8 Kommentare

  1. Wohltuend die mahnenden und von Verantwortung zeugenden Kommentare der Inlandspresse.
    Leider fehlte in den vergangenen Wochen in der Presse der DG die Stimme der Vernunft. Stattdessen populistische Rundumschläge gegen Politik und Wissenschaft.
    Noch nie in meiner 45-jährigen Beobachtung und bescheidenen Mitgestaltung politischer Prozesse hatte ich den Eindruck, dass die Politik derart nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat, um die Menschen durch diese Krise zu führen und das Schlimmste zu verhindern.
    Sicher muss es erlaubt sein, zu erörtern, was das Schlimmste ist.
    Einen offenen Diskurs mit Menschen zuführen, die nur ihre eigenen Interessen sehen, die weiterhin ihr Politiker- oder Wissenschaftsbashing betreiben oder die die absurdesten Verschwörungstheorien verbreiten ist zwecklos.
    Denjenigen Heckenschützen - egal aus welcher Position heraus sie agieren - die sich nicht an elementarste Verhaltensregeln halten und lieber Youtube-Quacksalbern glauben schenken, werden wir es zu verdanken haben, wenn uns eine 2. Welle erwischt.
    Mit, „Das haben wir nicht gewusst“ wird sich niemand herausreden können.

  2. Ehrlich, Herr Leonard? Sie haben „den Eindruck, dass die Politik derart nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat“ und verteidigen deren Maßnahmen?
    Sie brechen in Jubel aus weil die Frisöre wochenlang noch an Menschen herumschnippeln konnten während alles andere geschlossen war? Sie vergießen Freudentränen weil man ein 70 jähriges Ehepaar mit 2x250 € Strafe belegt weil es sich während einer Fahrradtour auf einer Bank (mit Sicherheitsabstand bitteschön) ausruht?

    Sie begrüßen es wenn inzwischen 6 Minister es nicht auf die Reihe bekommen Mundmasken an die Bevölkerung zu verteilen, obwohl diese schon eine Woche in jedem Supermarkt erhältlich sind? Sie feiern dass eine Regierung, die nie gesunden Menschenverstand bewiesen hat, jetzt an den selbigen der Bevölkerung appelliert?

    Und Sie maßen sich an dem Chefredakteur des GE jegliche Stimme der Vernunft abzusprechen? Ehrlich? Sie tun mir, mitsamt Ihrer „ bescheidenen Mitgestaltung politischer Prozesse“ einfach nur leid.

  3. @Carl Schumacher: Was wäre denn ihre Alternative gewesen?
    Einigen gehen die Maßnahmen nicht weit genug, andere wollen so weiterleben als wäre nichts passiert, wieder andere wollen beides (noch strengere Maßnahmen, aber nicht in ihrem persönlichen Leben),... Dafür, dass Belgien eigentlich keine föderale Regierung hat, finde ich dass sie schnell und gut gehandelt hat. Und, natürlich ist nichts perfekt.
    Ich glaube, dass die Leute, die jetzt gegen jede Maßnahme sind, die Regierung als Mörder bezeichnen würde, hätten sie keine unternommen.
    Also, was ist ihre Alternative? Was hätte bei dem Wissenstand von Anfang März besser gemacht werden können?

  4. Es hieß doch wir reden mit Deutschland wieso, die deutsche Grenze ist offen ,wieso hält man uns fest man käme raus doch zurück nur mit Bußgeld. Im heutigen Zeitalter wäre das in kurzer Zeit möglich .bislang hört man nichts mehr zur grenzöffnung und noch schlimmer keiner weiss etwas. Wo führt das hin? Man kann es nicht verstehen oder nachvollziehen .wann passiert hier endlich etwas ?

  5. Werter Herr Leonard.

    Die meisten getroffenen Massnahmen sind ja auch in Ordnung. Nur das Ausreiseverbot und das Kontakttracing sind in ihrer jetzigen Form unnütz. Und zudem hat die belgische Politik viele Massnahmen schlecht kommuniziert.

