"Coronavirus: Belgien legt einen Zahn zu", titelt De Morgen. "Belgien rüstet sich für den Kampf gegen das Coronavirus", schreibt Le Soir. Und De Standaard zitiert Gesundheitsministerin Maggie De Block: "Keine Panik, wir schaffen das".
Nachdem am Sonntag der zweite Coronavirus-Fall in Belgien aufgetaucht ist, tritt jetzt Phase zwei des Notfallplans ein. Das heißt: Das Virus muss eingedämmt werden. Le Soir schreibt dazu: Neben Tausenden Toten in China und rund 30 in Italien ist in Belgien erst an diesem Wochenende der zweite Infektionsfall diagnostiziert worden. Das heißt aber nicht, dass es so bleiben wird. Schon morgen kann sich die Zahl der infizierten Personen vervielfachen. Und zwar in einer Größenordnung und in einem Rhythmus, die niemand vorhersagen kann. Die Referenzkrankenhäuser könnten sehr schnell überlastet und das Pflegepersonal überfordert sein. Die Zukunft wird zeigen, ob die geschäftsführende Regierung ausreichende Maßnahmen gegen die Pandemie getroffen hat. Und auch, ob das Gesundheitssystem, das sie reformiert und verschlankt hat, immer noch im Stande ist, eine Herausforderung wie das Coronavirus zu bewältigen. Eines ist sicher: Alles, was in einem solchen Moment den Zusammenhalt beeinträchtigt, schadet der psychischen Gesundheit des Landes und seiner Einwohner, mahnt Le Soir.
Ein permanentes Lavieren
De Morgen stellt fest: Das Virus verursacht mehr, als Menschen krank zu machen oder sterben zu lassen. Es spaltet die Bevölkerung in zwei sehr deutliche Lager. Auf der einen Seite: die Nüchternen, die sich informieren und recht unbesorgt bleiben. Auf der anderen Seite: die Ängstlichen, die sich auch informieren, aber bei denen jede beruhigende Botschaft wirkt wie das rote Tuch bei einem Stier.
Die erste Gruppe findet, dass die Medien in ihrer Berichterstattung übertreiben und der zweiten Gruppe damit noch mehr Angst einjagen. Die zweite Gruppe glaubt dann wiederum, dass die Medien nur ein Ziel haben: ihnen zu Unrecht glauben zu machen, dass alles gar nicht so schlimm ist. So ist es für Journalisten, aber auch für Politiker und Virologen ein permanentes Lavieren zwischen Informieren und den Menschen keine Angst einjagen. Ein Drahtseilakt. Denn wie kann man zur Vorsicht aufrufen, ohne Menschen zu verängstigen?, fragt sich De Morgen.
Kommunikation, Kommunikation und Kommunikation
Auch Gazet van Antwerpen betont die Rolle der Information: Dank der Sozialen Medien flattern die Neuigkeiten mit Lichtgeschwindigkeit auf unsere Smartphones und Computer. Auf die Minute wissen wir, wo es eine neue Infektion gibt. Das ist gut, hat aber auch seine Kehrseite. Die Informationsflut sorgt für Unruhe. Das ist schwer, in den Griff zu kriegen. Manche setzen da noch einen drauf, indem sie nicht bestätigte Informationen oder sogar zusammenfantasierte Verschwörungstheorien in die Welt senden. Eine gesunde Vorsicht schlägt dann auch ganz schnell um in eine ungesunde Paranoia. Die beste Impfung gegen unbegründete Panik ist nun einmal: Kommunikation, Kommunikation und Kommunikation. Die muss offen, transparent und korrekt sein. Andernfalls bekommt die Angst die Oberhand. Und die kann dann weitaus mehr Schaden anrichten, als das Biest Covid-19, warnt Gazet van Antwerpen.
L'Avenir relativiert: Die gewöhnliche Grippe tötet jedes Jahr allein in Belgien etwa tausend Menschen, in ganz Europa sogar 60.000. Und niemand gerät in Panik. Tausend Tote pro Jahr, das sind mehr als bei Verkehrsunfällen. Und wegen der Grippe verbietet niemand Klassenfahrten, sagt Konzerte ab und auch die Regale in den Apotheken werden deswegen nicht leergekauft. Sicher: Das Covid-19 ist tödlicher als die Grippe, aber noch lange nicht so ansteckend wie Masern und Windpocken und auch nicht so tödlich wie Ebola, HIV oder Tollwut, erinnert L'Avenir.
Auch eine wirtschaftliche Herausforderung
De Standaard greift noch einen anderen Aspekt auf: Das neue Coronavirus ist nicht nur eine Herausforderung auf medizinischem Gebiet, auch die wirtschaftlichen Folgen benötigen zielführende Antworten. Es ist sicher, dass die Epidemie der Wirtschaft einen Schlag versetzen wird. Nicht nur in China, sondern auch in Europa. Sogar eine weltweite Rezession ist nicht mehr länger auszuschließen. Die Behörden haben bewiesen, dass sie schnell und angemessen auf die Bedrohung reagieren können, die das Virus für die Volksgesundheit bedeutet. Nun muss auch genauso tatkräftig gehandelt werden, um die wirtschaftliche Bedrohung in Zaum zu halten. Vielleicht kann dann noch eine Rezession vermieden werden, hofft De Standaard.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Die Frage ist, inwieweit unsere Behörden auch im Stande sind, dieser Wirtschaftskrise Herr zu werden. Mangels einer vollwertigen Regierung ist die Chance eher gering, dass das auf eine genauso vertrauenerweckende Art und Weise gelingt, wie bislang mit der Gesundheitskrise. Das ist viel umfassender und komplexer, mahnt Het Nieuwsblad.
Volker Krings