"Der König verliert die Unterstützung der Mehrheit der Flamen", titelt De Standaard. "Sechs von zehn Flamen sind gegen die aktuelle Monarchie", schreibt Le Soir auf Seite eins.
Pünktlich zum heutigen Tag des Königs veröffentlichen die Zeitungen die Ergebnisse einer Umfrage der Katholischen Universität Leuven. Demnach unterstützen nur noch 45 Prozent der Flamen die Monarchie. Auch in der Wallonie geht die Zustimmung zurück, erreicht aber immer noch 66 Prozent.
Brauchen wir noch einen König?
Dazu kommentiert Le Soir: Die Ergebnisse überraschen nicht. In Zeiten, wo alle herkömmlichen Autoritäten wie Kirche und politische Parteien in Frage gestellt werden, ist es nur natürlich, dass auch die Monarchie leidet. Die Frage ist, ob wir sie tatsächlich noch brauchen. Und die Antwort ist Ja. Unter der Voraussetzung, dass sie vorbildlich handelt. In Belgien ist die Monarchie nützlich. Der König kann einer verängstigenden Bevölkerung Trost spenden. Er öffnet unsere Wirtschaft ausländischen Märkten, er ist die neutrale Instanz bei den oft schwierigen Regierungsbildungen auf föderaler Ebene, meint Le Soir.
Anders De Standaard: Die Umfragewerte sind zu bedauern. Aber es lohnt sich nicht mehr wirklich, eine Lanze für den König zu brechen. Die Monarchie und wir selbst haben dazu beigetragen, dass das Ansehen der Königsfamilie hier gelitten hat. Jetzt gibt es sogar einen Rechtsstreit über eine angeblich uneheliche Tochter Albert II., die die Schwester des aktuellen Königs wäre. So verletzbar ist die Monarchie geworden. Auch die Frage, ob ein Präsident besser wäre als ein König ist nicht der Mühe wert. Wir haben wichtigere Probleme zu lösen. Zum Beispiel die Frage, welche demokratische Autorität aufständische Wähler wieder für sich gewinnen kann, so De Standaard.
Soldaten – Bürger wie alle anderen?
Soldaten der belgischen Armee wollen heute demonstrieren. Dazu meint L'Avenir: Die Soldaten demonstrieren am Tag des Königs gegen die geplante Reform ihrer Pension. Unter anderem sollen sie länger arbeiten, bis 63 Jahre wie alle anderen auch. Grundsätzlich macht sich bei den Soldaten immer mehr das Gefühl breit, genau wie alle anderen Bürger behandelt zu werden. Das ist eine gute Sache.
Aber die Soldaten haben auch den Eindruck, doppelt mit Nachteilen belastet zu werden. Nämlich mit den Nachteilen, die alle Bürger stemmen müssen. Und mit den Nachteilen ihres Berufsstandes. Das stellt uns vor grundsätzliche Fragen: Was soll unsere Armee sein? Eine zivile oder eine militärische Streitkraft? Und welche Aufgaben soll sie genau ausführen in einem Staat, der sich daran gewohnt hat, die Wahrung seiner eigenen Sicherheit in die Hände anderer Partner zu legen?, fragt L'Avenir.
Weg frei für einheitlichen Steuersatz – theoretisch
Die Wirtschaftszeitung L'Écho berichtet, dass der Hohe Finanzrat seine Stellungnahme zu einer möglichen Neugestaltung der Unternehmenssteuer abgegeben hat. Diese Neugestaltung war während der Haushaltsverhandlungen vertagt worden. Der Finanzrat kommt zu dem Schluss, dass die Absenkung des Steuersatzes von 33 auf 25 Prozent einen ausgeglichenen Haushalt nicht in Gefahr bringt.
Dazu schreibt L'Écho: Das ist eine gute Nachricht. Denn jetzt steht der längst nötigen Reform der Unternehmenssteuer eigentlich nichts mehr im Wege. Das hieße dann, alle bisherigen Privilegien und Ausnahmeregelungen abzuschaffen und einfach nur einen Steuersatz für alle anzuwenden. Auch für die Kleinen und Mittleren Unternehmen gibt es keinen Grund, eine Ausnahme zu machen. Aus rein steuerlicher Sicht. Aus politischer Sicht könnte das schon ganz anders aussehen, bemerkt L'Écho.
Ist Juncker noch der Richtige?
Das GrenzEcho beschäftigt sich mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Als Juncker vor über zwei Jahren Chef der EU-Kommission wurde, gingen Beobachter davon aus, dass nun endlich jemand frischen Wind in die Brüsseler Behörde bringen würde. Passiert ist aber genau das Gegenteil: Die EU ist seitdem noch tiefer in die Krise gerutscht – und Juncker ist zum Gesicht dieser Krise geworden.
Heute Abend ist Juncker zum "Bürgerdialog" in Sankt-Vither Triangel zu Gast. Bei einer solchen Veranstaltung können sicherlich offenen Fragen geklärt werden. doch für die Lösung der vielen Probleme braucht die EU einen großen Wurf. Ist Juncker dafür noch der richtige Mann?, fragt sich das GrenzEcho.
Trump überrascht, überrascht, überrascht …
Zum neuen US-Präsidenten Donald Trump bemerkt La Dernière Heure: Während sich viele Sorgen machen über die künftige Politik von Trump hat dieser ein Ausrufezeichen gesetzt mit der Ankündigung, auf sein Gehalt als Präsident zu verzichten. Das ist leicht, wenn man reich ist, werden Kritiker bemängeln. Dabei vergessen sie, dass selten irgendein Staatschef auf das Gehalt angewiesen ist, dass er für seine Funktion bekommt. Und unseres Wissens ist Trump der erste, der eine solche Entscheidung getroffen hat, so La Dernière Heure.
Het Laatste Nieuws schreibt zu Trump: Sehr aufschlussreich, was der künftige Präsident in seinem Fernsehinterview gesagt hat. Die Homo-Ehe? Präsident Trump findet die ganz fein. Abtreibung? Trump hat seinen Frieden damit gemacht. Obamacare? Bei genauem Hinschauen doch lieber nicht abschaffen. Die mexikanische Mauer? Die muss nicht unbedingt aus Stein sein, ein Zaun wäre okay. Die Clintons? Gute Leute. Wenn er so weitermacht, wird Trump bei seiner Vereidigung noch schwören, die Politik von Obama unverändert fortzuführen, schreibt schmunzelnd Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner - Virginie Lefour/Belga