"Der tödlichste antisemitische Anschlag in der Geschichte der USA", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Pittsburgh zahlt den Preis der Hassreden", meint Le Soir. Und De Standaard zitiert auf seiner Titelseite einen Juden mit den Worten: "Heute bin ich ein anderer Jude, als gestern".
Das Attentat auf eine Synagoge in Pittsburgh, bei der elf Menschen von einem 46-jährigen Mann ermordet wurden, wird auch von mehreren Zeitungen kommentiert. Het Belang van Limburg stellt fest: Die Tragödie von Samstag war der traurige Höhepunkt einer Woche, die in den USA im Zeichen von mörderischem Hass stand.
Zunächst sorgten Päckchen mit weißem Pulver an prominente Trump-Gegner für Aufregung. Dann wollte – was von den Medien wenig beachtet wurde – am Mittwoch ein Mann in Jeffersontown in Kentucky in eine Kirche mit Afroamerikanern eindringen. Als das misslang, erschoss er in einem Supermarkt und in einer Schule willkürlich zwei schwarze Menschen. Und schließlich das Attentat von Pittsburgh. Dass die Amerikaner schneller zur Waffe greifen, als sonst wo auf der Welt, ist bekannt. Doch dass sie das immer schneller tun, ist der Spaltung des Landes zu verdanken, die immer stärker vorangetrieben wird. Der Hauptgrund dafür ist US-Präsident Donald Trump, weiß Het Belang van Limburg.
Der Ton macht die Musik
Le Soir schließt sich dieser Meinung an und notiert: Trump steht dabei nicht alleine. Man könnte dasselbe sagen für einen Bolsonaro, der gerade in Brasilien zum Präsidenten gewählt worden ist, für einen Salvini in Italien, einen Orban in Ungarn und all die anderen nationalpopulistischen Politiker, die durch ihre Rhetorik demokratisch handelnde Menschen in große Bedrängnis bringen. Denn es ist halt so: Der Ton macht die Musik.
Selbst einem Bart De Wever wird dieser Ton jetzt zu rau. Er hat zur Mäßigung aufgerufen. Das ist tatsächlich eine Notwendigkeit, stellt Le Soir fest.
L'Avenir gibt zu bedenken: Der Attentäter von Pittsburgh hatte seinen Hass gegen Juden im Internet genährt. Auf antisemitischen Internetseiten hatte er seine Tat quasi angekündigt. Das ist ein erneuter Aufruf an die Gesellschaft, Hass, der im Internet geschürt wird, stärker zu bekämpfen. Differenzierung, Aufklärung und Versachlichung müssen Pauschalisierungen gegenübergestellt werden, fordert L'Avenir.
Gepäckabfertigung durch Piloten?
De Morgen beschäftigt sich mit dem Streik der Mitarbeiter der Gepäckabfertigungsgesellschaft Aviapartner am Brüsseler Flughafen Zaventem und führt aus: Stärker als auf die Opfer des Streiks, nämlich die Passagiere, sollten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Streikenden zu richten. Zwar ist es richtig, dass der Streit zu Ferienbeginn besonders unverschämt erscheint. Doch die Streikenden haben allen Grund für ihre Aktion.
Ihre Arbeit ist ein Knochenjob, wahrscheinlich einer der übelsten "Scheißberufe", die es gibt. Neun Stunden arbeiten ohne Pause, immer unter Druck. Nur bei künstlichem Licht und das für einen Lohn von nur 1400 Euro. Die Streikenden führen uns vor Augen, dass es Opfer gibt, wenn Flugtickets immer billiger werden. Das kann nicht die Zukunft sein. Alternativen müssen gefunden werden, mahnt De Morgen.
Het Laatste Nieuws schlägt in die gleiche Kerbe und notiert: Ryanair ist der Grund dafür, dass die Ausbeutung im Flugbetrieb immer größer wird. Zwar hat Ryanair Dynamik in den Flugsektor gebracht, doch das geht auf Kosten der Mitarbeiter. Dem muss ein Ende bereitet werden. Denn sonst könnte es sein, dass bald schon die Piloten dazu aufgefordert werden, das Gepäck der Reisenden abzufertigen. Taxifahrer tragen ja auch die Koffer ihrer Kunden, ätzt Het Laatste Nieuws.
Interessenpolitik wohl wichtiger als Werte
Das GrenzEcho kommt auf das Treffen von Merkel, Macron, Putin und Erdogan in Istanbul zurück. Anlass dazu war die Lage in Syrien. Das GrenzEcho schreibt: Man muss sich fast die Augen reiben, um es glauben zu können. Merkel und Macron händchenhaltend mit Erdogan und Putin. Merkel und Macron zwischen den beiden Autokraten aus dem Kreml und vom Bosporus. Europa scheint langsam zu verstehen, dass Interessenpolitik der einzig gangbare Weg ist, wenn man sich den Hegemoniebestrebungen der Chinesen und US-Amerikaner entgegenstellen will. Dass dabei die bis vor Kurzem noch so gerne bemühten westlichen Werte plötzlich vergessen scheinen, schmerzt mehr, als es wundert: In der Geopolitik kann man mit Werten keinen Blumentopf gewinnen, erinnert das GrenzEcho.
La Libre Belgique schreibt zur Situation in Kongo: Am 23. Dezember sollen jetzt die Wahlen stattfinden, durch die ein Nachfolger für den 18 Jahre lang regierenden Joseph Kabila gefunden werden soll. Die Wahlen versprechen jetzt schon Chaos zu erzeugen. Und für Protest zu sorgen. Zum Beispiel gibt es zehn Millionen angeblich Wahlberechtigte, die es sonst aber nirgendwo gibt. Außerdem soll elektronisch abgestimmt werden. Dabei gibt es nur in 15 Prozent des Landes Strom. Wenn es nach den Wahlen aufgrund der absehbaren Proteste zu Unruhen und Aufständen kommt, wird das den ganzen Kongo und seine neun Nachbarländer betreffen und destabilisieren. Die internationale Gemeinschaft sollte langsam aufwachen und versuchen, das zu verhindern, fordert La Libre Belgique.
kawa