"Trumps Fehlstart", titelt De Standaard. "Mehr als zwei Millionen Amerikaner ziehen gegen ihren neuen Präsidenten auf die Straße", bemerkt Gazet van Antwerpen. Bei Le Soir heißt es: "Widerstand formiert sich gegen US-Präsident Trump".
Am ersten Arbeitstag von Donald Trump im Weißen Haus gab es weltweit Proteste – mindestens 600 Demos in 58 Ländern, wie Het Laatste Nieuws berichtet. 2,5 Millionen Menschen gingen in den USA auf die Straße, darunter viele Frauen bei einem Protestmarsch am Wochenende in Washington. Trumps Sprecher zettelte derweil einen Krieg gegen die Medien an. Hintergrund: Trotz offensichtlicher Beweise, dass wesentlich weniger Menschen Trumps Amtseinführung am Freitag beigewohnt hatten, bestand der Sprecher darauf, dass es die "größte Menschenmenge war, die jemals bei einer Inauguration dabei war".
Gazet van Antwerpen hält fest: Bei Trump wird genauso heiß gegessen, wie gekocht wird. Wer gehofft hatte, der Mann werde als US-Präsident gemäßigter auftreten, der wurde nur wenige Stunden nach Amtsantritt eines Besseren belehrt. Trump ist so narzisstisch, dass er sich selbst für den Messias hält, der sein Land vor dem Untergang retten wird. Das Problem mit Erlösern und selbsternannten Weltenrettern ist aber, dass sie nach großen Ankündigungen oft gar nicht erscheinen oder großes Elend mit sich bringen.
Die Zeitung gibt zu bedenken: Was wir jetzt – auch in Europa – brauchen, sind nicht Politiker, die versprechen "Ab jetzt wird alles besser". Sondern solche, die sich trauen, den Menschen die Wahrheit zu sagen: dass es Blut, Schweiß und Tränen kosten wird, den Herausforderungen unserer Zeit zu trotzen.
Dass das mächtigste Land der Welt jetzt durch einen Narzissten regiert wird, bereitet auch Het Laatste Nieuws große Sorgen. Dieser Mann kann vielleicht ein Wirtschaftsimperium leiten, dafür aber noch lange keinen Staat. Het Nieuwsblad vergleicht das Vorgehen der Trump-Administration mit den Machenschaften eines autoritären Regimes: Es wird gelogen, bedroht, eingeschüchtert und Tatsachen werden verdreht.
Die Frage ist, ob die demokratischen Strukturen stark genug sein werden, um das zu überstehen. De Morgen gibt sich hoffnungsvoll: Trumps Kampfansage an die Medien könnte die Presse dazu motivieren, dem US-Präsidenten ganz genau auf die Finger zu schauen und in investigativen Qualitätsjournalismus zu investieren.
Schwache Aussichten für Frankreichs Sozialisten
Le Soir blickt auf die erste Runde der Vorwahlen bei den französischen Sozialisten. Für die Stichwahl kommenden Sonntag haben sich Frankreichs Premierminister Manuel Valls und Überraschungskandidat Benoît Hamon durchgesetzt. Jetzt haben die Sozialisten die Wahl zwischen einem Realo und einem Vertreter des linken Flügels. Das linke Lager in Frankreich ist aber so geschwächt und zersplittert, dass, egal, wer nächsten Sonntag gewinnt, wohl kein Sozialist bei der Präsidentschaftswahl Ende April in die zweite Runde kommen wird.
Genauso sieht es La Libre Belgique: Die geringe Wahlbeteiligung bei der sozialistischen Vorwahl zeigt, wie schwach die Partei geworden ist. Mit François Hollande ist die Welt der französischen PS zusammengekracht. Sie hat es nicht geschafft, sich selbst in Frage zu stellen und notwendige Reformen in Angriff zu nehmen, analysiert das Blatt.
