"Zehn Jahre Bankenkrise", titelt De Tijd. Auch L'Écho zieht eine Bilanz "zehn Jahre nach dem Ausbruch der Bankenkrise". Am 15. September 2008 musste die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz beantragen. Der amerikanische Staat kam dem Geldhaus wider Erwarten nicht zu Hilfe. Die Pleite des Traditionshauses sorgte dann aber für einen Domino-Effekt und riss große Teile der Finanzmärkte mit in den Abgrund. Grund allen Übels waren die sogenannten Subprime-Kredite, Darlehen an amerikanische Familien, von denen man aber wusste, dass sie sie eigentlich nicht zurückbezahlen konnten. Die Banken hatten schlicht und einfach auf immer weiter steigende Immobilienpreise gesetzt. Diese Rechnung ging bekanntlich nicht auf.
"Es war die Zeit, in der der Planet mit Streichhölzern spielte", meint L'Écho in seinem Leitartikel. Zehn Jahre lang haben Sprengstoff-Experten nach weiteren Bomben gesucht. Frage ist dennoch: Ist das Terrain jetzt wirklich frei von Minen? "Die Lage ist weiterhin explosiv", so jedenfalls die Einschätzung von Jean-Claude Trichet, dem früheren Chef der Europäischen Zentralbank. Sagen wir mal so: Die Finanzwelt ist wohl stabiler als vor zehn Jahren. Es gibt aber weiterhin enorme Risiken. Und im Gegensatz zu 2008 ist die Welt heute deutlich zerstrittener, instabiler. Das ist wohl die eigentliche Gefahr.
Finanzkrise 2008 – Wie konnte das passieren?
Die Einschätzung von De Tijd ist nicht ganz so düster. Natürlich wird es auch in Zukunft noch Erschütterungen an den Finanzmärkten geben, eine desaströse Krise wie 2008 ist aber wohl nicht zu befürchten, lehnt sich das Blatt aus dem Fenster. Viel hat sich verändert, viele Lehren wurden gezogen. Natürlich gibt es aber auch weiterhin Risikofaktoren: Der Schuldenberg, der die Krise von 2008 auslöste, der ist immer noch da. Weltweit haben die Schulden sogar noch zugenommen. Und es sind die Regierungen, die da mit schlechtem Beispiel vorangehen, indem sie immer noch weiter Schulden aufbauen.
Die Bankenkrise hatte ja in Belgien den Finanzsektor fast schon dem Erdboden gleichgemacht. Zwei Wochen nach der Lehman-Pleite schmierte die Fortis-Gruppe ab und musste in einer dramatischen Aktion zerschlagen werden. Drei Jahre später traf es auch die Dexia-Holding. "Wie konnte das alles passieren? Ich habe bis heute keine Antwort auf diese Frage", sagt der frühere Geschäftsführer der KBC-Bank in De Tijd.
"Wie die Justiz die Fortis-Akte verrotten lässt", so derweil die Schlagzeile von L'Echo. Damals, nach der Zerschlagung der Fortis-Gruppe, wurde eine Reihe von Klagen eingereicht. Es ist aber nie was passiert. Wenn die damaligen Fortis-Aktionäre jetzt teilweise entschädigt werden, dann ist das eigentlich der niederländischen Justiz zu verdanken.
Nulltoleranz bei Rassismus
"Nulltoleranz bei Rassismus", diese Parole gibt kein geringerer als Premierminister Charles Michel heute auf Seite eins von La Dernière Heure aus. Im Gespräch mit der Zeitung erklärt Michel, dass er das juristische Arsenal zur Bekämpfung von Hass-Botschaften stärken wolle. Notfalls müsse dafür das so genannte Moureaux-Gesetz entsprechend angepasst werden. Michel reagiert damit auch auf die VRT-Reportage, die die konservative Jugendorganisation "Schild en Vrienden" als rechtsradikale Vereinigung entlarvt hatte. Der Film habe ihn tief schockiert. Wobei: Man sollte jetzt auch nichts überbewerten. Es sei wohl auch nicht so, dass die Hälfte der Belgier über Nacht zu Rassisten geworden wäre.
