"Abschied von zwei Sportikonen", titelt Het Laatste Nieuws. "Die Sportwelt verliert zwei Legenden", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins.
Am Wochenende sind zwei Spitzensportler gestorben. Einer von ihnen war weltberühmt: "Kobe Bryant stirbt bei einem Helikopter-Crash", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg. "Die Basketball-Legende Kobe Bryant und seine Tochter kommen bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben", titelt Het Nieuwsblad. "Die Legende des US-Basketballs ist tot", notiert La Dernière Heure. Der 41-jährige Kobe Bryant war in seiner aktiven Zeit eine Lichtgestalt in der amerikanischen Basketball-Liga NBA. Der Star der LA Lakers war fünfmal Landesmeister und 18 Mal für das All Stars-Team nominiert. Bei dem Unglück, das ihn das Leben kostete, starben insgesamt neun Menschen.
In Belgien trauert man ebenfalls um eine Legende. "Adieu Robbie", titelt La Dernière Heure. Die Rede ist von Robbie Rensenbrink. Der Niederländer war das Gesicht der großen Zeit beim Rekordlandesmeister Anderlecht. Er war der wohl prägende Spieler des belgischen Fußballs in den 1970er Jahren. Er starb im Alter von 72 Jahren an den Folgen einer Muskelkrankheit. "Das letzte Dribbel", titelt Le Soir.
"Gute Kommunikation kann Wunder bewirken"
Ein weiteres Thema sieht man heute ebenfalls auf fast allen Titelseiten: "China verliert die Kontrolle", so die alarmierende Schlagzeile auf Seite eins von De Standaard. "Corona-Alarm", schreibt De Morgen. Das Coronavirus in China breitet sich schneller aus, als ursprünglich gedacht. "Und das Virus wird stärker", bemerkt Gazet van Antwerpen.
"Die Angst geht um, dass sich das Coronavirus auch in Europa ausbreitet", bemerkt Le Soir. Inzwischen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die neue Lungenkrankheit auch Belgien erreicht. "Das Risiko ist real", zitiert De Morgen die föderale Gesundheitsministerin Maggie De Block. Belgien sei aber vorbereitet. La Libre Belgique bringt heute den Stand der Dinge: "Herkunft, Risiken, Ausbreitung: Was man über das Coronavirus wissen muss".
"Es gibt keinen Grund zur Panik", notiert La Dernière Heure in ihrem Leitartikel und verweist auf eine entsprechende Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO. Es sei demnach noch zu früh, um den internationalen Notstand auszurufen. Natürlich sind die Zahlen auf den ersten Blick beunruhigend: 80 Tote in China. Gemessen an der Gesamtzahl der Infektionen beläuft sich die Sterberate aber auf weniger als fünf Prozent; bei SARS war sie doppelt so hoch. Was natürlich nicht heißen soll, dass wir nicht wachsam bleiben müssen.
"Mag ja alles sein", scheint Het Belang van Limburg einzuwenden. Aber sind Sie nicht beunruhigt? Sind Sie wirklich davon überzeugt, dass die Meldungen aus China vertrauenserweckend sind? Finden Sie es normal, dass die USA urplötzlich beschließen, all ihre Staatsbürger aus Wuhan auszufliegen? Gesundheitsministerin Maggie De Block wiederholt unentwegt, dass ihre Dienste die Lage beobachten, und dass das Land vorbereitet ist. Das würde man ja gerne glauben. Beruhigender wäre es allerdings, wenn man wüsste, dass ein koordinierter Notfallplan auf dem Tisch liegt, dessen Einzelheiten man dann auch kennt. Gute Kommunikation kann Wunder bewirken.
Der Zweck heiligt die Mittel
Apropos Wunder: Mit einem solchen rechnen die innenpolitischen Beobachter offensichtlich nicht. "Die Regierungsbildung ist keinen Millimeter vorangekommen", so etwa die vernichtende Diagnose von Gazet van Antwerpen. Morgen werden die beiden Informatoren Georges-Louis Bouchez und Joachim Coens dem König ihren Abschlussbericht präsentieren. Man darf davon ausgehen, dass der Weg hin zur Bildung einer neuen Koalition wohl immer noch nicht frei ist. "Zeit für De Wever?", fragt sich denn auch Het Laatste Nieuws. Es ist ja so: Die CD&V will nach wie vor die N-VA nicht fallen lassen. Erst sollte auch Bart De Wever seine Chance bekommen. Und die Idee scheint in den Köpfen zu reifen.
Acht Monate nach den Wahlen wird es Zeit, Bart De Wever selbst in die Arena zu schicken, glaubt De Morgen. Eins sollte doch jetzt klar sein: Eine Koalition aus PS und N-VA ist unmöglich. Ein burgundisches Bündnis kann man getrost vergessen. Natürlich weiß man das auch längst in der Rue de la Loi. Es gibt aber nicht viele Parteien, zumal in Flandern, die wirklich scharf darauf sind, die N-VA ins Abseits zu stellen. Und das ist auch nachvollziehbar. Regieren ohne die N-VA bedeutet: regieren ohne Mehrheit auf der flämischen Seite. Eine solche Koalition wäre zwar aus demokratischer Sicht immer noch legitim, solange sie eben eine Mehrheit in der Kammer hat. Nur schlägt nun mal das wirtschaftliche Herz des Landes in Flandern. Deswegen wäre es logisch, jetzt die N-VA mit einer Mission zu betrauen. Wenn sie jetzt ins Abseits gestellt wird, dann hatte sie wenigstens ihre Chance.
La Libre Belgique sieht das genauso. Die Frankophonen wollen einfach nicht einsehen, dass eine Föderalregierung ohne Mehrheit in Flandern einen äußerst schweren Stand hätte. Jede Sparmaßnahme, jede Steuererhöhung würde im Norden des Landes als Diktat empfunden. Natürlich ist es riskant, De Wever zum Informator zu machen; natürlich kann er die Blockade noch verschärfen. Um wirklich weiterkommen zu können, muss man diese Karte aber irgendwann gezogen haben. Ansonsten wird die CD&V die N-VA nie loslassen. Der Zweck heiligt die Mittel.
Wir leben in finsteren Zeiten
"Vor 75 Jahren wurde Auschwitz befreit", so schließlich die Aufmachergeschichte von L'Avenir. Am 27. Januar 1945 wurde das Grauen für alle Welt sichtbar. Dieser Jahrestag sollte Anlass sein, in uns zu gehen, empfiehlt L'Avenir in seinem Kommentar. In unserer Zeit bricht sich ja der populistische und fremdenfeindliche Reflex wieder Bahn.
Hass breitet sich wieder aus, meint auch Le Soir. Möglich waren die Verbrechen der Nazi-Herrschaft nur, weil es so viele Mitläufer gab, Menschen, die das Regime gewähren ließen, mitunter auch davon profitierten. Wie können wir verhindern, zu Mitläufern zu werden? Es ist diese Frage, die wir uns heute mehr denn je stellen müssen. 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz können wir im Grunde nur einen Satz wiederholen, den Bertolt Brecht in den 1930er Jahren geprägt hatte: "Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten".
Roger Pint