Taten statt großer Töne und Reförmchen
"Stellen Sie sich vor, Sie bekommen jeden Monat 2.800 Euro überwiesen und müssen dafür nichts tun, außer, den Mund zu halten", so fasst Het Belang van Limburg den wallonischen Publifin-Skandal zusammen, durch den für eine handverlesene Gruppe von Politikern quasi jeden Tag Weihnachten ist. Diese Selbstbedienungsmentalität ist so schamlos, dass sich die traditionellen Parteien nicht wundern dürfen, wenn die links- und rechtsextremen Lager Erfolge feiern.
Nach Angaben von Le Soir wehrt sich die PS-CDH-Koalition in Namur gegen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu Publifin, den die Grünen fordern. Die wallonischen Regierungsparteien schlagen stattdessen einen strengeren Verhaltenskodex und eine umfassende Reform der interkommunalen Zweckverbände vor.
L'Avenir traut dem Braten aber nicht: Wie kann man Menschen glauben, die die aktuellen Regelungen ausgenutzt und sich die Taschen gefüllt haben und die jede Reformanstrengung blockiert haben? La Dernière Heure schlägt in dieselbe Kerbe: Statt jetzt wieder große versöhnliche Töne zu spucken und Besserung zu geloben, braucht es Taten – den Rücktritt des zuständigen Aufsichtsministers anstatt von Reförmchen.
N-VA will freie Meinungsäußerung von Islamisten einschränken
In De Standaard wiederholt der N-VA-Fraktionschef in der Kammer, Peter De Roover, seinen Vorstoß, das Recht auf freie Meinungsäußerung für radikale Moslems einzuschränken. Es gebe einen Zusammenhang zwischen dem radikalen Islam und Terrorismus, so De Roover. Deswegen bleibe die N-VA dabei, dass es ein kapitaler Fehler sei, Islamisten frei ihre Ansichten verbreiten zu lassen.
Die Zeitung fragt sich allerdings, wie ein solches Gesetz aussehen soll. Wann und auf Grundlage wovon soll einem Bürger ein Maulkorb verpasst werden können? Für die Zeitung tut die N-VA das, was sie immer tut, um ihre Wähler bei Laune zu halten: Forderungen stellen, die auf den ersten Blick gut klingen, aber viel zu schwammig sind, um praktisch angewendet werden zu können.
Alain Kniebs - Foto: Joshua Lott/AFP
"Trump ist so narzisstisch, dass er sich selbst für den Messias hält, der sein Land vor dem Untergang retten wird...Dass das mächtigste Land der Welt jetzt durch einen Narzissten regiert wird, bereitet auch Het Laatste Nieuws große Sorgen... Het Nieuwsblad vergleicht das Vorgehen der Trump-Administration mit den Machenschaften eines autoritären Regimes: Es wird gelogen, bedroht, eingeschüchtert und Tatsachen werden verdreht..."
Es ist beruhigend festzustellen, dass Trump die Medien und Journalisten in Amerika missachtet und vollkommen unterschätzt. Statt sich für ein politisches Projekt (das er nicht hat) Verbündete zu suchen, legt er sich nunmehr fast täglich mit der Presse an und scheut dabei weder Lügen noch Drohgebährden. Vergessen hat Trump, dass die Presse es bereits einmal geschafft hat, einen Präsidenten aus dem Amt zu jagen. In den Redaktion wird man jeden Schritt des Präsidenten mit Argusaugen beobachten. Und das ist gut so !
Narzissmus, das trifft noch mehr auf Barack Obama zu. Trump ist demokratisch gewählt , gegen den Willen der Lückenpresse. Und diese Medien veranstalten nun eine widerliche Hetzkampagne gegen den Präsidenten. Die Demonstranten spiegeln nicht die Mehrheit der US Bürger wider, sie vertreten nur eine Minderheit.
Obama ein Narzist? Hm... Ansichtssache oder wohl vielmehr Sinnestäuschung.
Widerliche Hetze ? Hm .... Wohl eher ein widerlicher Trump, oder ?
