Die Maske, notwendige Bedingung für den Ausstieg aus dem Lockdown, lautet die Schlagzeile auf Seite eins von Le Soir. Zwei Wissenschaftler der Universität von Namur haben für die Zeitung fünf verschiedene Exit-Szenarien untersucht. Resultat: Das einzige realistische Szenario ist striktes Abstandhalten und das verpflichtende Tragen einer Atemschutzmaske.
Die Zeitung schreibt dazu in ihrem Leitartikel: Was haben wir uns nicht über die paranoiden asiatischen Touristen lustig gemacht. Doch jetzt müssen wir auch die Masken zu unserem ständigen Begleiter machen. Sie werden uns nerven, aber wir werden sie tragen, aus Respekt für die anderen, aus Überzeugung, aus Angst, auch vor den vorwurfsvollen Blicken der Anderen.
Wie die Forscher der Uni Namur zeigen, haben die Masken zwei wichtige Vorteile: Sie sind effektiver als die Tests, wo es sehr lange dauern wird, bis alle getestet wurden. Und die Menschen akzeptieren die Masken eher als Tracking-Apps auf dem Smartphone.
Menschlicher Job
Genau mit diesen beschäftigt sich De Morgen in seinem Leitartikel. Jetzt, wo Europa die Zahl der infizierten Covid-19-Patienten unter Kontrolle bekommt, beginnt eine entscheidende Phase. Wie können wir unser Zusammenleben vorsichtig wieder in Gang setzen?
Tracking-Apps müssen nachvollziehen können, mit wem ein infizierter Bürger in Kontakt gekommen ist. Das wird die Arbeit der menschlichen Contact-Tracer vereinfachen. Wenn jeder eine Corona-App auf seinem Smartphone installiert, und eine Person infiziert sich, dann können sie perfekt nachvollziehen, mit wem diese in Kontakt gekommen ist.
Singapur, einer der technologisch höchst entwickelten Flecken der Erde, hat feststellen müssen und warnt deshalb den Rest der Welt: Sich Übersicht zu verschaffen, wer mit wem in Kontakt gekommen ist, bleibt in erster Linie ein menschlicher Job.
Unbekanntes Terrain
Für Het Nieuwsblad hat die Woche der Wahrheit begonnen. Wir dürfen allmählich davon ausgehen, dass das wichtigste Ziel des Lockdowns light erreicht ist: Das Verhindern eines Systemcrashs in den Krankenhäusern. Jetzt, wo der Druck dort abnimmt, muss auch der Druck auf die Wirtschaft und das soziale Leben verringert werden. Mit aller Vorsicht.
Diese Woche wird entscheidend sein, neue Schritte zu tun, auf einem immer noch unbekannten Terrain. In mehreren Ländern werden, wenn auch langsam, die strengsten Einschränkungen des Lockdowns aufgehoben. Aber bei allem Lockern der Zügel wird überall vor der berüchtigten zweiten Welle gewarnt. Grippeviren haben schon oft gezeigt, dass sie tödlicher sind, wenn sie zurückkommen.
Das Coronavirus ist keine Grippe, deshalb können wir nur rätseln, was passieren wird. In Deutschland gingen die Infektionen nach dem Aufheben der ersten Beschränkungen wieder nach oben. In Singapur passierte dasselbe, aber noch stärker. Bis es einen Impfstoff gibt, müssen wir auf der Hut sein. Nach vorne aber auch nach hinten schauen.
Neue Bruchlinie
De Standaard beleuchtet die kommende Regierungsbildung. Wenn die Gesundheitskrise nachlässt, werden auch die ideologischen Gegensätze wieder hervorkommen, wenn auch in neuem Gewand. Um Haushaltsdisziplin wird es verständlicherweise nicht gehen. Das Thema ist erstmal für lange Zeit entsorgt.
Aber es wird darum gehen, wie schnell die Wirtschaft wieder angeworfen werden kann, und welche Gesundheitsrisiken damit verbunden sind. Und rund um dieses Abwägen, um diese neue Bruchlinie, werden die Gegensätze sichtbar werden. Dann wird man das Fehlen einer starken und einträchtigen Regierung spüren. Vollmachten werden dann nicht mehr ausreichen, um die Meinungsverschiedenheiten zu verbergen.
Symbolisches Signal
Die Wirtschaftszeitungen berichten heute, dass die Chefs der Bel-20-Unternehmen, also der größten börsennotierten Unternehmen des Landes, im vergangenen Jahr durchschnittlich 30 Prozent mehr Gehalt bekommen haben.
De Tijd findet es vor diesem Hintergrund enttäuschend, dass gerade mal drei von ihnen freiwillig bereit sind, in der Coronakrise auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Ja, in stürmischen Zeiten können die CEOs ihre Qualitäten unter Beweis stellen, indem sie ihren Betrieb durch den Sturm lotsen, ohne dass er Schiffbruch erleidet. Aber das ist keine gute Entschuldigung dafür, dass sie nicht aus eigenen Stücken eine Lohnsenkung vorschlagen.
Die Topleute haben in jüngster Zeit dauernd von gesellschaftlicher Verantwortung gesprochen. Nun hätten sie die Gelegenheit, ihren vollmundigen Worten auch Taten folgen zu lassen. Um ihren Arbeitnehmern und der ganzen Gesellschaft zu zeigen, dass sie in dieser untypischen Zeit, in dieser schweren wirtschaftlichen Krise, auch bereit sind, Opfer zu bringen, findet De Tijd.
Das gilt erst recht für die Bel-20-Unternehmen AB Inbev, Umicore und Barco, die einen Teil ihrer Arbeitnehmer in zeitweilige Arbeitslosigkeit geschickt haben und damit einen Teil ihrer Corona-Rechnung auf die Allgemeinheit abgewälzt haben. Auch das ist eine Führungsqualität: die Last teilen, wenn es möglich ist. Es wäre ein wichtiges Signal, auch wenn der Verzicht eher symbolischer Natur wäre und die Chefs deswegen auch nicht ein Butterbrot weniger essen müssten.
Volker Krings