"Stéphane Moreau verlässt die PS", schreibt L'Avenir auf Seite eins. L'Écho wird genauer: "Stéphane Moreau tritt aus der PS aus und kommt damit einem Parteiausschuss zuvor".
Stéphane Moreau hat gestern sozusagen die Flucht nach vorn angetreten. Er kündigte seinen Austritt aus der Parti Socialiste an. Der Schritt erfolgte zwei Tage, bevor er sich vor der Ethikkommission seiner Partei verantworten musste. Allgemein war erwartet worden, dass das Gremium Donnerstag seinen Parteiausschuss beschließen würde.
"Moreau durchkreuzt die Pläne von Di Rupo", titelt denn auch Le Soir. Der PS-Präsident hatte wohl an Stéphane Moreau ein Exempel statuieren wollen; indem er aus freien Stücken geht, vermeidet er also diese Demütigung. Außerdem will Stéphane Moreau dadurch wohl seine Position als Geschäftsführer des Telekom-Unternehmens Nethys absichern, schreibt Le Soir.
Mal ganz davon abgesehen, dass er bis auf Weiteres Bürgermeister von Ans bleibt. Er will dieses Amt als Parteiloser weiterhin wahrnehmen.
Der neue Coup von Stéphane Moreau
Der Mann will augenscheinlich die Butter und das Geld für die Butter, meint Le Soir in einem wütenden Artikel. Und Moreau hat darüber hinaus auch noch den Nerv, sich als Opfer zu präsentieren. Schließlich behauptet er, dass seine Funktion als Geschäftsführer von Nethys durch sein politisches Engagement untergraben werde.
Er vergisst wohl, dass es eben diese Parteikarte war, die ihn überhaupt auf diesen Posten befördert hat. Der Geschäftsmann übersieht, dass ihm der Politiker die Türen geöffnet hat. Jetzt aber entscheiden die Aktionäre über sein Schicksal.
Nethys ist immer noch eine Tochter der Interkommunalen Publifin. Ein Untersuchungsausschuss des Wallonischen Parlaments durchleuchtet im Augenblick die Publifin-Affäre.
"Nethys versucht, die parlamentarische Untersuchungskommission einzuschüchtern", schreibt aber La Libre Belgique auf Seite eins. Demnach verlangen die Anwälte von Nethys, dass sie den Zwischenbericht, der gerade in Arbeit ist, gegenlesen dürfen. Dadurch wollen sie wohl Druck auf die Parlamentarier ausüben, meint La Libre Belgique.
"Terroristen oder Drogendealer?"
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit dem Fahndungserfolg der spanischen Polizei. In Barcelona wurden gestern drei Männer festgenommen, die kurz vor den Anschlägen vom 22. März nach Brüssel gekommen waren und offensichtlich Kontakt zu Mitgliedern der Terrorzelle hatten. Die Verdächtigen leugnen jegliche Verwicklung.
Deswegen auch die Schlagzeile unter anderem von De Standaard und Het Nieuwsblad: "Sind es Terrorverdächtige oder Drogendealer?". La Libre Belgique bezeichnet die drei ihrerseits als "Komplizen der Terroristen vom 22. März". Demnach hatten sie Kontakt zu Yassine Atar, dem Bruder von Oussama Atar, der von den Ermittlern inzwischen als der eigentliche Strippenzieher der Anschläge betrachtet wird.
Unterschätzt Frankreich den FN?
Einige Blätter blicken auch nach Frankreich, wo der zweite Durchgang der Präsidentschaftswahl schon seine Schatten voraus wirft. Dabei steht der jugendlich wirkende Newcomer Emmanuel Macron der Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, gegenüber.
"Was bleibt noch von der Anti-Le-Pen-Front?", fragt sich La Libre Belgique auf Seite eins. Das ist ein Verweis auf das Jahr 2002, als Vater Le Pen die zweite Runde der Präsidentschaftswahl erreicht hatte. Damals hatte das politische Frankreich geschlossen gegen den FN mobilgemacht. Diesmal scheint die "Republikanische Koalition" gegen den FN aber Risse aufzuweisen, analysiert La Libre Belgique.
"Was wäre wenn?", fragt sich beunruhigt L'Avenir. Wähnen sich die Franzosen vielleicht in Sicherheit? Unterschätzen sie die rechtsextreme Gefahr? Werden viele von ihnen vielleicht am Ende von dem verlängerten Wochenende profitieren und am 7. Mai nicht zur Wahl gehen? Und damit Frau Le Pen am Ende das Feld überlassen?
Seien wir ehrlich: Dass Le Pen am Ende Macron noch überholen könnte, diese Gefahr besteht nicht. Allerdings: Sollte Le Pen am Ende sogar die Schwelle von 40 Prozent überschreiten, dann wäre das ein desaströses Signal. Und dann darf man sich die Frage stellen, ob Frankreich das überstehen kann.
La Libre Belgique versucht, die Erkenntnisse der französischen Wahl auf Belgien zu übertragen. Leute wie Marine Le Pen oder der linksextreme Jean-Luc Mélenchon und selbst ein Quereinsteiger wie Emmanuel Macron - sie alle sind Ausdruck des tiefen Misstrauens der Bürger dem Establishment gegenüber. Diese Tendenzen sind auch in Belgien zu erkennen.
Profitiert haben davon bislang die N VA und die PTB. Gerade der Fall PTB zeigt, wie unlogisch diese Entwicklungen sind. Die PTB hat im Grunde kein Programm, sie will gar nicht regieren, sondern liefert allenfalls ein paar ebenso flotte wie simple Slogans.
Hat Monsanto Studien geschönt?
De Standaard bringt die so genannten "Monsanto-Papers". Der amerikanische Biotechnologie-Konzern wird beschuldigt, Studien systematisch gefälscht zu haben. Im Mittelpunkt steht das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Roundup.
Das Produkt steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Mehrmals schon stand die EU offensichtlich kurz davor, das Mittel zu verbieten. Der Hersteller Monsanto präsentierte aber ein ums andere Mal Studien, die die Unbedenklichkeit von Roundup beweisen sollten.
Das Schlimme ist, meint De Standaard in seinem Leitartikel, die EU-Kommission muss sich im Wesentlichen auf die Studien der Hersteller basieren. Die zuständigen Kontrollbehörden können in der Regel keine unabhängigen Untersuchungen in Auftrag geben. Hinzu kommt, dass sie den Inhalt der Studien nicht veröffentlichen dürfen, da das unter das Betriebsgeheimnis der jeweiligen Konzerne fällt.
So kann das nicht weitergehen, meint das Blatt. Wir brauchen dringend unabhängige Untersuchungen und wirkliche Transparenz. Wenn die EU beweisen will, dass sie in erster Linie für die Bürger da ist, dann wäre das jetzt der Moment.
Großzügige Belgier
"Der Belgier ist ein großzügiger Spender", so die Aufmachergeschichte von L'Avenir. Im vergangenen Jahr haben sechs von zehn Belgiern für Bedürftige gespendet. Bei Het Laatste Nieuws sind es sogar noch mehr: "Zwei von drei Belgiern geben Geld für den guten Zweck", schreibt das Blatt.
Das ist Rekord. Und da kommt schon ein hübsches Sümmchen zusammen: Im Durchschnitt haben die Leute 165 Euro gespendet.
rop - Bild: Nicolas Lambert (belga)