"Türkei - Horror, und kein Ende", titelt L'Avenir. "Die Terroristen inspirierten sich an den Anschlägen von Brüssel", so die Schlagzeile von De Morgen.
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch heute noch mit dem verheerenden Anschlag auf den Istanbuler Flughafen. Die Zahl der Toten ist inzwischen auf 42 gestiegen, knapp 240 Menschen wurden verletzt. Experten hatten von Anfang an auf offensichtliche Parallelen zu den Brüsseler Anschlägen hingewiesen. Insbesondere, was die Wahl des Ziels angeht: Einen Flughafen zu attackieren, das hat nicht nur einen gewaltigen wirtschaftlichen Impact, auch psychologisch wirkt eine solche Aktion lange nach. "Es ist in jedem Fall ein Nackenschlag für den Tourismus", stellt De Standaard fest.
"Und sie kamen mal wieder einfach so mit dem Taxi", meint das Blatt in seinem Leitartikel. Das nur, um zu sagen, wie banal solch furchtbare Ereignisse letztlich beginnen. Und die Tatsache, dass IS an seiner Heimatfront in der Defensive ist, ist da keine gute Neuigkeit. Das sogenannte Kalifat ist ins Wanken geraten. Und wahrscheinlich spült das schon bald zahlreiche IS-Kämpfer wieder in ihre alte Heimat zurück.
Genau das macht den Kampf gegen IS auch so frustrierend, glaubt De Morgen. Ist der Krieg im Irak und in Syrien erfolgreich, dann hat das quasi zwangsläufig zur Folge, dass bei uns die Zahl der potentiellen Attentäter in die Höhe schnellen wird. Und in der heutigen Zeit bedarf es keiner Flugzeuge mehr, die Wolkenkratzer zum Einsturz bringen. Schon mit ein paar automatischen Gewehren und Sprengstoffgürteln erreicht man maximale Panik und Psychose. Hier stellt sich jedenfalls doch die Frage nach dem Sinn und Zweck der belgischen Beteiligung an der internationalen Koalition gegen IS, meint das Blatt.
Türkei und IS: "totaler Krieg"
"Die Türkei und die Terrororganisation IS sind jetzt im Krieg", analysiert jedenfalls De Morgen. La Libre Belgique spricht sogar von einem "totalen Krieg". Die Attacke auf den Atatürk-Flughafen ist eine Folge der undurchsichtigen Strategie, die die Türkei viel zu lange gegenüber IS verfolgt hat. Nach dem Motto: Erst dulden, dann bekämpfen.
Die Türkei nimmt nicht nur geografisch eine Schlüsselrolle ein, analysiert L'Avenir. Das Land bildet nicht nur die Brücke zwischen zwei Kontinenten, es steht auch in gewisser Weise zwischen zwei Welten. Aus westlicher Sicht mag es schnell so aussehen, als habe sich die Türkei IS gegenüber allzu wohlwollend gezeigt. Das stimmt aber nur bedingt. Die Türkei ist nämlich auch Teil der Nato und zudem Mitglied der internationalen Koalition der angeblichen Ungläubigen gegen IS.
Die Türkei ist ein Pufferstaat, bemerkt auch Gazet van Antwerpen. Und genau deswegen muss sich der Westen irgendwann einmal entscheiden, welche Beziehung man mit dem Land unterhalten will. Reichen wir den Türken die Hand? Oder geben wir den Pufferstaat auf und lassen ihn nach anderen Partnern in der geopolitischen Landschaft Ausschau halten? Zur Auswahl stehen da beispielsweise Russland, die starken arabischen Länder oder vielleicht sogar China. Ist Erdoğan nun ein potentieller Partner oder doch ein Feind? Dieser Frage werden sich die Europäer früher später stellen müssen.
Urteil mit bitterem Nachgeschmack
"LuxLeaks: Verurteilt, weil sie einen Steuerskandal aufgedeckt haben", schreibt derweil Le Soir auf Seite eins. Zwei ehemalige Mitarbeiter des Finanzdienstleisters PricewaterhouseCoopers sind am Mittwoch von einem Gericht in Luxemburg zu Bewährungsstrafen verurteilt worden, weil sie Daten an einen Journalisten weitergegeben und damit letztlich den LuxLeaks-Skandal ins Rollen gebracht hatten. Hier ging es bekanntlich um die Praktiken von Multinationals und Superreichen zur Steuervermeidung.
Dieses Gerichtsurteil hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, findet La Libre Belgique. Das einzige Verbrechen, das den Angeklagten nachgewiesen werden konnte, war es doch, zweifelhafte, um nicht zu sagen illegale, Steuerpraktiken ans Licht gebracht zu haben. Und das war doch eigentlich im Sinne des Gemeinwohls.
"Wer wagt es, das Gegenteil zu behaupten?", wettert auch L'Echo. LuxLeaks hat eine Schockwelle ausgelöst. In der Folge hat sogar die EU-Kommission eine Offensive gegen die Steuerdeals zwischen Großkonzernen und Staaten gestartet. Wer kann einem da noch erklären, warum die Justiz nicht auf der Seite derer ist, die das Ganze ans Licht gebracht haben? Die Gesetze der Schwerkraft kann man vielleicht nicht ändern, wohl aber die, die solche Enthüller zu Kriminellen machen und zugleich möglichen Nachahmern einen Maulkorb verpassen.
"Wollte das Großherzogtum Luxemburg nicht sein Image aufpolieren?", fragt sich provokativ Le Soir. Das Urteil von Mittwoch spricht nicht dafür, dass das Land seine Haltung gegenüber dubiosen Steuerpraktiken grundlegend verändert hätte. Resultat ist jedenfalls, dass diejenigen, die auf Unregelmäßigkeiten hinweisen wollen, offensichtlich immer noch zuallererst als gewöhnliche Diebe, denn als Verteidiger der Demokratie betrachtet werden. Die Steueroptimierer dieser Welt und ihre Kunden können wieder ruhig schlafen.
Kampf gegen Falschangaben und keine Angst vor Matsch
"Francken will die Handys von Flüchtlingen durchsuchen", so die Aufmachergeschichte von Le Soir. Der Asylstaatssekretär bereitet ein Gesetz vor, das Migranten dazu zwingen soll, der Polizei Zugang zu ihren Computern und Handys zu geben. Begründung: 60 bis 70 Prozent der Flüchtlinge machen falsche Angaben zu ihrer Identität, geben etwa einen falschen Namen oder auch ein falsches Alter an.
Einige Blätter blicken schließlich auf das Rockfestival von Werchter, das heute beginnt. "Alles ist bereit für ein klitschnasses Werchter-Festival", notieren Gazet van Antwerpen und Het Nieuwsblad auf ihren Titelseiten. In Het Laatste Nieuws geben sich einige junge Festivalbesucher hart im Nehmen: "Das bisschen Matsch macht uns keine Angst!"
Roger Pint - Bild: Ozan Kose/AFP