"Zurück in die Schule", titelt heute stellvertretend De Morgen. In vielen belgischen Tageszeitungen ist der heutige Schulanfang das große Thema. In ihren Kommentaren sprechen die Blätter deswegen auch verschiedene Probleme und Herausforderungen des Schulwesens an. Beispielsweise den Lehrermangel.
Gazet van Antwerpen schreibt dazu: Es gibt keine Zauberformel für all die Probleme im Unterrichtswesen. Aber in einer Sache sind sich alle Experten einig: Um all diese Herausforderungen zu meistern, hat man starke, gut ausgebildete und motivierte Lehrkräfte nötig. Und ausgerechnet jetzt, wo wir sie mehr denn je nötig haben, haben wir zu wenige. Deshalb ist es auch unglaublich, dass in all den Jahren an drei Dingen nichts verändert wurde. Erstens: Der Verwaltungsdruck auf Lehrkräfte ist kaum weniger geworden. Zweitens: Junge Lehrer müssen immer noch jahrelang von Schule zu Schule pilgern, bevor sie eine Festanstellung bekommen. Und drittens: Menschen, die aus einem anderen Beruf in das Unterrichtswesen wechseln wollen, verlieren immer noch ihre Dienstjahre. Können wir, bevor wir ideologische Diskussionen beginnen, vielleicht diese drei Punkte einfach mal anpacken?, fragt sich Gazet van Antwerpen.
Gemischte Gefühle
Het Nieuwsblad schaut auf die Qualität des Unterrichtswesens: Um die zu verbessern, ist Vertrauen in die Expertise der Lehrer das Wichtigste. Lehrer müssen sich als Unterrichtsexperten anerkannt fühlen. Sie müssen den Freiraum und die Freiheit bekommen, eigene Akzente setzen zu können und aus ihrer Erfahrung heraus das zu tun, wofür sie ausgebildet sind: das Beste aus jedem Schüler herauszuholen. Dafür sind Eingriffe in die ganze Kette nötig. Auch in die Lehrerausbildung und noch viel früher, bei den jungen Menschen, die sich für dieses Studium entscheiden, fordert Het Nieuwsblad.
La Dernière Heure blickt noch einmal auf die vergangenen zwei Monate zurück: Endlich! Viele Eltern sehen dem Schulanfang mit gemischten Gefühlen entgegen. Froh, dass ihre Kinder wieder in der Schule sind. Aber auch ein bisschen beschämt über die Erleichterung, dass ihre Kinder wieder aus dem Haus sind. Nicht, dass die Liebe zu ihren Engelchen während der Ferien gelitten hätte – aber zwei Monate sind lang. Die Kinder zu beschäftigen oder eine Aufsichtsperson zu finden, ist nicht immer einfach. Auch für die Kinder selbst kann die Zeit lang werden. Müssen wir die Verteilung der Schulferien deshalb überarbeiten? Die großen Ferien verkürzen zugunsten längerer Auszeiten im Laufe des Jahres? Wir sprechen uns Allerheiligen wieder, so La Dernière Heure.
Motorsport ist und bleibt gefährlich
L'Avenir erinnert an die Gefährlichkeit des Motorsports. Anlass ist der tödliche Unfall des 22-jährigen französischen Formel 2-Piloten Anthoine Hubert am Samstag in Spa-Francorchamps. Die großen Fortschritte bei den Sicherheitsmaßnahmen für Fahrer und Zuschauer haben solche Unfälle glücklicherweise immer seltener werden lassen. Aber nicht weniger schmerzhaft, wenn sie dann passieren. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde wurde am Samstag Spa-Francorchamps brutal mit der Tatsache konfrontiert, dass Autorennen eben kein Videospiel oder eine Sitzung im Simulator sind.
Der Grund, dass so viele davon träumen, diesen Sport auszuüben, ist nicht die Gefahr, denn niemand träumt von einem Unfall. Es ist die Kombination aus Geschwindigkeit, Geschicklichkeit, Mut und Adrenalin, die sie lieben. Dieser aufregende Cocktail, den nur wenige andere Sportdisziplinen bieten können. Anthoine Hubert starb bei dem, was er liebte. Der Internationale Automobilverband FIA wird logischerweise eine Untersuchung führen, um den Unfall an der berühmten Raidillon-Kurve zu verstehen. Vielleicht wird die FIA die eine oder andere neue Sicherheitsmaßnahme vorschreiben. Aber eines ist jetzt schon sicher: Der Motorsport ist und bleibt gefährlich, ist L'Avenir überzeugt.
Auch Deutschland bleibt nicht verschont
De Standaard kommentiert den Wahlerfolg der "Alternative für Deutschland", AfD, bei den gestrigen Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg und die Verluste der traditionellen Volksparteien wie CDU und SPD. In Italien sind die traditionellen Parteien marginalisiert. In Frankreich sind sie sogar wie weggefegt. In Spanien müssen sie hart um die Wählergunst kämpfen. In Österreich sind sie in die Defensive gedrängt. In Belgien ebenso. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass Deutschland dieser Entwicklung entkommen könne.
Die AfD wurde lange Zeit als eine seltsame Randerscheinung betrachtet – ein irrationales Ventil für ein Grüppchen frustrierter Radikaler, die sich außerhalb des traditionell behäbigen deutschen Konservatismus platzieren. Aber der Wahlausgang bestätigt, dass die Partei dabei ist, zu einem festen Faktor in der deutschen Politik zu werden. Genau wie bei uns sind es die Extremen auf beiden Seiten des politischen Spektrums, die sich am besten in die Sorgen der Wähler hinein versetzen können. Die Frage ist, was das für die Zukunft des größten Mitgliedsstaates der Europäischen Union bedeutet. Während Frankreich, Großbritannien und Italien politische Erdrutsche durchgemacht haben, blieb Deutschland bis jetzt der Inbegriff von Stabilität und Sicherheit. Politische Turbulenzen sind deshalb vielleicht unerwünscht, aber die Aufrechterhaltung des Status Quo gegen den Willen des Wählers ist es genauso, notiert De Standaard.
Volker Krings