"Das Ziel waren Kinder", titelt Het Belang van Limburg. "Die Jugend war im Visier", so die Schlagzeile von L'Avenir und La Libre Belgique. "Das jüngste Opfer war gerade einmal acht Jahre alt", schreiben Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws.
Schreckliche Schlagzeilen und Fotos auf fast allen Titelseiten. Die Zeitungen können erst heute über den Anschlag auf eine Konzerthalle am Montagabend in Manchester berichten, wobei 22 Menschen ums Leben kamen und 59 weitere zum Teil schwer verletzt wurden. Der Täter sprengte sich nach einem Konzert der amerikanischen Sängerin Ariana Grande in die Luft; die Künstlerin ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen sehr populär.
"Es war ein Anschlag auf die Unschuld selbst", schreiben De Standaard und Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Ein Foto ist fast allgegenwärtig, nämlich das der achtjährigen Saffie Rose. "Saffie war acht und auf ihrem ersten Konzert", notiert Het Belang van Limburg.
Viele Zeitungen bringen auch Fotostrecken von der Panik in der Manchester Arena. "Rosa Ballons – und auf einmal gab es einen Knall", so beschreibt De Standaard die Szenerie. "Mama, warum hat der Mann das getan?", fragte ein kleines flämisches Mädchen seine Mutter laut Het Laatste Nieuws. Viele Kinder werden wohl lebenslang traumatisiert bleiben.
Wir leben mit der Bedrohung, aber nicht auf den Knien
Es ist immer jemandes Kind, meint De Standaard in seinem Leitartikel. Auf der einen Seite ist es zwar so, dass wir uns irgendwie an solch schreckliche Bilder langsam, aber auf eine gewisse – fast schon zynische – Weise gewöhnt haben. Wir leben mit der Bedrohung, dem Gefühl von Verwundbarkeit; das aber nicht auf den Knien, nicht blind vor Angst, sondern mit der Gewissheit, dass das Leben weitergeht.
Aber das ändert nichts daran, wie schrecklich der Anblick solcher Bilder ist, von Menschen, die für alle Zeit gezeichnet bleiben werden. Es ist eben doch immer jemandes Kind.
Eins davon hieß Saffie Rose und war erst acht Jahre alt, bemerkt La Libre Belgique. Saffie wurde das Opfer der menschlichen Dummheit, eines Terroristenlehrlings, der geradezu betrunken war von diesem verdammten Gedankengut, das einem einen Platz im Paradies verspricht. Diesen Terrorismus auszumerzen, das wird dauern. In der Zwischenzeit: Ruhe in Frieden, Saffie Rose.
Bei dem Täter handelt es sich um einen 22-jährigen Briten libyscher Abstammung. "Der Terrorist war den britischen Behörden bekannt", schreibt Gazet van Antwerpen. "Und doch nahm er mitsamt seiner Bombe den Zug", wie Het Nieuwsblad berichtet. De Morgen spricht denn auch von einer "Blamage für den britischen Inlandsgeheimdienst MI5".
Inzwischen hat sich die Terrorgruppe IS zu dem Attentat bekannt. Wie De Standaard hervorhebt, ist es längst nicht der erste islamistisch motivierte Anschlag auf britischem Boden. Problemviertel gibt es dort zuhauf. "Die Briten haben mehr als nur ein 'Höllenloch'", schreibt das Blatt.
"Keep calm and carry on"
"Ab jetzt gilt auch für Konzerte in Belgien die höchste Sicherheitsstufe", so derweil die Schlagzeile von La Dernière Heure. Aber, so schreibt De Morgen: "Manchester wird die Musikwelt nicht kleinkriegen!"
Es sind letztlich immer dieselben Rituale, meint Het Laatste Nieuws in einem fast schon resignierten Kommentar. Manchester, Paris, Brüssel, Nizza, Berlin oder London, es gibt eigentlich keine Hierarchie der Grausamkeit. Auch Religion oder Herkunft der Täter machen im Grunde keinen Unterschied. Und auch Parolen wie "Es muss weitergehen" wirken irgendwie hohl. Wohlwissend, dass es weitergeht; mit einer Träne in jedem Augenwinkel.
"Keep calm and carry on", das Traditionsmotto Großbritanniens gilt mehr denn je, glaubt Het Nieuwsblad: die Ruhe bewahren und weitermachen. So schrecklich das Attentat auch ist, die Terroristen haben den Krieg eigentlich schon verloren.
Klar: Das Gedankengut an sich ist schwer auszurotten; auch den IS zu bombardieren wird daran nichts ändern, wird eher noch den Hass gegen die westlichen Gesellschaften weiter befeuern. Die Bürger von Manchester haben aber die Antwort geliefert: Solidarität.
Auch Gazet van Antwerpen lobt die Reaktion der Bürger von Manchester. Sie haben ihre Wohnungen für die Opfer geöffnet, geholfen, wo sie nur konnten, sie haben der Grausamkeit die Menschlichkeit entgegengestellt. Nach solchen Ereignissen heißt es immer: Wir müssen weiterleben mit den Werten, an die wir glauben. Manchester hat uns gezeigt, wie das geht.
Mr Trump goes to Brussels
Zweites großes Thema ist natürlich der Besuch von US-Präsident Donald Trump heute und Donnerstag in Brüssel. Trump soll am Mittwoch Nachmittag am Brüsseler Flughafen an Bord der Air Force One landen. "Belgien wird 29 Stunden lang im Banne von Trump sein", schreibt De Standaard.
Die Sicherheitsvorkehrungen in Brüssel sind tatsächlich enorm. Trump kommt zum NATO-Gipfel, wird aber auch König Philippe und Premier Michel treffen. "Die belgische Regierung will Profit aus dem Trump-Besuch ziehen", schreibt Le Soir. In der Tat werden wohl alle Scheinwerfer einen Moment lang auch auf Premier Michel gerichtet sein.
Bei der NATO wünscht man sich derweil ein klares Bekenntnis des US-Präsidenten zu der Allianz. "Sind wir immer noch Bündnispartner?", so bringt De Standaard die wohl brennendste Frage auf den Punkt.
Wir sollten aber nicht auf die Knie gehen, mahnt Le Soir in seinem Leitartikel. Trumps Amerika ist nicht der Nabel Europas. Vielmehr muss der Alte Kontinent diesem US-Präsidenten und seiner Abneigung gegen Europa seine Werte entgegenstellen. Für die Europäer gilt: Jetzt oder nie mit einer Stimme sprechen.
rop - Bild: Chris J. Ratcliffe (afp)