"Na das war ja mal einfach!", jubelt Het Nieuwsblad. "Am Brüsseler Heysel macht's wieder Spaß", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Festchen auf dem Heysel", schreibt auch Het Belang van Limburg.
Die Titelseiten stehen zunächst im Zeichen des Fußballs. Die Roten Teufel haben gestern im WM-Qualifikationsspiel überzeugt: Sie besiegten Bosnien-Herzegowina mit 4:0. "Das waren die Roten Teufel, wie wir sie lieben", meint La Dernière Heure auf Seite eins. Dies, zumal Bosnien-Herzegowina als der schwerste Gegner in der Qualifikationsgruppe gilt. Deswegen war ein Sieg im Heimspiel quasi Pflicht.
"Mission brillant erfüllt", bemerkt denn auch L'Avenir auf seiner Titelseite. Nach den zuletzt schwachen Vorstellungen dürfte der gestrige Auftritt im König-Baudouin-Stadion auch den Fans gefallen haben. "Die Versöhnung ist geglückt", notiert denn auch das GrenzEcho.
Aber apropos Fußball: "Der Rassismus wird nur noch schlimmer", sagt der Ex-Fußballprofi Paul Beloy auf der Titelseite von De Morgen. Der afrikanischstämmige Mann erlangte 1978 ungewollt traurige Berühmtheit, als er während eines Spiels eine Banane an den Kopf geworfen bekam. Seither ist er ein Vorkämpfer gegen Rassismus im Fußball. Und er sagt ganz klar: "Auch wenn die Nationalmannschaft inzwischen richtig bunt ist, das Problem ist nicht gelöst." Nach wie vor hätten viele Zuschauer in Stadien kein Problem mit Urwaldgeräuschen. Wir brauchen einen "Rassismus-Meldepunkt in den Stadien", sagt Beloy.
Jeder, der auch nur auf niedrigster Ebene mit Fußball in Kontakt kommt, wird die Feststellung von Paul Beloy bestätigen können, bemerkt De Morgen in seinem Leitartikel. Selbst in den Provinzspielklassen, selbst bei Jugendmannschaften dauert es nie lange, bis am Spielfeldrand die rassistischen Dämme brechen. Jeder, der seinem Söhnchen auch nur einmal beim Kicken zusehen will, wird derartige Entgleisungen schon mitbekommen haben. Fußball muss aber für wirklich alle ein Fest sein. Und jeder von uns sollte Zivilcourage an den Tag legen, anderen Fans, Trainern oder Fußballeltern klarmachen, dass Rassismus im Sport nichts zu suchen hat.
Unbequeme Wahrheiten
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch einmal mehr mit dem amerikanischen Wahlkampf, genauer gesagt mit Donald Trump. Le Soir versucht, dessen Erfolg zu ergründen. Demnach ist Trump zweifelsohne der "Kandidat der amerikanischen Wutbürger". Eben deswegen kann es sich der republikanische Präsidentschaftsbewerber auch erlauben, gegen sämtliche Regeln und Konventionen zu verstoßen. Das Gefühl vieler Bürger, am Straßenrand vergessen worden zu sein, hat am Ende ein "anti-politisches Monster" geschaffen, meint Le Soir.
Het Laatste Nieuws hat sich offensichtlich richtig Mühe gegeben und listet unglaubliche 249 Beleidigungen auf, die Trump in den letzten anderthalb Jahren von sich gegeben hat. Aus der Liste geht hervor: Es gibt wohl kaum einen Politiker, Prominenten oder eine Organisation, die Trump noch nicht beschimpft hätte.
De Standaard bringt seinerseits heute einige "unbequeme Wahrheiten über Donald Trump". Kleiner Auszug: Seinen Trump Tower in New York ließ er von illegalen polnischen Arbeitern bauen, keine amerikanische Bank will ihm noch Geld geben, und außerdem ist er ein Freund der Mafia, unter anderem der russischen.
