"Die Hoffnungen der Demokraten auf Erfolg bei den Wahlen ruhen auf Obama", schreibt De Morgen auf Seite eins. "Trump auf Dauerkampagne, um das Debakel zu verhindern", notiert Le Soir. Und L'Avenir fragt auf seiner Titelseite: "Geht es weiter mit Donald Trump oder wird er ausgebremst?" Einige Zeitungen beschäftigen sich auch in ihren Leitartikel mit den Kongresswahlen in den USA. Morgen sollen die Ergebnisse bekanntgegeben werden.
Le Soir kommentiert: Morgen werden die Augen der ganzen Welt auf die Vereinigten Staaten gerichtet sein. Dabei wird es nur eine Frage geben: Werden die US-Bürger Donald Trump zu einem neuen Sieg verhelfen – was dann quasi schon eine Vorentscheidung für die Präsidentschaftswahlen 2020 sein könnte? Oder werden sie ihm einen Denkzettel verpassen? Das wäre alles andere als banal. Ein Sieg der Demokraten morgen wäre die erste richtige Niederlage für den Präsidenten, der zurzeit so wenig an sich selbst zweifelt wie noch nie. Ein Präsident, der kein Wahlprogramm hat, sondern lediglich mit den Ängsten der Menschen spielt. In einem Land, in dem gerade sehr viele Arbeitsplätze geschaffen werden und die Arbeitslosigkeit sehr niedrig ist, wird es spannend sein, zu sehen, wie der Wähler sich entscheidet, hält Le Soir fest.
Het Laatste Nieuws erinnert: Es hat fast schon Tradition in den USA, dass ein amtierender Präsident selten die Midterm-Wahlen gewinnt. Häufig verlieren die Präsidenten ihre Mehrheit im Parlament, und das ändert oft das politische Klima im Land. Aber erstens sind Traditionen da, um gebrochen zu werden. Und zweitens ist noch die Frage, ob sich Trump von einer Niederlage beeindrucken lassen würde, so Het Laatste Nieuws.
De Standaard analysiert: Die amerikanischen Bürger haben die Wahl zwischen zwei Modellen – dem populistischen Modell, das auf Lügen, Bangemachen und Polarisieren basiert, und dem rationalen Modell, das aufbaut auf Fakten, Programmen und Leistungen. Doch selbst wenn die Demokraten morgen gewinnen würden, wäre das noch längst nicht das Ende des Populismus. Denn dann würden sich beide Seiten quasi neutralisieren: Trump könnte bei einem demokratisch dominierten Parlament nicht mehr durchregieren. Dem Land würde Stillstand drohen. Und das könnte die Polarisierung, die Spaltung der Gesellschaft weiter verstärken, befürchtet De Standaard.
Das Erbe der Bankenkrise
Zu den Ergebnissen des Stresstests europäischer Banken schreibt Het Belang van Limburg: Bei den beiden belgischen Banken KBC und Belfius haben sie am Freitagabend sicher die Champagnerkorken knallen lassen. Überdurchschnittlich gut ist das Ergebnis dieser beiden Banken ausgefallen. Ist das ein Grund, sich künftig keine Sorgen mehr zu machen? Natürlich nicht. Denn das heißt nur, dass diese beiden Banken zurzeit ihre Hausaufgaben gut gemacht haben und relativ krisensicher sind. Bei anderen Banken sieht das schon anders aus: ING als weitere große Bank in Belgien schneidet auch noch ganz gut ab. Aber BNP Paribas Fortis schon nicht mehr. Die Restbank Dexia wurde sowieso von den normalen Kriterien ausgeklammert und als "Problembank" gesondert behandelt. Wie auch alle griechischen Banken und einige italienische Banken wie Monte Dei Paschi. Das zeigt uns: Die Bankenkrise mag zwar vorbei sein, ihr Erbe schleppen wir aber weiter mit uns herum, bilanziert Het Belang van Limburg.
Vorhersehbare Reaktionen
La Libre Belgique meint zu den Machenschaften bei FIFA und UEFA, die dank der Recherche von Journalisten jetzt an die Öffentlichkeit gelangen: Die ersten Reaktionen von FIFA und UEFA zu diesen "Football Leaks"-Enthüllungen waren vorhersehbar. Alles Abstreiten und vielleicht hier und da einmal ein bisschen Prüfen ankündigen. Wahrscheinlich werden die beiden Verbände die Vorwürfe ebenso aussitzen, wie schon vor zwei Jahren die Vorwürfe aus den ersten "Football Leaks"-Enthüllungen. Dem großen Geschäft Fußball ist halt kaum beizukommen. Das zeigen auch die Pläne der mächtigsten Fußballclubs in Europa: Sie drohen damit, eine eigene Top-Liga zu gründen, wenn man ihnen zu sehr in ihre Geschäfte hineinredet. Der aktuelle Skandal im belgischen Fußball erscheint im Vergleich dazu wie eine Dorfkirmes irgendwo in der Provinz, stellt La Libre Belgique ernüchtert fest.
Die Stunde der Wahrheit
Zu den Koalitionsverhandlungen in Antwerpen spekuliert Gazet van Antwerpen: Die Sondierungen könnten in dieser Woche in ihre entscheidende Phase eintreten. Denn Bart De Wever will seine Schlussfolgerungen aus den ersten Sondierungsgesprächen veröffentlichen. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit für die anderen Parteien. Die Grünen können sich dann überlegen, ob sie als aussichtreichster Kandidat das Wagnis mit De Wever eingehen wollen oder lieber nicht. Die bisherigen Koalitionspartner OpenVLD und CD&V müssen sich die gleiche Frage stellen. Und sogar die SP.A könnte wieder eine Rolle spielen. Ihre Spitzenfrau Jinnih Beels hätte nichts dagegen einzuwenden, sie selbst allerdings würde keine Schöffin werden wollen. Ein Zeichen dafür, wie vorsichtig man bei der SP.A gegenüber De Wever bleibt, meint Gazet van Antwerpen.