"Macron verlängert den Lockdown in Frankreich um weitere vier Wochen", schreibt De Tijd auf Seite eins. "Macron verlängert die Ausgangsbeschränkungen um einen Monat", notiert auch La Libre Belgique. "Die Ausgangsbeschränkungen werden bis zum 11. Mai verlängert; und danach wird Maskenpflicht gelten", bemerkt L'Echo.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat am Abend in einer Fernsehansprache bekanntgegeben, dass die Ausgangsbeschränkungen bis zum 11. Mai verlängert werden. Und auch die Zeit danach hat er schon skizziert. Demnach werden unter anderem Großveranstaltungen bis Mitte Juli verboten bleiben. Eine Konsequenz steht auf Seite eins von Het Nieuwsblad und Het Belang van Limburg: "Die Tour de France wird verschoben", schreiben beide Blätter. Die Grande Boucle kann jedenfalls nicht, wie geplant, am 27. Juni gestartet werden. Ob die Tour de France nur um einige Wochen verschoben wird, oder in diesem Jahr ganz gestrichen wird, das wird sich noch zeigen müssen...
Neuer Peak als "Ostergeschenk"?
"Frankreich verlängert seine Ausgangsbeschränkungen; wird Belgien dem Vorbild folgen?", fragt sich L'Avenir. "Der Exit ist noch nicht in Sicht", glaubt jedenfalls De Standaard. Het Laatste Nieuws lässt alle Fragezeichen und Konjunktive weg: "Es wird eine Verlängerung, aber keine Verschärfung", schreibt das Blatt auf Seite eins. Für Het Laatste Nieuws besteht kein Zweifel, dass der Nationale Sicherheitsrat morgen entscheiden wird, die Maßnahmen noch einmal um zwei Wochen zu verlängern. Mindestens. Stichdatum wäre dann also erstmal der 3. Mai.
Allerdings erweist sich die Durchsetzung der Maßnahmen als immer schwieriger: "Massenhaft Leute pfeifen auf den Lockdown", stellt Gazet van Antwerpen auf ihrer Titelseite fest. "Viele Verstöße gegen Corona-Regeln", schreibt auch das GrenzEcho. Viel zu viele Menschen haben an diesem Osterwochenende die Ausgangsbeschränkungen missachtet; die Polizei musste wesentlich häufiger einschreiten als sonst. De Morgen stellt sich schon die Frage nach den Konsequenzen: "Bekommen wir einen neuen Peak als 'Ostergeschenk'?", fragt sich das Blatt.
De Wever und Co. können es nicht lassen
"Haben die Menschen plötzlich den Mut verloren? Oder vielleicht sogar den Verstand?", fragt sich Gazet van Antwerpen in ihrem Kommentar. In jedem Fall lassen sie den Respekt anderen gegenüber vermissen. Und das, während die Corona-Infektionen immer noch zunehmen; während in Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern das Personal nach wie vor um das Leben von Covid-19-Patienten kämpft; während die Experten nichts anderes tun, als zur Einhaltung der Regeln aufzurufen. Dessen ungeachtet scheint für einige Leute eine Grillfeier absolut nötig zu sein. Zu allem Überfluss werden sie in dieser Haltung auch noch unterstützt von Politikern. Wie etwa Bart De Wever, der in Annoncen in Sozialen Netzwerken stolz verkündete, dass er einige Maßnahmen in Antwerpen nicht durchsetzen wolle. Statt eine Vorbildfunktion zu übernehmen, rief er quasi zum zivilen Ungehorsam auf. De Wever hat, wie einige andere, die Gelegenheit verpasst, einfach nur zu schweigen.
Die Regeln einzuhalten, "ist das wirklich so schwer?", fragt sich anklagend Het Laatste Nieuws. Offensichtlich... Selbst für den Bürgermeister von Antwerpen und Vorsitzenden der größten Partei des Landes ist es offensichtlich tatsächlich zu schwer. Im Namen des "gesunden Menschenverstandes" ließ er ein Foto veröffentlichen, auf dem er herausfordernd auf einer Bank sitzt. 4.000 Belgier sind inzwischen direkt oder indirekt an den Folgen von Covid-19 gestorben. Worauf warten diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten? Darauf, dass wir hier italienische oder spanische Verhältnisse kriegen?
"Wir brauchen Politiker mit Führungsqualitäten, aber kein Verhalten, wie es unter anderem Bart De Wever an den Tag gelegt hat", wettert auch Het Belang van Limburg. Leute wie De Wever oder auch andere, die ein schnelles Ende dieser Krise versprechen, sie gaukeln den Menschen Fata Morganas vor. Das muss aufhören!
Diejenigen, die sich nicht an die Corona-Regeln halten, die haben eins gemeinsam, analysiert Het Nieuwsblad. Es sind allesamt Leute, die davon überzeugt sind, dass individuelle Freiheit über allem anderen steht. Diese – im Übrigen falsche – Idee, führt dazu, dass diese Menschen eine Mentalität an den Tag legen, nach dem Motto: "Regeln, die sind nur für Idioten". Wenn dieselben Leute dann wegen ihres unverantwortlichen Verhaltens am Ende im Krankenhaus landen, dann können sie aber immer noch auf die Solidarität der anderen zählen. Das ist zwar irgendwie revoltierend, aber zugleich das Schöne an unserem System.
Gesucht: eine Perspektive und Politiker mit Führungsqualitäten
De Tijd und De Standaard haben aber eine Lösung parat: Wer glaubt, dass man die Ausgangsbeschränkungen nur mittels Kontrollen und der Androhung von Geldbußen auf Dauer durchsetzen kann, der irrt sich, sind sich beide Blätter einig. Man muss mehr denn je Überzeugungsarbeit leisten. Wenn die Menschen nicht an den Sinn und Zweck der Maßnahmen glauben, dann wird das nichts. Vor allem aber bedarf es einer Perspektive. De Tijd formuliert es so: Inzwischen wissen wir, dass wir das "alte Normal" so schnell nicht wieder zurückbekommen; jetzt sollte man uns aber mal zumindest andeutungsweise zeigen, wie das "neue Normal" denn aussehen könnte.
Dafür bräuchten wir aber Politiker mit Führungsqualitäten, meint De Morgen. Und vor allem: mit Erfahrung. Die vermissen wir allerdings schmerzlich. Wo etwa war Premierministerin Sophie Wilmès in den letzten Tagen? Hätte sie nicht auf allen Kanälen noch einmal die Bürger dazu aufrufen sollen, die Regeln einzuhalten? Das mussten stattdessen die Experten übernehmen. Apropos: Einerseits ist es ja positiv, dass Politiker hierzulande auf die Wissenschaftler hören. Nur hat man inzwischen den Eindruck, dass sich die Politik auch allzu gerne hinter den Experten versteckt. In dieser Krise hätten wir eigentlich einen erfahrenen Premier gebrauchen können...
Roger Pint