Immer noch reibt man sich die Augen, meint Le Soir. Immer noch wirkt die Kandidatur von Donald Trump wie ein schlechter Witz. Aber Fakt ist: Er hat sich zum Hoffnungsträger der wirtschaftlich Abgehängten aufgeschwungen, der Menschen, die die ewig gleichen Reden der ewig gleichen Politiker nicht mehr hören können. Eben dieses Phänomen hat man auch schon in Europa beobachten können, Stichwort "Brexit", Stichwort "Ungarn", Stichwort "Marine Le Pen". Und es reicht nicht, wenn Donald Trump am Ende doch nicht Präsident wird. Das Gedankengut, allen voran die Abschottungsfantasien und die rassistische Grundströmung, die werden bleiben. Die traditionelle Politik muss dem "Wutbürger" dringend eine Perspektive bieten.
Ein Nobelpreis für den Frieden, den es noch gar nicht gibt
Ein anderer hingegen hat sich "vom Falken zur Taube" gewandelt, wie es La Libre Belgique formuliert. Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos bekam gestern den Friedensnobelpreis zugesprochen. Damit sollen seine Bemühungen für einen Frieden mit den linksextremen Farc-Rebellen gewürdigt werden. Da gibt es nur ein Problem: Besagter Frieden ist wieder unsicher, nachdem das entsprechende Abkommen bei einem Referendum mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde. Deswegen auch das Fazit von De Morgen: Der Preis für den Frieden, auch wenn er noch gar nicht da ist.
Diese Würdigung stimmt nachdenklich, meint De Standaard in seinem Leitartikel. Die Frage ist: Was ist der Preis für Frieden? Im Fall Kolumbiens gibt es die schmerzhafte Schere zwischen dem Frieden und der Gerechtigkeit. Wer den Frieden will, der muss offensichtlich in Kauf nehmen, dass allerlei Gräueltaten unter den Teppich gekehrt werden. Die große Gefahr ist aber, dass die alten Wunden irgendwann wieder aufbrechen, man denke nur an Jugoslawien.
Für La Libre Belgique ist die Entscheidung des Nobelpreiskomitees dennoch ein willkommener Ansporn. Eben vor dem Hintergrund des gescheiterten Referendums gibt der Nobelpreis dem kolumbianischen Präsidenten jetzt die Legitimität und die Kraft, auf Kurs zu bleiben.
Nachwehen des Wesphael-Prozesses
Zwei Tage nach seinem spektakulären Freispruch ist Bernard Wesphael nach wie vor auf allen Kanälen. Einige Blätter bringen Auszüge aus seinem Buch, das kurz dem Urteilsspruch veröffentlicht wurde. Dass ausgerechnet einen Tag später schon ein Buch in den Auslagen liegt, findet De Standaard eher "befremdlich". Wesphael schildert darin jedenfalls "seine" Wahrheit.
Sein Anwalt, Jean-Philippe Mayence, zeigt sich derweil auf Seite eins von Le Soir noch einmal überzeugt: "Gäbe es keine Schwurgerichte, dann wäre Bernard Wesphael wohl schuldig gesprochen worden". Ein Grund dafür sei, dass ein Schwurgerichtsprozess als einziger die Möglichkeit eröffnet, eine Akte noch einmal bis in die hintersten Winkel auszuleuchten.
Da ist etwas dran, meint Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Der Prozess wäre vor einem Strafgericht wohl nie so gründlich aufgerollt worden. Das scheint inzwischen auch Justizminister Koen Geens eingesehen zu haben. Der hat gestern jedenfalls angekündigt, dass die Schwurgerichte nun doch nicht abgeschafft, sondern durch eine neue Struktur ersetzt werden sollen. Warum hat er sich das nicht früher überlegt?, fragt sich das Blatt.
Roger Pint - Bild: Virginie Lefour/Belga