    Und an die große Verschwörungstheorie glaube ich nicht. Denn eine Verschwörung setzt eine gewisse Planung voraus. Bei der Vielzahl an Regierungen und dem Kompetenzwirrwarr in Belgien ist eine Verschwörung einfach nicht machbar und planbar. Ein kleiner Vorteil des belgischen Kraut-und-Rüben-Föderalismus.

    Bei der Coronakrise sind in erster Linie Selbstdisziplin und Eigenverantwortung gefragt bis das genügend Tests und ein Impfstoff zur Verfügung stehen.

    Bleiben Sie gesund.

  6. @ Andre Schmidt, Sie verkennen die Lage. Belgien HAT eine vollwertige Regierung die das Vertrauen des Parlaments und außerdem noch Sondervollmachten hat. Sie kann und darf alles was auch andere vollwertige Regierungen konnten und durften und noch viel mehr.

    Was ich gemacht hätte? Ich hätte erstens den Notstand viel früher erklärt und nicht auf den Druck der Bürgermeister und Gouverneure gewartet; dann hätte ich viel früher ein Versammlungsverbot erlassen und hätte ich den Lockdown abends vor den Abendnachrichten und nicht um 22.00 Uhr angekündigt, so dass am Mittwochmorgen die Geschäfte voller Leute waren die glaubten Nachmittags nichts mehr kaufen zu können und dürfen; dann hätte ich keinen Vorrat an Schutzmasken vernichtet (um Platz für Migranten zu schaffen?) oder zumindest für neue gesorgt, Ich hätte klare verständliche Anweisungen gegeben und meine Dienstwagen nicht eine Stunde laufen lassen um Slides zu basteln, usw. usw.…

  7. @Carl Schumacher:
    Natürlich kann man immer alles besser machen. Belgien hat eine Regierung mit Sondervollmachten. Diese Vollmachten hat die Regierung seit dem 15. März und am 18. März wurde der Lock-down beschlossen. Das ist doch - vor allem in der Politik - rekordverdächtig.
    Aber sie haben recht: Man hätte viel strenger vorgehen sollen. Man hätte sich auf die chinesischen Erfahrungen stützen können, die vom Virus überrascht wurden, und doch relativ erfolgreich gehandelt haben. Doch ich fürchte, das belg. Volk hätte das nicht mitgemacht. Man sieht ja jetzt schon, das jedes Ego wichtiger ist, als die Eindämmung der Krankheit. Das natürlich nur so lange, bis es einen selber betrifft.

  8. Das Thema hatten wir doch schon mal, Herr Schumacher.
    Diese „vollwertige“ Regierung steht auf tönernen Füssen:

    - Sie wird von nur drei Parteien gebildet (28 von 150 Abgeordneten).
    - Sechs andere Parteien unterstützen sie nur von außen.
    - Die größte flämische Partei, die N-VA, hat gegen sie gestimmt (wohl aber für die Sondervollmachten!)
    - Sie hat zwar theoretisch Handlungsspielraum, Wilmès hat aber zugestanden, den Bereich der laufenden Angelegenheiten nicht zu verlassen für alles, was nicht mit Corona zu tun hat.
    - Die Spezialvollmachten sind zwar weitreichend, gleichzeitig aber auch begrenzt auf die Bekämpfung der Corona-Krise. Steuergesetze z.B. dürfen nicht verändert werden.
    - Die Erlasse müssen später vom Parlament gebilligt werden.
    - Die belgische Premierministerin ist auch jetzt keine Diktatorin, sondern muss einen möglichst breiten Rückhalt bei den Parteien suchen. Warum sonst setzt man alle Ministerpräsidenten aufs Podest bei den Pressekonferenzen?
    - Sehr wahrscheinlich werden die Sondervollmachten nicht verlängert.
    - Schon jetzt laufen Kontakte für eine neue Regierung.

    Kein gutes Umfeld für „Schalten und Walten“ nach Wilmès‘ Belieben…