"Die amerikanische Rechtsextreme zeigt Flagge", titelt La Libre Belgique. "Trump in Kritik wegen seiner vorsichtigen Wortwahl", so die Schlagzeile bei De Morgen. Und Gazet van Antwerpen titelt über ihrem Kommentar: "Heil Trump".
Die Gewalt von Rechtsextremen in der US-Stadt Charlottesville greifen fast alle Zeitungen in ihren Leitartikeln auf. Ein Rechtsextremer war mit einem Auto in eine Menschenmenge von Gegendemonstranten gerast, eine Frau starb dabei. US-Präsident Donald Trump hatte in seiner Stellungnahme dazu nicht explizit die Gewalt der Rechtsextremen verurteilt, sondern lediglich jegliche Art von Gewalt.
La Libre Belgique schreibt dazu: Es hat keine zwei Generationen gedauert, bis die Rechtsextreme wieder hoffähig geworden ist in den westlichen Demokratien. In den USA haben die Rechtsextremen Trump sogar dabei geholfen, Präsident zu werden. Trump weiß das nur zu genau. Aber er hat nicht den Mut und nicht die moralische Kraft, sich dagegen zu wehren. Seine Worte zu der Tat von Charlottesville sind dafür der beste Beleg. Er hat die Gewalt der Rechtsextremen nur unzureichend kritisiert. Die Geschichte hat gezeigt, dass ein zu vorsichtiger Umgang mit extrem Rechten sie nicht aufhält. Trump hat ihnen Tür und Tor geöffnet und beschwört damit die schlimmsten Schatten der Vergangenheit der Vereinigten Staaten, meint La Libre Belgique.
L'Avenir bemerkt: Viele hatten von Trump eine deutlichere Verurteilung erwartet. Aber Trump weiß, dass er das nicht machen kann. David Duke, ehemaliger Chef des Ku-Klux-Klans, hat daran nochmal erinnert. In Charlottesville sagte er, dass die Demonstranten vor Ort seien, um "das Versprechen von Donald Trump zu erfüllen, die Kontrolle über unser Land zurückzuerlangen". Dadurch ist Trump gefangen zwischen den Versprechen, die er niemals wird halten können, und der Verpflichtung, Präsident aller Amerikaner zu sein, analysiert L'Avenir.
So sad!
De Morgen erinnert: Wer mit einem Auto vorsätzlich in eine Menschenmenge fährt, begeht einen Terrorakt. Wenn Dschihadisten das machen, zögert niemand, Ross und Reiter zu benennen. Jeder, der bei einem solchen Angriff von Dschihadisten Worte wählen würde, wie Trump sie am Wochenende gewählt hat, würde dafür von der öffentlichen Meinung gekreuzigt werden. Trump hat es versäumt, klar Stellung gegen Rechts zu beziehen. Damit nährt er weiter die Annahme der amerikanischen Rechtsextremen, dass sie einen Verbündeten im Weißen Haus haben. Das ist besorgniserregend, findet De Morgen.
Het Laatste Nieuws kommentiert: Traurig, auf Englisch "sad", ist eines der Lieblingsworte von Trump. Besonders, wenn er über den Kurznachrichtendienst Twitter mit der Welt kommuniziert. Ein Anschlag in Ägypten? So sad. Obamacare kann nicht abgeschafft werden? Sad. Die Art und Weise, wie die Vereinten Nationen funktionieren? Sad. Und so weiter. Zu dem, wie der US-Präsident am Wochenende die Gewalt in Charlottesville verurteilt hat, müssen wir dann auch einfach schreiben: So sad.
De Standaard meint: Die schlimmsten Albträume, die wir zu einer Präsidentschaft von Donald Trump haben konnten, scheinen sich gerade zu erfüllen. Seit vergangener Woche droht ein Atomkrieg mit Nordkorea. Jetzt droht die extreme Rechte Ernst zu machen mit der Vorherrschaft der weißen Rasse, die Trump selbst beschworen hat. Grundsätzlich gilt: Von einem Präsidenten der USA erwartet die Welt nicht nur die Führung bei der Politik, der Diplomatie und wenn nötig auch dem Militär, sondern auch bei der Moral. Trump scheint an allen Fronten zu versagen, bedauert De Standaard.
Legale Steuervermeidung
Le Soir berichtet, dass belgische Unternehmen im vergangenen Jahr mehr als 221 Milliarden Euro legal auf Konten in Steuerparadiesen überwiesen haben. Dazu kommentiert die Zeitung: Das ist eine Wahnsinnssumme. Und sie wird noch wahnsinniger, wenn man bedenkt, dass die Wirtschaftsbeziehungen von Belgien mit den Kaimaninseln, den Bermudas oder Monaco quasi gleich Null sind. Natürlich drängt sich da der Verdacht auf, dass es bei den ganzen Überweisungen nur um eines geht: möglichst wenig Steuern zu zahlen. Denn warum kauft eine Raffinerie offiziell ihr Erdöl auf den Bermudas, wo die Bermudas kein einziges Fass Erdöl produzieren? Die Firma auf den Bermudas gibt es nur, um den Gewinn zu maximieren. Das sind Steuermodelle, die man abschaffen muss. Denn sie dienen nur einigen Wenigen, wettert Le Soir.
Herumgeeiere
Zur Eierkrise meint Het Belang van Limburg: Bei Skandalen wie den mit Fipronil belasteten Eiern wäre es gut, öfter die Stimme von unabhängigen Forschern zu hören. Denn die hat es auch in der Eierkrise gegeben. Zum Beispiel den Toxikologen Jan Tytat von der KU Löwen. Doch weder die Politiker noch die föderale Agentur für Lebensmittelsicherheit Afsca wollten ihm zuhören. Ähnlich ist es beim Steuerrechtler Michel Maus von der Freien Universität Brüssel. Er nimmt regelmäßig die neuen Steuervorschläge der Regierung auseinander und sagt uns, was wirklich Sache ist. Solche Meinungen brauchen wir: offen, klar und verständlich, und nicht das politische Herumgeeiere, das doch nur dazu dient, von den eigenen Versäumnissen und Fehlern abzulenken, fordert Het Belang van Limburg.
Kay Wagner - Bild: Joshua Lott/AFP