimmt ein wirksamer Hebel, um den belgischen Fahrzeugpark grüner zu machen. Die große Frage ist allerdings, ob die Infrastruktur dann auch auf der Höhe sein wird. Werden in absehbarer Zeit etwa genug Ladesäulen zur Verfügung stehen? Und die Stationen an sich sind ja nur das letzte Glied in der Kette. Vielerorts ist das Stromnetz im Augenblick zu schwach, um Dutzende Autos aufladen zu können. Hier werden also noch immense Investitionen nötig sein. Die politisch Verantwortlichen werden diese Idee also noch zu Ende denken müssen.
Roger Pint