"Das Facebook-Datenleck ist viel größer als gedacht", stellt De Tijd auf seiner Titelseite fest. "Möglicherweise sind 61.000 Belgier von dem Facebook-Skandal betroffen", titeln Het Nieuwsblad und Le Soir. Das soziale Netzwerk Facebook hat gestern einräumen müssen, dass deutlich mehr Daten an Cambridge Analytica gegangen sind als bisher angenommen. Demnach bekam die Analysefirma Einblick in die Daten von 87 Millionen Facebook-Nutzern, bislang war von 50 Millionen die Rede. Diese Zahlen können nur anhand von Berechnungen ermittelt werden. Potentiell sind auch 61.000 belgische Nutzerkonten betroffen, erklärte eine Sprecherin von Facebook Benelux.
Spätestens dieser Skandal sollte uns die Augen öffnen, mahnt Le Soir in seinem Leitartikel. Die Affäre um Cambridge Analytica zeigt, welch erschreckende Dinge gewisse Leute mit den Daten anstellen können, die wir ihnen freiwillig und großzügig in sozialen Netzwerken überlassen. Im vorliegenden Fall dienen die Daten der "Überzeugung der Massen", was schon zu ersten Betriebsunfällen der digitalen Demokratie geführt hat. Stichwort Brexit, Stichwort Trump. Bei all dem tun wir so, als gäbe es das Internet erst seit zwei Jahren. Es wird höchste Zeit, dass die Staaten bzw. die EU da regulierend tätig werden. Die immer wieder versprochene Selbstregulierung funktioniert offensichtlich nicht.
Verfolgungsjagd im Netz
Dazu passend bringt Le Soir heute eine Aufmachergeschichte mit dem Titel: "Wie die Parteien Sie im Internet verfolgen". Es ist so: Die Auswertung von großen Datensätzen, darauf ist nicht nur Cambridge Analytica spezialisiert. Auch andere Unternehmen versuchen, auf der Grundlage der Daten, die wir alle im Internet hinterlassen, Profile zu erstellen. Diese im Übrigen völlig legalen Geschäftspraktiken können auch Parteien dabei helfen, ihre Wahlwerbung gezielter einzusetzen. Le Soir hat die belgischen Parteien gefragt, ob sie mit solchen Unternehmen zusammenarbeiten. Resultat: In Flandern nutzt vor allem die N-VA diese neuen Internettechniken, im frankophonen Landesteil ist es vor allem die neo-kommunistische PTB.
"Ein belgisches Mädchen sitzt fest bei Al-Qaida", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws. Die kleine Yasmine befindet sich in einem Dschihadisten-Lager in Syrien. Ihr Vater, der sie dorthin mitgenommen hatte, soll inzwischen im Kampf getötet worden sein. Die Terroristen wollen die Kleine aber nicht gehen lassen - und der belgische Staat ist machtlos.
China will sich nichts mehr gefallen lassen …
"Risikoreiches Schachspiel zwischen China und den Vereinigten Staaten", titelt De Morgen. Der Handelskonflikt zwischen beiden Ländern ist in den letzten Tagen weiter eskaliert. Der eine beschließt Schutzzölle, der andere zieht sofort nach. Vielleicht ist das noch kein Handelskrieg, sagt ein renommierter Ökonom Paul De Grauwe, die Lage ist aber doch ziemlich besorgniserregend.
Hier geht es mit harten Bandagen zur Sache, meint auch De Standaard in seinem Leitartikel. Das zeigt allein das Tempo, mit dem die jeweils andere Seite auf eine neue Maßnahme reagiert. Für beide ist dieses Spiel nicht ohne Risiko. Unterm Strich geht es hier aber um die Vorherrschaft auf der Weltbühne. Und weil der Einsatz so hoch ist, kann sich keiner einen Gesichtsverlust erlauben.
Die Grundfeststellung des US-Präsidenten Donald Trump ist dabei gar nicht so falsch, findet L'Avenir. Die Handelsbilanz zwischen beiden Ländern befindet sich in einem dramatischen Ungleichgewicht. China exportiert Waren im Gegenwert von 500 Milliarden Dollar in die USA, umgekehrt sind es nur 130 Milliarden. Daran sind die USA und die westlichen Industrienationen insgesamt aber selber schuld. Sie haben schließlich China zur Fabrik der Welt gemacht. Und China ist jetzt in der Position, dass man sich nichts mehr gefallen lassen muss.
Het Belang van Limburg sieht das ähnlich. Bei alledem hat China zudem nicht ganz fair gespielt. Der Zugang zum chinesischen Markt unterliegt immer noch strikten Auflagen. Die Chinesen haben einzig und immer ihre eigenen Interessen vor Augen. Und ausgerechnet dieses Land schwingt sich nun zum Verfechter eines freien Welthandels auf.
… und die USA wollen sich nicht verdrängen lassen
Doch was sehen wir hier eigentlich?, fragt sich dann doch nochmal Het Laatste Nieuws. Handelskrieg oder Scheingefecht? Man kann nur feststellen, dass insbesondere China es versteht, die Nadeln dort zu setzen, wo es weh tut. Schutzzölle etwa auf Sojabohnen oder Luftfahrttechnik, das trifft gezielt die Wählerschaft von Donald Trump, die eben in diesen Sektoren arbeitet. Umgekehrt lecken sich die Chinesen die Finger nach westlichen Luxusgütern, insbesondere die mit dem Apfel-Emblem. Kurz und knapp: Einen Handelskrieg kann eben niemand gewinnen.
Vielleicht geht es ja hier um etwas ganz anderes, bemerkt De Tijd. Vielleicht ist dieses Kräftemessen nicht ökonomischer, sondern politischer Natur. Die USA haben ganz offensichtlich Angst, dass sie ihre weltweite Vorherrschaft an die Chinesen verlieren. Trumps Botschaft lautet also: "Wir lassen uns nicht einfach so verdrängen". Das offensichtlich auf die Gefahr hin, sich auch in den eigenen Fuß zu schießen.
Ein König in Wanderstiefeln
Auf vielen Titelseiten sieht man schließlich noch das Foto eines Mannes in Wanderkleidung: Karohemd, leichte Hose, Schirmmütze und Rucksack. Der Wandersmann mit Nordic Walking Sticks ist kein geringerer als König Philippe. "Königliche Pilgerfahrt", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Es ist nämlich so: Der König ist zusammen mit Königin Mathilde und ihrem 14-jährigen Sohn Gabriel auf dem Jakobsweg unterwegs. Het Nieuwsblad fasst zusammen: "Königliche Wanderung nach Compostela".
Roger Pint