"Rote Teufel, seid Ihr bereit hierfür?", fragt erwartungsvoll Het Belang van Limburg auf Seite eins. Was mit "hierfür" gemeint ist, das zeigt das Foto auf der Titelseite: Zu sehen ist der legendäre Empfang der Roten Teufel 1986 nach dem vierten Platz bei der WM in Mexiko. Tausende Fans hatten die Mannschaft auf der Brüsseler Grand'Place bejubelt. Ein solcher Empfang ist auch am Sonntag geplant.
Vorher müssen die Fußballer aber noch einmal ran. Es gibt noch ein "WM-Rendezvous für die Roten Teufel", wie das GrenzEcho bemerkt. Heute Nachmittag geht es im sogenannten "Kleinen Finale" gegen England. Auf dem Spiel steht der dritte Platz. "Werden es bronzene Teufel?", fragt sich denn auch De Morgen. "Noch einmal gewinnen!", fordert Het Nieuwsblad. "Begeistert uns noch ein letztes Mal!", wünscht sich L'Avenir. "Noch einmal glänzen und dann die Party genießen", feuert Gazet van Antwerpen die Spieler an. Das Fazit von La Dernière Heure: "Es wird ein teuflisches Wochenende".
Das GrenzEcho wendet sich in einem offenen Brief an die Fußballnationalmannschaft: "Liebe Rote Teufel, was für ein Turnier!" Erst einmal ein Dankeschön. Jetzt aber noch ein letztes Mal Gas geben. "Wenn Ihr auf England trefft, dann sollte Euch bewusst sein, dass Ihr noch ein letztes Mal die Welt an Eurem Spiel teilhaben lassen müsst. Beendet das gute Turnier nicht mit zwei Niederlagen, sondern in Schönheit. Dafür lieben Euch die Fans."
Ein kleines Land zu sein bedeutet nicht, dass man nichts reißen kann, meint sinngemäß La Dernière Heure. Wie oft hat man schon Sätze gehört wie: "Ein kleines Land wie Belgien kann ja schon stolz sein, ins Halbfinale gekommen zu sein." Wer genauer hinschaut, weiß, dass das nicht stimmt. Jüngstes Beispiel: Kroatien steht im Finale und hat gerade einmal vier Millionen Einwohner.
Für L'Echo sollte man die Lehren aus dieser Feststellung ziehen: Wir haben in den letzten Wochen hierzulande neue Töne gehört. Nicht - wie sonst - das selbstbemitleidende "Ach, wir sind ja so klein". Nein, jetzt hieß es plötzlich "Wir können Weltmeister werden". Dieses Gefühl wird wohl nicht anhalten, den Schwung sollten wir aber mitnehmen. Dieser Elan sollte die Gesellschaft insgesamt anstecken. Eine Generation inspirieren, damit diese sich ihrer Fähigkeiten bewusst wird und einen gesunden Ehrgeiz entwickelt. "Alles ist möglich!", das ist die Botschaft, die die Roten Teufel transportieren.
Tödliches Tiefkühlgemüse
Es gibt heute aber auch noch durchaus ernstere Themen: "Ein belgischer Hersteller von Tiefkühlgemüse wird verdächtigt, hinter einer tödlichen Kontamination zu stecken", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Und auch in tiefgefrorenem Gemüse in Belgien wurden Bakterien gefunden", schreiben Het Nieuwsblad und Het Belang van Limburg. Es geht um das Unternehmen Greenyard, das Gemüse und auch Früchte in Dosen, beziehungsweise tiefgekühlt verkauft. Greenyard gilt als einer der Großen in der Branche.
Offenbar ist es in einer Fabrik in Ungarn zu einer Kontamination gekommen. In den Waren wurden jedenfalls Listeria-Bakterien gefunden. Und in ganz Europa sollen auch schon neun Menschen an den Folgen einer Listeriose gestorben sein. "Neun Tote durch belgisches Tiefkühlgemüse", so auch die alarmierende Schlagzeile auf Seite eins von Het Laatste Nieuws. An der Brüsseler Börse ist die Greenyard-Aktie im Zuge der besorgniserregenden Meldungen am Freitag regelrecht abgeschmiert. Die Notierung musste zeitweilig ausgesetzt werden. "Greenyard schlittert wegen der tödlichen Listeria-Bakterien in die Krise", bemerkt etwa L'Echo. Aufgrund des Kurssturzes von fast zehn Prozent sind allein am Freitag über 50 Millionen Euro an Börsenwerten in Rauch aufgegangen.
Zehn Jahre später...
"Nach zehn Jahren sollen die Fortis-Geschädigten Geld bekommen", so die Aufmachergeschichte von De Tijd. Das hat ein Berufungsgericht in Amsterdam entschieden. Insgesamt muss der Fortis-Rechtsnachfolger Ageas an die bis zu 200.000 Geschädigten 1,3 Milliarden Euro zahlen. Einige Anlegerverbände sprechen von einem "Schritt in die richtige Richtung", andere hingegen zeigten sich von dem Deal enttäuscht. "Es hätte vielleicht mehr sein können", räumt Ageas-Chef Bart De Smet in der Zeitung ein. "Es hätte aber auch gar nichts sein können".
Die Fortis-Gruppe war im Herbst 2008 in eine Schieflage geraten und in der Folge zerschlagen worden. Die Anleger hatten später auf Schadenersatz geklagt, mit der Begründung, dass die belgo-niederländische Finanzholding die Aktionäre nicht über die drohenden Risiken informiert hatte.
Burkini-Blödsinn
In Flandern sorgt derweil der Burkini wieder für hitzige Diskussionen: Hier handelt es sich ja um eine Art Ganzkörperbadeanzug, den muslimische Frauen aus religiösen Gründen tragen. Ein Gericht in Gent hatte ein Burkini-Verbot, das in zwei örtlichen Hallenbädern erlassen worden war, gekippt. Daraufhin liefen die Sozialen Netzwerke heiß. Insbesondere Politiker der N-VA zeigten sich empört über das Urteil.
"Was lernen wir aus diesem Urteil?", fragt sinngemäß De Standaard in seinem Leitartikel. Wenn Gemeinden Verbote aussprechen wollen, dann sollten sie die auch rechtlich einwandfrei begründen. Fadenscheinige Argumente anzuführen - wie angebliche Sicherheits- oder Hygienebedenken - so etwas hält vor Gericht nicht stand. Es bedarf hier eines Grundsatzurteils, besser noch einer einheitlichen gesetzlichen Regelung. Bis dahin sollten aber alle den Rechtsstaat respektieren, auch die Antwerpener Stadtväter, die sich ja über das Genter Urteil hinwegsetzen wollen.
"Was soll das Ganze?", fragt sich seinerseits Het Belang van Limburg. Die N-VA hat mal wieder reagiert, als wäre sie von einer Wespe gestochen worden. Dabei ist es doch nicht so, als würden die flämischen Schwimmbäder hier gerade von Frauen im Burkini überschwemmt. Hier geht es für Einige mal wieder um eine Frage der Prinzipien. Das geht dann soweit, dass hier über Kleidung geurteilt werden soll. Aber wer kann hier schon verallgemeinern? Ist es nicht denkbar, dass ein Burkini oder ein Kopftuch nicht automatisch ein Zeichen von Unterdrückung ist, sondern einfach nur Ausdruck einer tiefen Religiosität? Das Wichtigste ist doch, dass jeder sich so kleiden darf, wie es ihm oder ihr gefällt. Womit sind wir hier in Gottes Namen eigentlich so fanatisch beschäftigt?
Roger Pint