"Brexit, das große Chaos", titelt Le Soir. "Das Parlament sagt 'Nein' zur Brexit-Strategie von Johnson", notiert La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. "Parlament bringt Johnson in die Klemme", so die Schlagzeile bei De Standaard.
Viele Zeitungen beschäftigen sich mit den politischen Ereignissen in Großbritannien rund um den Austritt des Landes aus der EU. Gestern am späten Abend fügte die Mehrheit im Parlament Premierminister Johnson eine Niederlage zu, um heute über eine mögliche Verlängerung des Austrittsdatums zu entscheiden. Johnson hatte das vermeiden wollen und droht jetzt mit Neuwahlen.
Le Soir kommentiert: Die Ereignisse von gestern haben noch einmal verdeutlicht: Großbritannien befindet sich in einer tiefen historischen Krise. Es herrscht ein total politisches Chaos, weil niemand weiß, was das Land eigentlich will. Die Fähigkeit, sich auf etwas zu verständigen, scheint abhanden gekommen zu sein. Wahrscheinlich ist in dieser Situation ein harter Brexit das Beste, was dem Land passieren kann. Das würde nämlich die Briten ganz konkret vor Herausforderungen stellen, die diese Entscheidung mit sich bringt. Die Konsequenzen würden für alle spürbar sein. Die Briten kämen dann an in einer Wirklichkeit, für die sie selbst verantwortlich wären. Mit diesen konkreten Folgen dann umgehen zu müssen, könnte sie dazu bringen, wieder vernünftige Entscheidungen zu treffen, hofft Le Soir.
Brexit und der Hurrikan Dorian
Aus einem anderen Grund spricht sich auch das GrenzEcho in der aktuellen Situation für einen harten Brexit aus und meint: Obschon ein Brexit ohne Vertrag Belgien und insbesondere Flandern wirtschaftlich hart treffen werden, wäre ein Ende der Brexit-Saga wünschenswert. Denn erst dann werden die EU und Großbritannien Verhandlungen über ihre künftigen Beziehungen aufnehmen können. Und darauf kommt es an. Nicht auf das bisherige Geplänkel mit einer der größten Volkswirtschaften der EU, so das GrenzEcho.
Het Laatste Nieuws gibt zu bedenken: "Brexit bedeutet Brexit", hat die damalige Premierministerin Theresa May damals im Sommer 2016 gesagt. Dass Boris Johnson auf diesem Weg jetzt weitergeht, kann ihm eigentlich keiner übel nehmen. Und die Frage bleibt bislang tatsächlich offen, wie schlimm die Folgen eigentlich sein werden. Vielleicht ist es ja ähnlich mit dem Hurrikan Dorian vor den USA: Zunächst nahm man die schlimmsten Szenarien an, jetzt gilt nur noch Warnstufe zwei. Vielleicht wird es auch mit dem Brexit gar nicht so schlimm, überlegt sich Het Laatste Nieuws.
Sicher unter seinem Dach
Zur Explosion in Wilrijk südlich von Antwerpen, bei der gestern drei Häuser zerstört wurden, schreibt Gazet van Antwerpen: Noch immer erinnert mitten im Zentrum von Antwerpen ein Trümmerfeld an die Gasexplosion, die voriges Jahr im Januar ein Gebäude am Paardenmarkt zum Einsturz brachte. Damals war wahrscheinlich die Nachlässigkeit des Hausbesitzers Grund für die Explosion. Er hatte es wohl versäumt, nötige Erneuerungen an der Gasversorgung zu veranlassen. Jetzt in Wilrijk ist es noch zu früh, ähnliche Ursachen zu vermuten. Vielleicht hat hier auch nur das Schicksal den Bewohnern einen schlimmen Streich gespielt. In jedem Fall aber muss die Sache genau untersucht werden. Jeder Bürger dieses Landes hat ein Recht darauf, sich sicher unter dem Dach seines Hauses zu fühlen, erinnert Gazet van Antwerpen.
Zur angekündigten Neustrukturierung der Supermärkte Match und Smatch stellt die Wirtschaftszeitung L'Echo fest: Diese Ankündigung überrascht im Grunde niemanden. Zu offensichtlich haben Match und Smatch die Entwicklungen der vergangenen Jahre verschlafen. Zwar erfüllten sie durch ihre Größe genau den Trend, auf den jetzt viele andere auch setzen: Nämlich der kleine Supermarkt um die Ecke zu sein. Doch hinkt ihr Angebot weit hinter der Zeit zurück. Bio- und lokal produzierte Produkte, wenig Abfall, Lieferung nach Hause, all das ist abwesend bei Match und Smatch. Alles riecht dort nach alter Zeit. Dass die Muttergesellschaft Louis Delhaize das jetzt ändern will, ist sicher richtig. Bleibt nur die Frage, ob es nicht schon zu spät ist, überlegt L'Echo.
Banken müssen reagieren
Auch bei De Tijd geht es um eine Neustrukturierung. Heute will der Vorstand der KBC-Bank den Betriebsrat über geplante Maßnahmen informieren. Dazu meint De Tijd: Nach BNP Paribas Fortis und ING ist jetzt KBC dran. Das ist gleichsam auch unumgänglich, denn seit der Bankkrise hat sich Vieles für Banken verändert. In Europa gibt es viele Auflagen, die Geschäfte sprudeln auch dank des niedrigen Zinssatzes kaum mehr. Dazu kommen die Herausforderungen von Digitalisierung und Automatisierung des Sektors. Neue Konkurrenten wie Facebook sind dabei, eigene Bezahlsysteme mit eigenen Währungen vorzubereiten. Darauf müssen die Banken natürlich reagieren, wenn sie eine Zukunft haben wollen, analysiert De Tijd.
L'Avenir schreibt zum Ende der Sommerpause im Wallonischen Parlament: Die magere Tagesordnung heute macht schon deutlich, dass dies ein holpriger Start wird. Denn es gibt immer noch keine Regierung und damit auch nicht wirklich viel Stoff zum Debattieren. Im Grunde ist da nur die Affäre um die Interkommunale in Charleroi, bei der die Ministerin Valérie De Bue Entscheidungen des Verwaltungsrats zurückgenommen hat. Wieder einmal riecht es da nach einem Skandal. Den Neubeginn nach der Sommerpause hätte man sich also glücklicher vorstellen können, schlussfolgert L'Avenir.