"Jede sechste Geburtsklinik kann schließen", titelt De Morgen. "17 Geburtskliniken mit ungewisser Zukunft", heißt es im Aufmacher von De Standaard. Gleich mehrere Zeitungen beschäftigen sich bereits auf ihren Titelseiten mit einer neuen Studie des föderalen Fachzentrums für Gesundheitspflege. Die kommt zu dem Schluss, dass 17 Geburtskliniken in Belgien unrentabel sind. In ihnen werden pro Jahr weniger als 557 Kinder geboren. Die Studie legt die Schließung dieser Abteilungen nahe.
Dazu kommentiert De Standaard: Das Ergebnis der Untersuchung ist vollkommen logisch. In einem System, in dem es um Kosteneffizienz geht, muss man versuchen, Unrentables abzuschaffen. In den 17 Geburtskliniken stehen zu viele Betten leer – Betten, die in anderen Abteilungen der gleichen Krankenhäuser gut gebraucht werden könnten.
An Rationalisierungen im Gesundheitswesen sind Krankenhäuser längst gewöhnt. Bislang war davon vor allem das Personal betroffen. Jetzt betrifft es auch die Patienten. Das könnte zu Protesten führen. Die verantwortlichen Minister, die die Geburtskliniken aufgrund dieser Studie vielleicht schließen wollen, können sich jetzt schon mal auf zahlreiche Anrufe lokaler Politiker einstellen, prophezeit De Standaard.
Wie wichtig ist das Argument Effizienz?
Das glaubt auch De Morgen und begründet: Gerade in die Geburtskliniken haben Krankenhäuser viel Geld investiert. Auch, wenn sie nicht immer ausgebucht sind: Die Patienten sollen sich dort besonders wohlfühlen. Denn Familien, die positive Erfahrungen bei einer Geburt gemacht haben, kommen später wieder gerne in das gleiche Krankenhaus zurück. Kundenbindung nennt man das.
Trotzdem ist die Schließung von unrentablen Geburtskliniken unbedingt nötig. In ihnen wird Geld des Gesundheitswesens verschwendet. Geld, das an anderer Stelle fehlt, um eine bessere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, unterstreicht De Morgen.
Het Nieuwsblad sieht das anders und führt aus: Bei einer Geburt geht es nicht allein um Effizienz. Bei einer Geburt gibt es Emotionen, ist das Wohlbefinden des Patienten wichtig. Der Rahmen für das neue Leben, das da in die Welt tritt, muss stimmen. Diese emotionalen Argumente sollten nicht einfach beiseite geschoben werden.
Nichts ist gefährlicher, als allein auf Grundlage von Zahlen alles in kosteneffiziente Regeln zu gießen. Besonders nicht, wenn es um Leben oder Tod geht, mahnt Het Nieuwsblad.
1:0 für Trump – für den Moment
Zum vorläufigen Ende des Handelsstreits zwischen China und den USA notiert die Wirtschaftszeitung L'Echo: 1:0 für Trump. Der US-Präsident, der vor rund drei Jahren den Handelskrieg mit den Chinesen begonnen hat, kann einen ersten Erfolg verbuchen: Die Chinesen verpflichten sich, in den kommenden zwei Jahren Güter aus den USA im Wert von rund 200 Milliarden Dollar zu kaufen.
Dadurch soll, wie von Trump angestrebt, das Handelsdefizit der USA gegenüber China verringert werden. Unweigerlich wird Europa einer der Verlierer dieses Abkommens sein. Denn wenn China jetzt Autos, Flugzeuge und Dienstleistungen verstärkt in den USA kaufen wird, geht das auf Kosten europäischer Anbieter, weiß L'Echo.
Die Schwesterzeitung De Tijd bemerkt: So großartig, wie Trump das Abkommen mit China gestern darstellte, ist es bei näherem Hinsehen gar nicht. Denn erst in der nächsten Runde des Handelsstreits – das ist schon sicher – wird es ans Eingemachte gehen. Dann werden die USA die staatliche Finanzierung chinesischer Unternehmen und die Spionageaktivitäten der Chinesen attackieren.
Durchaus vorstellbar, dass bei dieser Auseinandersetzung die Chinesen dann wieder Abstand nehmen von den Zugeständnissen, die sie gestern gemacht haben. Dieses Teilabkommen ist deshalb vor allem eines: Wahlpropaganda. Mehr US-Produkte, die von China gekauft werden, sind für Trump im anlaufenden Präsidentschaftswahlkampf ein tolles Argument, um sich als erfolgreicher Kandidat darzustellen, analysiert De Tijd.
La Libre Belgique schreibt zum US-Wahlkampf: Trump kann auf den ersten Blick mit einer guten Wirtschaftsbilanz glänzen. Die Arbeitslosigkeit liegt mit 3,6 Prozent so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die Wirtschaft wächst. Es scheint rund zu laufen.
Ein zweiter Blick aber zeigt: Das Staatsdefizit ist in den vergangenen Jahren explodiert und hat mittlerweile Rekordausmaße angenommen. Langfristig wird sich das rächen. Noch bedeutender allerdings ist, dass Trump ein Wahlversprechen nicht erfüllt hat: Die Gehälter der Amerikaner sind nicht gestiegen. Dass sich die wirtschaftlich guten Zeiten nicht im Geldbeutel der Bürger niederschlagen, könnte zum Problem werden, überlegt La Libre Belgique.
Noch goldener!
Der Fußballer Hans Vanaken vom FC Brügge hat gestern zum zweiten Mal in Folge die Auszeichnung "Goldener Schuh" als bester Spieler in Belgien gewonnen. Dazu meint Het Laatste Nieuws: Konnte man die Wahl von Vanaken im vergangenen Jahr noch ein bisschen infrage stellen, so ist sie jetzt über alle Zweifel erhaben.
Vanaken ist noch besser geworden, als er schon war. Er ist mittlerweile der große Lenker und Denker des Spiels seines Clubs. Sein zweiter Goldener Schuh glänzt noch stärker als sein erster, jubelt Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner