"Informatoren wollen schnell eine neue Föderalregierung", titelt Het Belang van Limburg. "Nochmal 541 Tage ohne Regierung können wir uns nicht leisten", zitiert Gazet van Antwerpen in ihrer Schlagzeile. "Informatoren machen zusätzlich Druck" heißt es bei De Standaard auf Seite eins.
Die beiden Informatoren Didier Reynders und Johan Vande Lanotte, die die Lage zur Bildung einer neuen Föderalregierung sondieren, haben gestern dem König ihren ersten Bericht vorgelegt. In der anschließenden Pressekonferenz betonten sie, dass eine neue Regierung vor allem schnell gefunden werden müsse. Denn mit einer geschäftsführenden Minderheitsregierung, die allein keine Entscheidung durchsetzen kann, sei Belgien kaum zu führen.
Dazu kommentiert De Morgen: Allein die Forderung, dass eine neue Regierung schnell gefunden werden soll, heißt noch lange nicht, dass sie auch schnell gefunden wird. Zwar haben Reynders und Vande Lanotte Recht, dass es mit einer Minderheitsregierung große Probleme geben wird, einen Haushalt im Oktober zu beschließen – und bei einem drohenden Haushaltsloch von neun Milliarden Euro wäre das durchaus wünschenswert. Außerdem weisen sie zu Recht auf andere, von außen kommende Gefahren für Belgien hin. Stichwort Brexit oder die sich verschlechternde Weltwirtschaftslage. Aber auch 2010 und 2011, als es die lange Zeit ohne Regierung gab, haben solche Gründe keine Rolle gespielt. Damals waren wir mitten in der Finanzkrise. Beeilt haben sich die Politiker deshalb nicht, erinnert De Morgen.
Die Ruhe vor dem Sturm
Het Laatste Nieuws sieht das genauso und führt aus: Es ist ja schön, dass die Informatoren zur Eile drängen. Aber das bedeutet im Grunde nichts. Und es ist auch schön, dass sie den Eindruck vermitteln, dass sie positive Signale von den Parteivorsitzenden empfangen. Das Kriegsgetrommel scheint zurzeit verstummt. Doch das heißt wirklich gar nichts. Denn schaut man sich die Parteien genauer an, dann sieht man nirgends eine klare Linie. Irgendwelche Tendenzen oder gar Koalitionen zeichnen sich da ganz und gar nicht ab. Charles Michel kann sich schon mal darauf einstellen, noch lange Premier einer Übergangsregierung zu sein. Einen neuen Job sollte er sich so schnell nicht suchen, rät Het Laatste Nieuws.
Auch L'Avenir meint: Das Bild, das die Informatoren von der aktuellen Situation zeichnen, sieht eigentlich ganz hübsch aus. Nichts Beunruhigendes haben sie gestern vermeldet. Aber machen wir uns nichts vor: Das ist nur die Ruhe vor dem Sturm, ist sich L'Avenir sicher.
De Standaard findet: Dass die Informatoren Druck machen, ist eigentlich gar nicht mal so schlecht. Denn egal, ob man sich jetzt viel Zeit lässt, oder das Tempo bei der Koalitionsbildung erhöht: Jede Regierung wird irgendwie unnatürlich aussehen. Wir werden ein noch nie dagewesenes Bündnis sehen. Mit Ecken und Kanten. Etwas anderes ist bei der aktuellen Ausgangslage gar nicht möglich, hält De Standaard fest.
Het Nieuwsblad schreibt: Der Vlaams Belang und die PTB haben sich darüber geärgert, dass die Informatoren das Gespräch mit ihnen bewusst nicht gesucht haben. Das kann man aber verstehen, wenn die Informatoren davon sprechen, dass sie keine Zeit verlieren wollen. Denn Gespräche mit dem Vlaams Belang und der PTB wären tatsächlich Zeitverschwendung. Föderalregierungen mit dem Vlaams Belang oder der PTB sind völlig utopisch, ist Het Nieuwsblad überzeugt.
Lehren, die heute wieder aktuell sind
La Libre Belgique beschäftigt sich mit den Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Landung der alliierten Truppen in der Normandie. Dabei blickt die Zeitung auf die jungen Soldaten, die damals bei der Landung dabei waren: Was wären wir ohne sie? Sie haben das Schicksal von Europa verändert. Sie haben einen ganzen Kontinent von der Nazi-Tyrannei befreit und den Menschen Freiheit und eine Zukunft gegeben. Diese Helden dürfen niemals vergessen werden. Ihr Mut und ihre Tapferkeit müssen ewig daran erinnern, dass die Freiheit das höchste Gut jeder Nation ist, wünscht sich La Libre Belgique.
Le Soir weiß: Es wird immer schwerer, der jungen Generation die Bedeutung solcher Ereignisse zu vermitteln. Doch darf man nicht aufhören, das zu versuchen. Denn aus dieser Vergangenheit können wir Lehren ziehen, die heute wieder aktuell sind. Der wieder aufkommende Nationalismus erinnert an die Zeit, die letztlich zu den Schrecken des Zweiten Weltkriegs geführt hat. Jeder Politiker und jeder einzelne Bürger hat es selbst in der Hand, sich und die Welt vor einer Wiederholung dieser Schrecken zu bewahren, mahnt Le Soir.
Eden wird Eden bleiben
Zum Wechsel des Fußballprofis Eden Hazard von Chelsea zu Real Madrid für angeblich 100 Millionen Euro kommentiert La Dernière Heure: 100 Millionen hört sich für Normalsterbliche irre viel an. Im Fußballbusiness ist es das aber längst nicht mehr. Für Eden kann das nur gut sein. Die Last wird für ihn nicht zu schwer sein. Es reicht schon, dass er jetzt der teuerste Transfer für Real Madrid ist. Ob ihn das verändern wird? Davon ist nicht auszugehen. Eden ist ein Star. Trotzdem ist er normal geblieben. Eden wird Eden bleiben, prophezeit La Dernière Heure.
Kay Wagner