"Situation zwischen den USA und dem Iran eskaliert", titelt De Morgen. "An der Schwelle zum Krieg", so die Schlagzeile beim GrenzEcho. "Die Antwort des Irans", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins.
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran beschäftigen die Zeitungen weiter. Ende vergangener Woche war der iranische General Soleimani gezielt von einer US-Drohne getötet worden. Seitdem wartet die Welt mit gespannter Sorge darauf, wie die iranische Antwort aussehen wird.
In ihrem Leitartikel stellt Gazet van Antwerpen fest: Seit dem Luftangriff auf General Soleimani ist noch kein Schuss gefallen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten. Trotzdem ist schon einiges passiert. Und wenn man dabei die positiven und negativen Auswirkungen gegenüberstellt, kommt man schnell zu dem Schluss: Die negativen überwiegen deutlich. Negativ ist zum Beispiel, dass ein neuer Krieg droht, weltweit Anschläge von Extremisten, die Koalition gegen den IS auseinanderzubrechen droht, das innenpolitisch schwächelnde Regime im Iran gestärkt worden ist. Dagegen steht die Tatsache, dass eine Schlüsselfigur eines verbrecherischen Regimes ihren verdienten Lohn bekommen hat. Und der Iran möglicherweise durch diesen Verlust geschwächt wird. Das sind die zwei einzigen Pluspunkte, denen mindestens ein Dutzend Minuspunkte gegenüberstehen, bilanziert Gazet van Antwerpen.
"Was für eine Erfolgsgeschichte!"
De Standaard berichtet, dass die belgischen Windkraftanlagen in der Nordsee im vergangenen Jahr so viel Strom geliefert haben, wie noch nie: Es sollen 37 Prozent mehr als 2018 gewesen sein. Für dieses Jahr wird wieder ein Rekord erwartet. Was für eine Erfolgsgeschichte!, jubelt De Standaard in seinem Kommentar. Das Beispiel Windenergie zeigt, wie positiv sich langfristig geplante Maßnahmen auswirken können.
Der Beschluss, Windparks in der Nordsee zu bauen, wurde schon 2003 gefasst, als Belgien erstmals den Atomausstieg festlegte. Der ist immer noch nicht geglückt, aber die Windkraft ist bereits erfolgreich. So sehr sogar, dass belgische Unternehmen aus dieser Branche weltweit gefragt sind. Das zeigt auch, dass man mit neuen Technologien, die aus umweltpolitischen Gründen nützlich erscheinen, Geld machen kann, freut sich De Standaard.
Als ob sie nichts anderes zu tun hätten
Het Nieuwsblad schaut auf die Arbeit der beiden Informatoren bei der Suche nach einer neuen Föderalregierung und stellt fest: Wieder einmal könnte man sagen, dass wir vor einer entscheidenden Woche stehen. Diese Woche müssen Coens und Bouchez ihren Bericht für den König fertigstellen. Was darin stehen könnte, darüber lässt sich weiter nur spekulieren. Vom Zentrum aus, so ihr Ansatz, wollen sie den Durchbruch schaffen. Die einzige Hoffnung, dass dieses Vorhaben gelingen könnte, liegt in der Tatsache, dass bislang von ihrer Arbeit nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Das ist in der Vergangenheit meist ein gutes Zeichen gewesen. Es wäre auf jeden Fall sehr gut, wenn die Politiker jetzt endlich den Knoten durchschlagen und mit der konkreten Bildung einer neuen Föderalregierung beginnen würden, wünscht sich Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique ärgert sich: Am Wochenende waren mal wieder viele unserer führenden Politiker in den sozialen Netzwerken aktiv. Lächelnd zeigten sie sich da mit den traditionellen Dreikönigskuchen. So, als ob sie nichts anderes zu tun hätten. Aber zu lachen gibt es eigentlich gar nichts, wenn man auf die föderale Ebene schaut. Auf was warten unsere Politiker noch, um endlich eine neue Regierung zu bilden? Statt sich mit Kuchen zu präsentieren, in der Hoffnung, das kleine Königsfigürchen zu finden, sollten sie zusammensitzen, um endlich eine Regierung zu finden, poltert La Libre Belgique.
De Morgen rechnet vor: 225 Tage sind seit den Wahlen jetzt vergangen. Seit 225 Tagen können Experten die immer wieder gleichen Analysen machen, die Situation aus immer anderen Blickwinkeln betrachten - es bleibt dabei: Es ist schwierig und es bewegt sich nichts. Es ist kaum damit zu rechnen, dass Coens und Bouchez daran etwas ändern werden. Um dem Populismus nicht weiter Auftrieb zu geben, wäre es jetzt aber dringend an der Zeit, eine Regierung zu bilden und dann tatkräftig zu regieren, fordert De Morgen.
"Sei schön und halt den Mund"
Le Soir blickt auf den Prozess, der heute in New York gegen den ehemaligen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein beginnt und führt aus: Weinstein verdient ganz klar das Fegefeuer. Die Anschuldigungen wegen sexueller Nötigung von Frauen aus dem Film-Business sind erdrückend zahlreich. Trotzdem werden seine Anwälte natürlich versuchen, die Sache kleinzureden. Sie werden versuchen, die Zeugenaussagen zu diskreditieren. Und es kann gut sein, dass sie im amerikanischen System damit Erfolg haben werden. Die Stimme der Frauen droht damit wieder ungehört zu bleiben. Treu nach dem alten Hollywood-Motto: "Sei schön und halt den Mund", ärgert sich Le Soir.
L'Avenir notiert: In dem Prozess geht es um Macht. Und den Missbrauch, der daraus entsteht. Im Fall Weinstein hat das zu sexuellen Übergriffen und sogar Vergewaltigungen geführt. Das ist durch und durch böse, hässlich und verabscheuungswürdig, urteilt L'Avenir.
Kay Wagner