"Die Affäre, die Trump erschüttert", titelt Le Soir. "Trump wird geschwächt durch die juristischen Scherereien seines Umfelds", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Ex-Mitarbeiter verpassen Donald Trump einen doppelten Kinnhaken", so die Schlagzeile von De Tijd. "Trump ist angeschlagen, aber noch nicht KO", bemerkt aber De Standaard.
Gleich zwei Ereignisse haben US-Präsident Donald Trump unter Druck gesetzt. Zum einen wurde sein ehemaliger Wahlkampfleiter Paul Manafort von einem Gericht schuldig gesprochen, unter anderem wegen Betrugs und Steuerhinterziehung. Quasi gleichzeitig hat sein ehemaliger Anwalt angekündigt, "auspacken" zu wollen. "Der Ex-Anwalt will aus dem Nähkästchen plaudern", so formuliert es Het Belang van Limburg. Dieser Michael Cohen war Donald Trumps "Mann fürs Grobe"; auch deswegen wird gemutmaßt, dass Cohen Trump auch im Zusammenhang mit der russischen Einmischung in den amerikanischen Wahlkampf belasten könnte. "Trump wird durch zwei Ex-Mitarbeiter destabilisiert", so fassen es denn auch L'Echo und Het Nieuwsblad zusammen.
"Die Gauner des Präsidenten"
De Standaard bringt auf Seite eins ein Wortspiel: "All the president's crooks", "Die Gauner des Präsidenten", schreibt das Blatt. Und das ist eine Anspielung auf den englischen Originaltitel des Films "Die Unbestechlichen", bei dem es um die Watergate-Affäre geht.
Watergate, da sind wir aber noch nicht, meint De Standaard in seinem Leitartikel. Es ist eine Sache, den Beweis zu erbringen, dass Wahlkampfgelder illegal verwendet wurden. Das zeigt aber noch längst nicht, dass das Team von Donald Trump mit dessen Wissen mit russischen Agenten zusammengearbeitet hat. Festhalten kann man aber, dass Sonderermittler Robert Mueller einem wirklichen Verfahren gegen Trump selbst wohl einen Schritt nähergekommen ist. Die Gefahr für den US-Präsidenten ist, zumindest im Moment noch, in erster Linie politischer Natur. Doch auch dazu nur so viel: Es wäre nicht das erste Mal, dass Trump eine scheinbare Katastrophe ummünzt in neue Energie für seinen Wahlkampf.
Auch L'Avenir fühlt sich an die Watergate-Affäre erinnert: Die Schlinge um den Hals des US-Präsidenten zieht sich langsam zu – langsam, aber sicher. Trump hat zwar wie gewohnt reagiert, indem er einen Angriff mit einem Angriff beantwortet hat, mehr denn je stellt er sich als das Opfer eines Komplotts dar, einer Hexenjagd. Und noch genießt er das unerschütterliche Vertrauen seiner Anhängerschaft. Die Frage ist: Wie lange noch? In drei Monaten stehen die mit Spannung erwarteten Zwischenwahlen an. Danach wissen wir vielleicht ein bisschen mehr.
Die Zwischenwahlen vom November sind ein Schlüsselmoment, meint auch sinngemäß De Tijd. So mancher mag immer noch davon träumen, dass Donald Trump durch ein "Impeachment", also Amtsenthebungsverfahren, aus dem Weißen Haus gejagt wird. Im Moment ist das aufgrund der republikanischen Mehrheit in den beiden Parlamentskammern ausgeschlossen. Doch selbst wenn sich das im November ändern würde, bleibt das eine sehr schwerfällige Prozedur. Für die Demokratie gesünder wäre es aber ohnehin, wenn Trump rein politisch gebremst würde, dass letztlich allein der Wähler über sein Schicksal entscheidet. Und die Zwischenwahl im November wäre da eine erste Etappe.
"Entlarvt, aber spurlos verschwunden"
Noch ein zweites Auslandsthema sorgt heute für Diskussionsstoff und viele Schlagzeilen, insbesondere in der flämischen Presse: "Nach 20 Jahren ist der Mörder des elfjährigen Nicky bekannt", meldet etwa Het Nieuwsblad. "DNA-Treffer in einem 20 Jahre alten Mordfall", bemerkt das GrenzEcho. Tatsächlich haben die niederländischen Behörden nach zwei Jahrzehnten doch noch den mutmaßlichen Täter in einem Mordfall in Niederländisch-Limburg ermitteln können; dies gelang durch einen großflächigen DNA-Test, an dem sich rund 10.000 Männer aus einer ganzen Region beteiligt hatten. "Nach 20 Jahren gibt es jetzt einen Namen, ein Gesicht, einen Täter", schreibt Gazet van Antwerpen erleichtert. Da gibt es nur ein Problem, das Het Belang van Limburg hervorhebt: "Entlarvt, aber spurlos verschwunden". Der inzwischen 55-jährige Verdächtige hat sich nämlich vor einiger Zeit schon ins Ausland abgesetzt. Er soll sich in den Vogesen in Frankreich verstecken. Der Mann gilt als "Überlebensexperte". "Er könnte noch weitere 20 Jahre im Wald überleben", bemerkt etwa Het Nieuwsblad. "Dieser Mann hat uns zerstört", sagt jedenfalls die Mutter von Nicky auf Seite eins von Het Laatste Nieuws; und sie fügt hinzu: "Jetzt muss auch der Täter zerstört werden!"
Debatte mit Augenmaß führen
Le Soir beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit den Bezügen der Bürgermeister. Anlass ist wohl eine Aussage des Spitzenpolitikers der marxistischen PTB, Raoul Hedebouw. Der hatte gestern eben in Le Soir dafür plädiert, das Gehalt des Lütticher Bürgermeisters zu halbieren.
Man sollte dieser Debatte nicht grundsätzlich aus dem Weg gehen, findet Le Soir. Das allerdings mit Augenmaß. Auf der einen Seite war es bestimmt richtig, die Bezüge von öffentlichen Amtsträgern zu deckeln und auch, Maßnahmen zur Beseitigung von Ämterhäufung zu ergreifen. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass auch die Bürgermeister von kleineren Gemeinden sich ihrem Posten häufig ganztags widmen. So wie man Obergrenzen festlegt, sollte man auch Mindestbezüge definieren. Klar ist eine solche Meinung nicht sonderlich populär. Klar wäre es leichter, zu schreiben, dass ausnahmslos alle Politiker zu viel verdienen. Was für einige gilt, das gilt aber längst nicht für alle. Und das muss man auch mal sagen dürfen.
Roger Pint