"Jetzt werden plötzlich doch Eier aus dem Handel genommen", titelt Het Nieuwsblad. "Plötzlich auch belgische Eier betroffen", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. Die Supermarktketten ALDI, Albert Heijn, Colruyt und Delhaize haben beschlossen, gewisse Eier aus den Regalen zu nehmen. In der Regel handelt es sich um Produkte niederländischer Herkunft. In gewissen Fällen sind es Eier aus potenziell betroffenen Betrieben in Belgien. Dabei hatte die Föderale Agentur für Lebensmittelsicherheit AFSCA eigentlich Entwarnung gegeben. Nach bisherigen Erkenntnissen enthielten belgische Eier keine zu hohe Konzentration des Insektizids Fipronil. "Und doch wollen die Supermärkte kein Risiko mit den angeblich ungefährlichen Eiern eingehen", kann Het Nieuwsblad nur feststellen.
Gazet van Antwerpen kritisiert in ihrem Leitartikel die Informationspolitik der AFSCA. Schon seltsam, dass in den Niederlanden und Deutschland Eier in großen Mengen aus den Auslagen entfernt wurden, während die belgische Lebensmittelbehörde steif und fest dabei blieb, dass es keine Gefahr für die Volksgesundheit gebe. Dass jetzt plötzlich auch in Belgien die angeblich ach so ungefährlichen Eier aus dem Handel genommen werden, schürt erst recht Zweifel. Es mag ja durchaus sein, dass es nie eine Gefahr für die Volksgesundheit gab. Angesichts des derzeitigen Hin und Her verlieren die Verbraucher aber ihr Vertrauen in die Behörden. Für die betroffenen Betriebe macht das die Sache unterm Strich nur noch schlimmer.
Fipronil schon seit 2013 im Einsatz?
Auf der Suche nach dem genauen Ursprung der Verseuchung gibt es derweil offensichtlich eine neue Spur: "Der Antwerpener Betrieb bezog das Gift, dass die Krise verursacht hat, in Rumänien", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Das Fipronil kam aus Rumänien", schreibt auch Het Nieuwsblad. Das zumindest gibt der Geschäftsführer von besagtem Antwerpener Unternehmen an. Die Firma Poultry-Vision hat ein Putzmittel verkauft, mit dem Ställe gereinigt wurden. Dieses Putzmittel enthielt unerlaubterweise das Insektizid Fipronil. Der Import des problematischen Reinigungsprodukts liegt aber möglicherweise schon rund drei Jahre zurück. Das Putzmittel war eingesetzt worden von dem niederländischen Reinigungsunternehmen Chickfriend. "Chickfriend wusste von dem Fipronil", schreibt jetzt aber De Standaard. Anscheinend wurden bei der Firma Rechnungen sichergestellt, die darauf hinweisen, dass Chickfriend durchaus darüber im Bilde war, dass die Reinigungsprodukte das Insektizid Fipronil enthielten.
"Eine katastrophale Ernte", so derweil die Schlagzeile von L'Avenir. Viele Obstbauern ziehen eine verheerende Bilanz. Insbesondere bei den Äpfeln ist der Ertrag in diesem Jahr miserabel. Schuld ist der Frost im Monat April, der die Blüten angegriffen hatte. Die Preise sollten aber stabil bleiben, bemerkt die Zeitung. Die Ernteausfälle könnten durch polnische Importe ausgeglichen werden.
"Eiskalte, blaue Symbolpolitik"
"Die Multinationals sind wenig beeindruckt von der Regierung Michel", so die Aufmachergeschichte von L'Echo. Die Föderalregierung hat ja unter anderem eine Reform der Körperschaftssteuer beschlossen. Laut L'Echo hätten sich die ausländischen Investoren da aber wohl mehr erhofft.
Apropos Sommerabkommen: Die Regierung hat sich ja auch auf neue Maßnahmen zur Berechnung der Pensionen verständigt. Demnach ist es so, dass die Höhe der Rente nicht mehr automatisch durch das letzte Gehalt des Arbeitnehmers definiert wird. War der Betreffende vor seinem Ruhestand mehr als ein Jahr arbeitslos, dann fällt er auf den Minimumanspruch zurück. "Das ist eiskalte, blaue Symbolpolitik", wettert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Wer über 50 ist und seinen Job verliert, der findet nur sehr schwer wieder Arbeit. Und wenn er dann auch noch seine Pensionsansprüche einbüßt, dann ist er gleich doppelt gestraft. Eine solche Maßnahme ist schlicht und einfach herzlos. Der Beschluss trägt die Handschrift der flämischen Liberalen OpenVLD, die damit ihrer Wählerschaft gefallen will, nämlich den Selbstständigen, die oft lediglich eine Mindestrente kassieren.
Die Zielsetzung der Maßnahme mag ja noch nachvollziehbar sein, bemerkt Het Belang van Limburg. Bis vor Kurzem war es so, dass Arbeitslose über 50 gar kein Interesse mehr hatten, einen neuen Job zu suchen, da ihre Rente ja auf Basis ihres letzten Gehalts berechnet wurde. Die Regierung will also diese Leute dazu anspornen, weiterzuarbeiten. Der Punkt ist nur: Diese Leute wurden doch gerade auf Grund ihres Alters entlassen. Viele Unternehmen wollen schlichtweg keine Arbeitnehmer über 50.
Nach 30 Jahren vor die Tür gesetzt
Dazu passt auch der Kommentar von De Morgen. Das Blatt kann nur feststellen, dass die Zahl der Frührentner gesunken ist. Das mag für die Sozialkassen eine gute Neuigkeit sein, meint das Blatt. Nur hat sich das Problem eigentlich nur verlagert. Ältere Arbeitnehmer, die das Opfer einer Umstrukturierung werden, die landen jetzt schlicht und einfach beim Arbeitsamt. Dass man das System der Frühpension zurückfahren will, ist eine Sache. Ohne wirklich grundlegende Reform des Arbeitsmarktes und insbesondere der Laufbahnen, löst man damit aber kein Problem.
Da gibt es ja auch noch die sogenannte "Rente 2.0", notiert L'Echo. Dieses System wird insbesondere von den Banken praktiziert. Grob zusammengefasst: Der Angestellte bleibt zu Hause, bekommt dafür zwischen 60 und 80 Prozent seines Gehalts und behält im Wesentlichen seine Pensionsansprüche. Dass ältere Arbeitnehmer zum Nichtstun verdonnert werden, ist moralisch eigentlich verwerflich. Und am Problem der nicht vorhandenen Jobaussichten für über 50-Jährige ändert das auch nichts.
Het Laatste Nieuws fasst das Ganze mal zusammen: Man ist 55, man wird von seinem Chef nach 30 Jahren plötzlich aussortiert, weil man angeblich nicht mehr motiviert ist. Und dann kommt da noch der Staat und kürzt de facto die Rentenansprüche. Es wird Zeit für eine wirklich grundlegende Reform der Altersregelungen.
Roger Pint - Foto: Patrick Huisman/AFP