Es ist sehr peinlich, was die Organisatoren des Musikfestivals in Gent da entschieden haben. Und man kann sich schon fragen, mit welcher Rechtfertigung sie überhaupt ein Musikfestival leiten. Musik, das ist in landläufigem Verständnis ja Kunst. Und wofür gibt es überhaupt Kunst in unserer Gesellschaft, werden Festivals für Kunst organisiert?
Da gibt es die einen, die sagen: Kunst soll mir etwas Schönes liefern. Das Festival in Gent hätte das mit dem Israeli Shani bekommen. Der junge Dirigent ist ein Star seiner Zunft, die Münchener Philharmoniker alles andere als ein Freizeitorchester. Der Auftritt hätte zudem noch in der Kathedrale von Gent stattfinden sollen. Menschen, die Musik und Kunst als Genuss empfinden, wären mit Sicherheit auf ihre Kosten gekommen.
Aber es gibt ja auch die Menschen, die von Kunst erwarten zu provozieren. Und wer provozieren sagt, der meint damit Aufregung, Ablehnung, Empörung und im besten Fall dann Debatten über das, was da jetzt Provokatives geschehen ist.
Auch diesen Aspekt der Kunst hätte das Genter Festival erfüllt, wenn es am Auftritt von Shani festgehalten hätte. Wobei - und das ist wichtig - das Provokative nicht von Shani selbst ausgegangen wäre. Nicht von den Münchener Philharmonikern, sondern allein von den Menschen, die in ihrer Mehrheit wahrscheinlich gar nicht an dem Künstlerischen des Festivals interessiert sind. Sondern an Politischem.
Von Menschen, die aus sicher unterschiedlichen Gründen das Vorgehen Israels gegen die Palästinenser in Gaza und im Westjordanland verurteilen. Und die in allem, was den Namen Israel trägt, den verlängerten Arm von Israels Premier Netanjahu und seiner rechtsextremen Koalitionspartner sehen. Dass es Israelis gibt, die auch anders denken, ist diesen Menschen egal. Israeli ist gleich Israeli gleich Netanjahu - und muss abgelehnt werden.
Leider haben sich auch viele Politiker dieser falschen, verkürzenden und pauschal verurteilenden Sichtweise angeschlossen. Auch sie, also Politiker, haben Druck auf das Festival ausgeübt. In der Begründung für die Ausladung von Shani und dem Münchener Orchester steht, dass man damit auf gleicher Linie sei wie die flämische Ministerin für Kultur, die Genter Stadtführung und der Genter Kultursektor.
Ein Musikfestival als Marionette der Politik? Als Veranstaltung, die vor dem Druck der Straße buckelt? Das keine eigene Meinung hat, keinen Mut, auch vermeintlich unbequeme Gäste einzuladen - wobei schon allein der Vorwurf an Shani und die Münchener Philharmoniker absurd ist, irgendwelche Handlanger von Netanjahus Politik und damit unbequem zu sein. Denn wo bitte wäre der Beweis dafür? Ganz im Gegenteil schreiben die Veranstalter des Genter Festivals selbst, dass Shani in der Vergangenheit wiederholt zu Frieden und Versöhnung aufgerufen hat.
Wo also bitte, ist das Problem? "Unüberlegt und unverantwortlich", so hat Premierminister Bart De Wever, übrigens studierter Historiker, die Ausladung aus Gent bezeichnet. Völlig zu Recht.
Kay Wagner
Guter Kommentar.
Diese Entscheidung ist das Ergebnis linker Denkweise. Das heißt, persönliche Einstellung, Standpunkt und das gute Gefühl sind ausschlaggebend und nicht sachliche Beweggründe.
Objektiv betrachtet ist diese Entscheidung reiner Nonsens. Sie nutzt niemanden. Niemand im Gazastreifen hat mehr zu essen und ein Palästinenserstaat ist auch nicht in Sicht.
Die Veranstalter hätten besser eine Benefizkonzert für die Einwohner des Gazastreifens organisiert. Das wäre besser gewesen.