"Alle Schulen in Italien sind zu", titelt De Standaard. "Corona legt Italien lahm", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. De Morgen formuliert es schärfer: "Die Corona-Panik schlägt in Italien wild um sich".
Italien hat drastische Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Bis zum 15. März werden alle Schulen und Universitäten geschlossen bleiben. Außerdem werden sämtliche Großveranstaltungen untersagt. Das gilt also auch für die Radsportklassiker wie Mailand-San Remo oder Strade Bianche. "Alle wurden sie das Opfer des Coronavirus", titelt denn auch Het Nieuwsblad.
Natürlich stellen sich auch hierzulande viele Menschen viele Fragen. Oft wendet man sich da an seinen Hausarzt. Allerdings: "Die Allgemeinmediziner sind wütend auf Maggie De Block", so die Aufmachergeschichte von Le Soir. Die Hausärzte fühlen sich schlecht informiert und schlecht ausgerüstet. "Die Richtlinien und Ratschläge der Gesundheitsbehörde sind ein schlechter Witz", so bringt Le Soir die Meinung vieler Allgemeinmediziner auf den Punkt.
Chaos komplett
Das Ganze wirkt zuweilen doch ziemlich dilettantisch, kritisiert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Nicht nur, dass man die Hausärzte viel zu lange hat im Regen stehen lassen. Beim Thema "Schutzmasken" ist das Durcheinander komplett. Jeder wusste, dass das Virus irgendwann Europa und auch Belgien erreichen würde. Und doch haben es die zuständigen Stellen vorgezogen, abzuwarten und zunächst keine Masken zu bestellen. In der Zwischenzeit haben besorgte Bürger aber die Apotheken regelrecht leer gekauft. Resultat: Jetzt, ausgerechnet in dem Moment, in dem medizinisches Personal und infizierte Menschen Masken bräuchten, jetzt sind keine mehr vorrätig.
Frankreich hat bereits Millionen Schutzmasken bestellt, die für die Beschäftigten im Gesundheitswesen bestimmt sind. In Belgien hingegen ist die Prozedur noch nicht abgeschlossen. Doch nicht nur in Belgien herrschen Chaos und Widersprüche: In vielen Ländern wurden Großveranstaltungen abgesagt, während Fußballspiele und der öffentliche Nahverkehr beibehalten werden.
Es weht so ein Hauch von Massenhysterie, glaubt Het Belang van Limburg. Ein Beispiel: In Sozialen Netzwerken zirkuliert eine Petition, in der die Schließung einer Schule gefordert wird. Der Grund: Eine Lehrerin hat sich krank gemeldet, nachdem sie aus dem Skiurlaub zurückgekehrt war. Von Corona ist da bislang keine Rede. Dennoch haben 300 Menschen die Petition bereits unterschrieben. Wer ist schuld? Es gibt Leute, die da mit anklagendem Finger auf die Medien zeigen. Dazu nur so viel: Wenn die Medien nicht über die Epidemie berichten würden, dann würden sie schnell als weltfremd bezeichnet, würde so mancher gar ein Komplott wittern, nach dem Motto: "Man verschweigt uns die Wahrheit".
"Milchmädchenrechnung auf der Rückseite eines Bierdeckels"
Wer den Medien vorwirft, zu viel oder zu negativ zu berichten, der tut ihnen auch Unrecht: Niemand wünscht sich eine Massenpanik, auch Medien können verantwortungsbewusst sein.
Gazet van Antwerpen sieht das ähnlich. Offensichtlich fühlen sich die Menschen gut informiert. Das ist zumindest der Eindruck, den die Gesundheitsbehörden haben. Die Anrufe, die bei der föderalen Corona-Hotline eingegangen sind, scheinen jedenfalls nicht auf Panik hinzudeuten. Es mag also doch so aussehen, als könnten die Menschen die Lage sehr wohl einschätzen.
Ausgerechnet für Leute, die es wissen müssten, scheint das allerdings nicht unbedingt zu gelten. Man erinnere sich an Philippe Devos, den Vorsitzenden der Ärztegewerkschaft ABSyM, der von 50.000 möglichen Todesopfern gesprochen hatte, allein in Belgien, wohlgemerkt. Virologen mussten umgehend den Brand löschen. Das vernichtende Urteil der Experten: "Das hatte das Niveau einer Milchmädchenrechnung auf der Rückseite eines Bierdeckels".
Joe Biden, der "Comeback-Kid"
"Super Joe-Day", titelt derweil Het Nieuwsblad. De Morgen spricht vom "Comeback-Kid". Die Rede ist von Joe Biden, dem früheren Vize-Präsidenten von Barack Obama. Bei den Vorwahlen der Demokraten hat sich der 77-Jährige eindrucksvoll zurückgemeldet. Jetzt heißt es: "Biden gegen Sanders", schreibt sinngemäß La Libre Belgique auf Seite eins.
Joe Biden ist noch lange nicht am Ziel, glaubt De Standaard. Der Mann ist nämlich nicht über jeden Zweifel erhaben. Es gibt Klagen von Frauen, die ihm vorwerfen, dass er seine Hände nicht bei sich behalten kann. Die Geschäfte seines Sohnes in der Ukraine bleiben zwielichtig. Und die Unterstützung der schwarzen Bevölkerung verdankt er allein seiner Zeit im Schatten von Barack Obama.
Die Schlacht ist noch nicht geschlagen, warnt auch De Tijd. Jetzt wartet zunächst das Duell mit Bernie Sanders. Der steht für amerikanische Verhältnisse sehr weit links, während Biden als Kandidat der Mitte gilt. Das Ganze wirkt wie ein Remake von 2016, als sich Hillary Clinton einen gnadenlosen Zweikampf mit Sanders liefern musste. Das zeigt: Die Demokraten sind nach wie vor tief gespalten. Und vorläufig kann sich Donald Trump im Weißen Haus entspannt zurücklehnen. Der Super-Tuesday hat keinen klaren Gewinner hervorgebracht. Und das nützt dem amtierenden Präsidenten.
Kampf der alten Männer
De Morgen spricht von einem "lähmenden Zweikampf". Bernie Sanders wird auch diesmal wieder seine Haut teuer verkaufen. Die Gefahr ist groß, dass das Duell zwischen beiden Männern die Partei von Kopf bis Fuß spaltet. Den Demokraten droht im schlimmsten Fall eine selbstzerstörerische Polarisierung.
"Ist Joe Biden wirklich der richtige Mann?", fragt sich Le Soir. Auf den ersten Blick mag es so aussehen. Bernie Sanders bezeichnet sich selbst als sozialistisch. Beobachter sind sich einig, dass man mit einem solchen Etikett schwerlich ins Weiße Haus einziehen kann. Joe Biden allerdings gilt als Mann des Establishments, der zudem schon in diverse Fettnäpfchen getreten ist. Joe Biden zur Speerspitze zu machen, um Donald Trump aus dem Amt zu jagen, ist längst nicht ohne Risiko. Es ist eher eine Wette nach dem Motto "Alles oder nichts".
L'Avenir kann nur feststellen, dass der nächste US-Präsident mit Sicherheit über 70 sein wird. Trump, Biden, Sanders: Es ist ein Kampf der alten Männer. Gerontokratie, Senioren an die Macht. Das hat schon der Sowjetunion seinerzeit den Garaus gemacht. Man darf sich die Frage stellen, ob nicht die USA unter einer vergleichbaren politischen Sklerose leiden.
Roger Pint