"Die Endlagerung des belgischen Atommülls wird mindestens acht Milliarden Euro kosten", titelt Le Soir. Die Zeitung beruft sich auf eine neue Untersuchung der ONDRAF, der Nationalen Agentur für radioaktive Abfälle und angereichertes spaltbares Material. Demnach dürften die Kosten für die Endlagerung von hochradioaktivem Abfall deutlich höher ausfallen als die bislang veranschlagten 3,2 Milliarden Euro. Die Summe könnte sich sogar verdreifachen. Für den Atomkraftwerks-betreiber Electrabel wäre das eine schlechte Neuigkeit, schreibt Le Soir. Sollten sich die Zahlen der ONDRAF bestätigen, dann würde nämlich auch der Beitrag entsprechend angepasst, den Electrabel zu entrichten hat mit Blick auf die Endlagerung des Atommülls.
Unwissenheit fördert Dummheit
Einige Zeitungen kommen auch heute noch einmal zurück auf den rassistischen Vorfall beim Pukkelpop-Festival am vergangenen Wochenende in Hasselt. Eine Gruppe junger Männer hatte zwei afrikanischstämmige Festivalbesuch-erinnen belästigt und dabei unter anderem ein Lied angestimmt, in dem es wörtlich hieß "Der Kongo ist unser"; in dem Text wurde unter anderem auch auf die "abgeschlagenen Hände" verwiesen, eine barbarische Strafmaßnahme in der belgischen Kolonialzeit. "Die Schule abgeschlossen und nichts über Belgisch-Kongo gelernt", so die anklagende Schlagzeile auf Seite eins von La Libre Belgique. Die Zeitung kann nur feststellen, dass die Geschichte der belgischen Kolonialzeit in Zentralafrika in den Schulen weitgehend ausgeblendet wird. Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen kommen in ihrem Innenteil zur selben Feststellung: "Wir wissen alles über den Holocaust, aber nichts über unseren eigenen Schandfleck", zitieren beide Blätter einen Historiker.
Unwissenheit fördert Dummheit, konstatiert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Im Grunde haben wir unsere unrühmliche Kolonialvergangenheit vergessen. Dieser totale Mangel an Geschichtskenntnissen sorgt zwangsläufig dafür, dass sich Klischees halten und Unwahrheiten ins Kraut schießen. Es ist mehr als überfällig, dass wir uns mit diesem Teil unserer Geschichte wie Erwachsene auseinandersetzen.
Het Nieuwsblad sieht das genauso: Wenn junge Menschen glauben, über die belgische Kolonialvergangenheit dumme Witze machen zu dürfen, dann ist das ein absoluter Mangel an Normbewusstsein, absolute Ignoranz. Zwar hat sich einer der Mitkrakeeler inzwischen entschuldigt, die Absolution bekommt er dafür aber nicht. Das eigentlich Schlimme ist, dass er sich offensichtlich nicht darüber im Klaren war, was er da getan und gesungen hat. Der dunkelste Teil der belgischen Geschichte wird fast 60 Jahre nach der Unabhängigkeit der heutigen Demokratischen Republik Kongo immer noch in einen hübschen Mantel des Schweigens gehüllt.
Geschenk für die Steinkohleindustrie
Einige Blätter blicken in die USA und beschäftigen sich mit den neuesten Aktionen von Präsident Donald Trump. Zunächst im Zusammenhang mit der Umweltpolitik: "Das Weiße Haus kippt den Klimaplan von Barack Obama", titelt De Morgen. Die amerikanische Umweltagentur setzt jetzt die Vorgabe des US-Präsidenten um und senkt die Normen für CO2-Emissionen. Unter anderem wird davon die Autoindustrie, aber auch der Steinkohlesektor profitieren.
Das ist unglaublich dumm und extrem tragisch, wettert De Morgen in seinem Leitartikel. Nicht erst seit der jüngsten Hitzewelle scheinen sich die düsteren Prognosen der Klimaforscher zu bestätigen. Der Kampf gegen die Erderwärmung ist die wohl wichtigste Herausforderung, mit der die Menschheit derzeit konfrontiert ist. Und ausgerechnet jetzt geht ein US-Präsident hin und macht dem Steinkohlesektor Geschenke. Für alle Demokraten stellt sich hier aber eine zentrale Frage: Wie erobert man die Herzen von so vielen Wählern, die dazu neigen, aus kurzfristigen Überlegungen heraus gegen ihre langfristigen Interessen zu stimmen?
Versaut die Notenbank Donald Trump die Party?
Die Wirtschaftszeitungen L'Echo und De Tijd beleuchten ihrerseits die jüngsten Attacken des US-Präsidenten auf den Chef der amerikanischen Notenbank, Jerome Powell. Trump hatte in den letzten Tagen scharfe Kritik an der Zinspolitik der "Fed" geübt. Die Zentralbank könnte in den nächsten Tagen erneut den Leitzins anheben. Das könnte den derzeitigen Höhenflug der New Yorker Wall Street bremsen. Die amerikanische Börse wird heute übrigens einen Rekord knacken: Seit 3.453 Tagen geht es bergauf, gab es jedenfalls keine größere Korrektur. Und das wäre dann die längste Hausse aller Zeiten.
Wird da Donald Trump plötzlich nervös?, fragt sich L'Echo. Befürchtet er, dass die Zinspolitik der Notenbank die Party beendet? Da ist wohl etwas dran. Der egozentrische Präsident hat nämlich den Höhenflug der Wall Street immer für sich beansprucht. Dabei stimmt das nur sehr bedingt, weil der Höhenflug schließlich schon im Fahrwasser der Finanzkrise von 2007/2008 begann. Den entscheidenden Impuls gab damals eben die Notenbank, die Trump jetzt destabilisieren könnte.
Es ist höchst ungewöhnlich, dass ein US-Präsident derart offene Kritik an der Politik der Notenbank übt. Und dafür gibt es auch einen Grund, meint De Tijd. Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass eine Zentralbank unabhängig von der Politik agiert. Entsprechend wird die Außenwelt sehr genau hinschauen, ob Notenbankchef Powell jetzt von seinem bisherigen Kurs abweicht. Das ist höchst problematisch, eben weil man nicht mehr weiß, weswegen die Fed nun ihre Entscheidungen treffen wird. Trump hat hier wohl einmal mehr seinen Wahlkampf vor Augen. Es ist ein politisches Spiel, aber ein Spiel mit dem Feuer.
Roger Pint