Die Demonstranten spiegeln nicht die Mehrheit der US-Bürger wider ? Hm... nur 40% der Amerikaner stehen momentan hinter ihrem Präsidenten, der von einer Minderheit der Amerikaner (46,1 % der zur Wahl gegangenen) gewählt wurde. Die Zustimmung zu Obama lag zum Ende seiner Amtszeit bei 55%.
Lügenpresse ? Hm... Die Liste der Trump-Lügen ist ellenlang und wird täglich länger. 70% der Wahlkampfaussagen von Trump waren "faktenfern". Sein Amt beginnt Trump mit Lügen über die Zuschauer bei seiner Amtseinführung und droht der Presse, weil sie korrekt berichtet hat.
Alles alternative Fakten Herr Radermacher ? Willkommen im Lügengestrüpp des neuen US-Präsidenten
Herr Radermacher, die Demonstranten spiegeln genauso eine Minderheit wider, wie Trump selbst (!) - er hat nämlich knapp 2,9 Millionen Stimmen weniger als Clinton bekommen, also ist er der Präsident der Minderheit (!), der nur durch das System der Wahlmänner in den USA in sein Amt gekommen ist. Soviel zur "Repräsentativität"... Ob diese Art der Wahl demokratisch ist, bleibt Ansichtssache.
Die Medien veranstalten keine Hetze, sondern halten Trump die offensichtlichen Lügen vor Augen, die er erzählt, und seine einzige Antwort ist die eines kleinen beleidigten Kindes: er motzt und jammert gehaltlos.
Richtig, das Wahlsystem sollte geändert werden. Trotz der Medienkampagne gegen ihn hat Trump die Wahl gewonnen. Darüber sollten die Medien mal nachdenken und warum er eigentlich demokratische Staaten wie Wisconsin oder Michigan erobert hat. Obama hat behauptet, dass er gegen Trump gewonnen hätte und hat damit nur die Clinton beleidigt. Wahlversprechen: Trump geht gegen Obamacare vor, kündigt TPP, will die übrigen NATO Staaten zwingen endlich einen gerechten Beitrag zu zahlen usw.
Herr Leonard, Herr Radermacher hat nicht Lügenpresse, sondern Lückenpresse geschrieben. Das ist ein besseres Wort, vielen Dank Herr Radermacher.
Das bringt es auf den Punkt, sie lügen nicht, sondern sie lassen einfach etwas
weg.Man könnte sie auch meinungsmachende Presse nennen, denn man soll die Meinung akzeptieren, die Sie haben.
Lassen wir Herrn Trump erstmal regieren, dann kann immernoch gehetzt werden.
Trumps Wahl erweckt in mir ein ziemlich starkes ungutes Gefühl ! Wollen nur hoffen, dass das für Europa gut ausgehen wird !
Es ist erstaunlich, dass just die Kritiker der vermeintlichen Lügenpresse den notorischen Lügner Donald Trump in Schutz nehmen.
Politische Presse ist per Definition Meinungspresse. Was sonst ? Sie leistet einen Beitrag zur Meinungsbildung, indem sie Politiker und deren Entscheidungen kritisch hinterfragt und somit ein wichtiges Regulativ im demokratischen Prozess darstellt.
Nicht die Presse erwartet, dass man ihre Meinung akzeptiert, Herr Trump droht der Presse, wenn die Berichterstattung nicht in seinem narzistischen Sinne ist.
Es ist eine fatalistische, apolitische Haltung, "Politiker" wie Herrn Trump erst einmal regieren zu lassen, wenn seine Absichten jetzt schon Widerspruch verlangen.
Hätte man vor 80 Jahren Herrn Hitler nicht einfach mal so regieren lassen, wären 6 Millionen Juden (als Ergebnis dieses Regierens) wohl nicht in den Gaskammern der Nazis ermordet worden. Nein, Trump ist nicht Hitler, aber er ist ein impulsiver, narzistischer Populist.
Es geht nicht darum, gegen einen Politiker zu hetzen, sondern einen hetzenden Populisten frühzeitig zu stoppen.