"Spannungen in der Antwerpener Koalition nach dem x-ten Anschlag", titelt Gazet van Antwerpen. "Granaten, Feuerbomben und explodierende Autos", notiert De Standaard auf Seite eins. Und Het Nieuwsblad fasst zusammen: "58 Anschläge in drei Jahren".
Die jüngsten Vorfälle in Antwerpen, die auf das Konto der Drogenmafia gehen sollen, beschäftigen viele flämische Zeitungen auf ihren Titelseiten und in ihren Leitartikeln. Gestern hatte sich nach der zweiten Explosion einer Granate auch N-VA-Bürgermeister Bart De Wever geäußert und gesagt: "Mit den Anschlägen wird es so schnell noch nicht vorbei sein."
Keine Besserung trotz sieben Jahren De Wever
Dazu kommentiert De Standaard: Immerhin ist De Wever ehrlich. Denn es wäre falsch, zu sagen, dass durch neue Maßnahmen das Problem, das die Drogenmafia in Antwerpen darstellt, schnell gelöst werden kann. De Wever selbst ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig und komplex der Kampf gegen die kriminellen Banden ist. Er hatte den Antwerpener Bürgern versprochen, mit harter Hand gegen die Drogenmafia vorzugehen. Jetzt ist er im siebten Jahr Bürgermeister – und besser geworden ist es nicht. Und das bei einem Bürgermeister, der gleichzeitig Vorsitzender einer Partei ist, die Sicherheit als eine ihrer Kernkompetenzen sieht, erinnert De Standaard.
Auch Het Nieuwsblad findet: De Wever hat immerhin das Verdienst, den Menschen nichts vorzugaukeln. Gleichzeitig hat er aber wieder einmal mit dem Finger auf eine Gruppe von Menschen gezeigt, die er für mitverantwortlich hält, dass der Kampf gegen die Drogenmafia so schwierig bleibt. Diesmal nahm De Wever die Drogenkonsumenten ins Visier. Denn nur wenn Drogen nachgefragt werden, werden sie auch gehandelt. Aber der Kampf gegen die Drogenmafia lässt sich nicht dadurch gewinnen, indem man einzelne stigmatisiert. Er kann nur gewonnen werden, wenn auf breiter Front gegen die Drogenmafia vorgegangen wird. Hafen, Polizei und Justiz, Repression und Prävention, Bürger und Gemeinden – sie alle spielen hierbei eine Rolle. Es sollte die Aufgabe des Bürgermeisters sein, diese Kräfte zu einen, ist sich Het Nieuwsblad sicher.
Botschaft verstanden? Wohl doch eher nicht
Zum wahrscheinlichen Aus für ein neues Klimagesetz meint Le Soir: Das kommt also dabei heraus, wenn 70.000 Belgier im Dezember in Brüssel auf die Straße gehen, für eine bessere Klimapolitik protestieren und dann die Politiker sagen: Ja, wir haben die Botschaft verstanden. Das ist der Erfolg von mittlerweile zehn Wochen Donnerstagsprotesten Tausender junger Menschen in verschiedenen Städten unseres Landes. Gestern wurde in der Kammer klar, dass es dank der Weigerung von MR, OpenVLD, N-VA und CD&V nicht die nötige Mehrheit für ein Klimagesetz geben wird. Zumindest nicht eines, bei dem, wie in der Gesetzesvorlage gefordert, die Verfassung geändert werden müsste. Es gebe andere Wege, etwas für das Klima zu tun, sagen die genannten Parteien. Zehntausende Bürger werden diesen Versprechen nicht mehr glauben, schimpft Le Soir.
L'Echo weiß: Bis zu den Wahlen am 26. Mai wird also nichts mehr passieren in Sachen Klima. Und danach ist es fraglich, ob man sich auf etwas einigen wird. Es sieht fast danach aus, als ob das Klima das jüngste Opfer der Unfähigkeit wird, sich in Belgien auf nationale Strategien zu einigen. Schon bei der Energie und dem Verkehr haben wir das nicht geschafft. In allen diesen Bereichen hätten die Bürger aber ein Interesse daran, dass es genau solche nationalen Strategien gäbe, bedauert L'Echo.
Das GrenzEcho analysiert: Beim Streit um das Klimagesetz geht es um wahltaktische Überlegungen. Offensichtlich will sich Premier Charles Michel, der sich gestern gegen eine Verfassungsänderung stellte, alle Türen offenhalten. Auch die, die es ihm ermöglicht, seine Ende letzten Jahres gestürzte Regierungskoalition mit N-VA, OpenVLD und CD&V neu aufzulegen, so das GrenzEcho.
Lehrerstreik und Stadion-Coup
In Flandern streiken heute viele Lehrer. Dazu kommentiert Het Laatste Nieuws: Die Lehrer streiken nicht für mehr Geld oder kürzere Arbeitszeiten. Vielmehr streiken sie dafür, um unter besseren Verhältnissen ihren Beruf ausüben zu können. Der ist schon lange nicht mehr attraktiv. Händeringend werden Lehrer gesucht, aber zu wenige junge Menschen lassen sich zu Lehrern ausbilden. Viele schmeißen frustriert nach wenigen Jahren ihren Job hin. Das alles muss sich ändern. Denn grundsätzlich sind die meisten Lehrer Idealisten, die ihren Beruf lieben und die bereit sind, sich stark zu engagieren. Solche Menschen zu frustrieren ist gefährlich – schnell werden solche Menschen nämlich zu Zynikern. Und Zynikern sollten wir unsere Schüler nicht anvertrauen, mahnt Het Laatste Nieuws.
Zu der Idee, das König-Baudouin-Stadion auf dem Brüsseler Heysel-Gelände zu renovieren, statt dort ein komplett neues Nationalstadion zu bauen, bemerkt L'Avenir: Das ist ein Coup, mit dem der belgische Fußballverband da gestern an die Öffentlichkeit getreten ist. Auf die Realisierung werden wir aber sicher noch lange warten müssen. Denn Geld hat der Verband nicht für die Renovierung. Die 150 bis 200 Millionen Euro müssen von der Politik kommen. Das Projekt "Nationalstadion" könnte so gut ein Thema im Wahlkampf werden, prophezeit L'Avenir.
Kay Wagner