"Mörderischer Tsunami", titelt Het Belang van Limburg. "Mehr als 200 Tote durch einen komplett unerwarteten Tsunami", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Der Anak Krakatau bringt den Tod", so die Schlagzeile von Le Soir.
Indonesien wurde erneut von einem verheerenden Tsunami getroffen, inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf 281 gestiegen. Ursache war vermutlich der Ausbruch des Vulkans Anak Krakatau. Die Eruption soll dann einen Unterwassererdrutsch ausgelöst haben, der dann wiederum den Tsunami zur Folge hatte. Die Flutwelle traf die Menschen vollkommen unvorbereitet: "Es wurde lediglich eine Springflut vorhergesagt", sagen Betroffene in Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen.
"Die Sintflut kam ohne jede Warnung", notiert auch De Morgen. "Es ist ein Katastrophenjahr für Indonesien", so jedenfalls das Fazit von De Standaard. "Indonesien und der Fluch der Tsunamis", meint auch L'Avenir auf seiner Titelseite. Allein in diesem Jahr gab es ja schon eine weitere Katastrophe dieser Art: Vor knapp drei Monaten forderten ein Erdbeben und ein anschließender Tsunami auf der indonesischen Insel Sulawesi mehr als 2.200 Todesopfer. Und vor fast genau 14 Jahren gab es ja in dem Gebiet eine Jahrhundertkatastrophe: Weihnachten 2004 hatte ein verheerender Tsunami insgesamt 230.000 Todesopfer gefordert.
Eine Gefahr für sein Land, die Nato und Europa
Viele Blätter blicken auch in die USA, wo derzeit das Chaos regiert. "US-Präsident Donald Trump ist isolierter denn je", titelt etwa Le Soir. Zunächst sind die Bundesbehörden blockiert durch einen sogenannten "Shutdown". Das ist eine Haushaltssperre, weil kein neues Budgetgesetz zustande gekommen ist. Außerdem häufen sich in seiner Administration die Rücktritte: Zuletzt hatte Verteidigungsminister James Mattis das Handtuch geworfen.
Amerika erlebt seinen Doktor-Seltsam-Moment, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Das ist ein Verweis auf einen berühmten Film von Stanley Kubrick. Darin schicken die USA auf der Grundlage abstruser Verschwörungstheorien ihre Atombomber gegen die Sowjetunion. Zurück ins Hier und Jetzt: Mit James Mattis hat der letzte Erwachsene das Weiße Haus verlassen. Der beratungsresistente Präsident sitzt vor dem Fernseher und schaut Fox News. Er ist zum Dr. Seltsam geworden, zu einer Gefahr für sein Land. Aber auch für die Nato: Europa ist nicht dafür bekannt, Krisen vorwegzunehmen. Diesmal sollten die Europäer sich aber auf ein Szenario vorbereiten, in dem sie plötzlich alleine sind, ohne den Schutz der transatlantischen Brüder.
Das Fazit von La Libre Belgique wirkt da fast schon optimistisch: "Blockierte Regierungsbehörden, sich häufende Rücktritte, wachsender Druck: Hat vielleicht schon die Post-Trump-Ära begonnen?", fragt sich das Blatt.
Ein immenses Risiko für die SP.A
Viele flämische Zeitungen kommentieren derweil weiterhin die Entwicklungen in Antwerpen: Dort hatte der alte und neue Bürgermeister Bart De Wever am Freitag sein Koalitionsabkommen mit OpenVLD und SP.A vorgestellt. Für Diskussionsstoff sorgt nach wie vor die Tatsache, dass der N-VA-Chef ein Bündnis mit der sozialistischen SP.A eingeht, jener Partei, die er bislang für alles Übel dieser Welt verantwortlich gemacht hat. Innerhalb der SP.A sind denn auch längst nicht alle glücklich mit der Koalition. Ein Indiz dafür steht auf Seite eins von Gazet van Antwerpen: "Die SP.A findet keinen dritten Schöffen aufgrund interner Streitigkeiten", schreibt das Blatt. Einen Posten können die Sozialisten also derzeit nicht besetzen. Innerhalb der Fraktion drohen sogar einige Mitglieder damit, sich gegebenenfalls der Opposition anzuschließen.
De Morgen kann die Sorgen nachvollziehen. Der Leitartikler fühlt sich an die mittelalterliche Fabel von Reynaerde dem Fuchs erinnert. Dieser Fuchs tötet und schikaniert seine Zeitgenossen, kommt aber am Ende ungestraft davon. Für De Morgen ist das die Geschichte von Bart De Wever: Man denke da nur an Charles Michel. De Wever frisst alle seine Bündnispartner auf. Und wer glaubt ernsthaft, dass sich der Fuchs geändert hat, nur weil er jetzt die Passion predigt? Das Risiko für SP.A ist immens.
Het Laatste Nieuws kann seinerseits auch die SP.A verstehen: Die Opposition fühlt sich, zumal auf kommunaler Ebene, an wie die Hölle. Noch einmal sechs Jahre in der Opposition hätten für die Sozialisten den Verlust von Einfluss und auch ihres Netzwerks bedeutet. Die internen Streitigkeiten sorgen aber dafür, dass die Partei schon geschwächt ist, bevor es wirklich losgeht.
De Standaard gibt sich derweil seinerseits verhalten optimistisch: Wir erleben unruhige Zeiten. Die Menschen sorgen sich um ihre Zukunft, haben den Eindruck, nicht mehr über ihren eigenen Lebensstil entscheiden zu dürfen; haben das Gefühl, dass unsere Werte unter Druck stehen. Die als "Große Verbindung" angepriesene Antwerpener Koalition mag da wie eine Erleichterung wirken: Rechts und Links sind dazu verdammt, ihre Gräben zu verlassen und im Sinne des Allgemeinwohls gemeinsame Sache zu machen. Diese Gesellschaft braucht eine verantwortungsbewusste Führung. Nur so kann der allgemeine Pessimismus zu etwas Konstruktivem umgebogen werden. Frei nach dem Deutschen: "Wir schaffen das".
Die Welt ist noch nicht in die Binsen gegangen
Einige Zeitungen schließlich lassen es sich nicht nehmen, ihren Lesern frohe Weihnachten zu wünschen. L'Avenir und La Dernière Heure appellieren dabei, nicht die Alten und Schwachen zu vergessen. Mehr noch, meint L'Avenir, wir sollten uns die Zeit nehmen, in uns zu gehen, an unsere Familie, unsere Freunde, unsere Kollegen, unsere Mitmenschen zu denken. Und diesen Esprit möglichst lange mitzunehmen.
Genießen Sie Ihr Weihnachtsessen, fügt Het Belang van Limburg hinzu. Es gibt bestimmt viele Gründe, pessimistisch zu sein. Es gibt aber genauso viele Zeichen von Menschlichkeit. Die Welt ist noch nicht in die Binsen gegangen. Viele Parameter sind im grünen Bereich. Wir wünschen Ihnen denn auch ein optimistisches und Fatalismus-freies Fest.
In diesem Sinne wünscht Ihnen auch das ganze Team des BRF-Studios Brüssel frohe und friedliche Weihnachten!
Roger Pint