"VRT muss 28 Millionen Euro mehr sparen, als gedacht", titelt Het Laatste Nieuws. "Die Pläne von Jambon I für die VRT", notiert De Morgen. "Dolchstoß für VRT", heißt es bei De Standaard auf Seite eins.
Der öffentlich-rechtliche flämische Rundfunk, die VRT, soll nach den Plänen der neuen flämischen Regierung bis 2024 40 Millionen Euro einsparen. Diese Pläne wurden am Freitag bekannt. Im Regierungsabkommen ist laut Het Laatste Nieuws allerdings nur von zwölf Millionen Euro weniger die Rede. Durch die Einsparungen sind laut Gewerkschaften 250 Arbeitsplätze bei der VRT gefährdet. Die Leitung der VRT zeigte sich in einer internen Mitteilung "sehr erschrocken" über die angekündigten Kürzungen.
Het Nieuwsblad kommentiert: Es sind schlechte Neuigkeiten für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Denn mit weniger Geld lassen sich weniger gute Sendungen produzieren. Der Gedanke drängt sich auf, dass die neue Regierung unter N-VA-Führung einen persönlichen Rachefeldzug gegen die VRT startet. Ein Sender, der der N-VA nicht immer treu ergeben ist. Dass die VRT künftig "flämischer" sprich nationalistischer werden soll, war schon bekannt. Jetzt steht zu befürchten, dass der politische Einfluss einer Partei noch gefördert werden soll.
Politisierung der VRT – ein falsches Signal
Um das Thema einer möglichen Politisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks war früher schon jahrelang gestritten worden. Alle Parteien hatten da so ihre Ideen. Natürlich auch die N-VA. Bislang konnten solche Bestrebungen abgewehrt werden. Jetzt versucht es die N-VA erneut. Das ist ein verkehrtes Signal. Denn wenn es um gute journalistische Arbeit geht, dann geht das nur bei absoluter Neutralität, unterstreicht Het Nieuwsblad.
Die meisten Zeitungen diskutieren heute in ihren Leitartikeln die Verleihung des Friedensnobelpreises an den äthiopischen Premierminister Abiy Ahmed.
La Libre Belgique hält fest: Viele hatten Greta Thunberg erwartet – es wurde Abiy Ahmed. Damit hat sich das Nobelpreiskomitee nicht für die einfache Lösung entschieden, sondern sich zurückbesonnen auf seine Ursprünge. Es hat den Preis einer Person verliehen, die einen bewaffneten Konflikt beendet hat. Die Preisverleihung an Abiy Ahmed trifft vielleicht nicht den Nerv der breiten Öffentlichkeit, ist aber vollkommen gerechtfertigt. Der Premierminister hat einen langen Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien beendet. Vielleicht bringt der Preis ja auch Eritrea dazu, nicht nur Frieden mit Äthiopien zu schließen, sondern auch aufzuhören, eine Art Nord-Korea in Afrika zu sein, hofft La Libre Belgique.
Positives Zeichen für Ostafrika
L'Avenir bemerkt: Es gab auch Kritik an den Preis. Abiy Ahmed habe seine politischen Reformen bislang nicht weit genug geführt. Freie und demokratische Wahlen hätten in Äthiopien noch nicht stattgefunden und viele Probleme an der Grenze zu Eritrea würden noch bestehen. Das mag alles richtig sein. Doch der Friedensnobelpreis wird oft auch verliehen, um Menschen zu ermutigen, weiter auf dem eingeschlagenen Weg zu gehen und Projekte zu vollenden. In diesem Sinn muss der Preis für Abiy Ahmed gesehen werden. Er wird positiv in die Region hineinwirken, ist sich L'Avenir sicher.
Le Soir bemerkt: Das fünfte Mal innerhalb der vergangenen 15 Jahre ist ein Friedensnobelpreis nach Afrika gegangen. Das ist ein Zeichen dafür, dass Afrika zwar sehr wohl weiter seine Probleme hat. Aber auch zahlreiche mutige, entschlossene und positiv handelnde Persönlichkeiten, die alte Schemata aufbrechen. Indem sie für Frieden in Afrika sorgen, helfen sie dem Kontinent dabei, sich positiv entwickeln zu können, meint Le Soir.
Het Laatste Nieuws erinnert: Als 1993 Nelson Mandela den Nobelpreis bekam, wirkte dieser Preis nach ganz Afrika hinein. Einen ähnlichen Effekt könnte der heutige Preis an den äthiopischen Premier in Ostafrika haben. Der Preis ist ein Zeichen dafür, dass Afrika seinen eigenen Weg gehen sollte, mit der Hilfe des Westens und des Ostens, aber ohne deren Vorschriften und Normen. Als nächstes wäre es schön, wenn der Kongo von dieser Entwicklung erfasst würde, wünscht sich Het Laatste Nieuws.
Das Glückwunschtelegramm ist wichtiger
Gazet van Antwerpen schreibt: Fast im gleichen Moment, wo im Syrien ein neuer Krieg beginnt, wird der Friedensnobelpreis an einen Mann vergeben, der einen Krieg beendet hat. Man hätte fast vergessen können, dass es solche Menschen gibt. Trump, Erdogan, und all die anderen haben uns eher daran gewöhnt, dass Kriegstreiberei das Gebot der Stunde ist. Viel besser ist auch Europa nicht, das sich windet und wendet angesichts des Konflikts in Syrien, ohne aber zu handeln. Niemand ist dort zu Zugeständnissen bereit. Abiy Ahmed war das. Der Preis an ihn ist hochverdient, betont Gazet van Antwerpen.
Auch das GrenzEcho verbindet Nobelpreis und Syrien und meint: Die EU hätte die Möglichkeit, Erdogan von seinem erneuten völkerrechtswidrigen Einmarsch in das Nachbarland Syrien durch das Ausrufen von Sanktionen abzubringen. Man fürchtet ganz offensichtlich in Europas Hauptstädten, Erdogan könne seine Drohung wahrmachen und Millionen syrischer Flüchtlinge zum Weiterzug nach Europa ermuntern. Dann nimmt man lieber den Verrat an einem treuen Verbündeten wie den Kurden in Kauf und sieht großzügig darüber hinweg, dass es ein NATO-Partner ist, der Völkerrecht bricht und mordet. Hauptsache, dass Glückwunschtelegramm nach Addis Abeba ist auf dem Weg und wird medial aufgegriffen, ätzt das GrenzEcho.
Kay Wagner