Dazu passt die Aufmachergeschichte von De Morgen: "Fünf Fragen über Schild en Vrienden", so die Schlagzeile. Das Blatt zieht nach zehn Tagen eine erste Bilanz der VRT-Enthüllungen. Eine Bilanz eben in Form von Fragen, die insbesondere im Internet aufgeworfen worden waren: "Sind die Medien Bluthunde oder Wachhunde?". "Ist das alles die Schuld von Theo Francken?" Die Enthüllungen, die zum Teil in Abgründe blicken ließen, sorgen also immer noch für Diskussionsstoff.
Auch De Standaard kommt zurück auf die Affäre: "Der Ehrenmagistrat Henri Heimans verklagt Schild en Vrienden", schreibt das Blatt. Seine Eltern seien als gebrochene Menschen aus den Konzentrationslagern der Nazis zurückgekehrt. Und er werde es nicht hinnehmen, dass jemand über dieses Leid noch dämliche Witze macht, sagt Heimans sinngemäß.
Weiter Gerangel um serbische Familie
Einige Zeitungen beschäftigen sich mit dem juristischen Gerangel um die serbische Familie, die eigentlich in ihr Heimatland ausgewiesen werden soll. Mit Blick auf die Rückführung waren die Eltern mit ihren Kindern in einem eigens für Familien eingerichteten Trakt des Abschiebelagers von Steenokkerzeel interniert worden. Weil die Prozedur aber zu lange gedauert hatte, wurde die Familie zwischenzeitlich wieder frei gelassen.
Die letzten Tage waren von einem absurden Chaos geprägt, schimpft Le Soir. Und die serbische Familie war die Geisel. Das ganze Hin und Her hat aber einmal mehr bewiesen, dass ein Staat keine Kinder einsperren sollte. Das einzige angebliche "Verbrechen" dieser Menschen ist es doch, ein neues Zuhause zu suchen. Wenn das belgische Gesetz entscheidet, dass sie nicht hier bleiben dürfen, dann sollte dieser Staat wenigstens dafür sorgen, dass deren Rechte respektiert und nicht geschändet werden.
Immer diese endlosen Prozedurschlachten, beklagt seinerseits De Standaard sinngemäß in seinem Kommentar. Jetzt mal ehrlich: Es gibt keinen einzigen Grund, dieser Familie Asyl in Belgien zu gewähren. Schon vor sechs Jahren gab es den ersten Ausweisungsbescheid. Seither gab es ein Gerichtsverfahren nach dem anderen. Vertreten wurde die Familie dabei von Pro-Deo-Anwälten, die also vom Staat bezahlt werden. Angesichts dessen muss man sich nicht wundern, wenn dem einen oder den anderen der Kragen platzt. Entsprechend groß sind die Erwartungen an die zuständigen N-VA-Regierungsmitglieder Jambon und Franken, die schon lange ein neues Migrationsgesetz versprechen. Die sollten allerdings nicht vergessen, trotz aller Verärgerung die Rechte der Verteidigung zu garantieren.
Raumordnung für die DG – "Den Menschen dienen"
"Ein Stück autonomer", so schließlich die Schlagzeile auf Seite eins des GrenzEchos. Bei einer gemeinsamen Sitzung haben die Regierungen der Wallonischen Region und der Deutschsprachigen Gemeinschaft formal die Übertragung der Zuständigkeiten für Raumordnung und Wohnungsbau von Namur nach Eupen besiegelt. "Mit der Raumordnung hat die DG-Regierung jetzt ein fantastisches Instrument an der Hand", meint das Blatt in seinem Leitartikel. Sie muss es aber so handhaben, dass es den Menschen wirklich dient: vereinfachte Prozeduren, geringere Kosten, weniger Ärger, bessere Ergebnisse. Daran wird sich die Regierung messen lassen müssen, gerade hier werden die Bürger nämlich genau hinschauen. Die Interessen der Einzelnen mit denen der Allgemeinheit zu vereinbaren, das wird nicht einfach sein, zumal in einem kleinen Gebiet. Nähe ist aber eine Chance. Die mit ihr einhergehenden Gefahren gilt es zu verbannen.
Roger Pint