Je nachdem, wo man die Ereignisse an den amerikanischen Universitäten verfolgt, bekommt man oft entweder tapfere, idealistische Kämpfer für Demokratie und Freiheit präsentiert, die sich gegen den Genozid eines imperialistischen Regimes wehren, oder eben einen außer Rand und Band geratenen woken, linksextremen, antisemitischen Terroristen-Fanclub.
Dieses Schwarz-Weiß-Denken könnten bald auch die belgischen Studenten am eigenen Leib erleben, die aus Solidarität mit dem palästinensischen Volk Universitätsgebäude in Gent und Brüssel besetzen wollen. Wobei sich ehrlicherweise sowieso die Frage stellt, ob wir es hier tatsächlich mit einer ernstzunehmenden Solidaritätsbewegung zu tun haben oder doch eher mit einem Sturm im Wasserglas einiger weniger Aktivisten und Mitläufer. Die Tatsache, dass die Aktivisten in Gent schon jetzt ihre Palästina-Proteste mit Forderungen nach einem Ausstieg aus fossilen Energien und mehr Nachhaltigkeit für ihre Uni vermischen, sorgt doch zumindest etwas für Stirnrunzeln.
Fakt ist aber, dass es vollkommen nachvollziehbar ist, einen öffentlichen Dialog zu fordern über das, was sich in Nahost abspielt. Welcher Ort wäre dafür theoretisch besser geeignet als Universitäten mit ihrem geballten Wissen und ihrer Tradition als Orte der Diskussion? Ebenso legitim ist es, Fragen zu stellen und Transparenz zu verlangen zu den Beziehungen der eigenen Universität zu israelischen Einrichtungen und Firmen. Vor allem dann, wenn der Verdacht im Raum steht, dass besagte Einrichtungen und Firmen direkt am Konflikt beteiligt sein könnten.
Schwieriger wird es allerdings, wenn die Aktivisten die vollständige Einstellung sämtlicher Kontakte nach Israel fordern. Denn ohne eine Differenzierung rollen die Aktivisten Antisemitismus-Vorwürfen natürlich den roten Teppich aus. Außerdem macht der Ton immer auch die Musik. Egal wie frustriert die Aktivisten davon sein mögen, mit Mahnwachen und offenen Briefen nichts zu erreichen: Der eigenen Lehranstalt Beihilfe zum Völkermord vorzuwerfen, das dürfte nicht gerade förderlich sein für konstruktive Diskussionen mit Verwaltung und Lehrkörper.
Das Gleiche gilt auch für die angekündigten Besetzungen: Im besten Fall werden die Universitäten zwar darauf verweisen, dass sie illegal sind, sie aber ansonsten tolerieren. Es sei denn, es kommt zu Sachbeschädigungen oder gar zu Drohungen oder Gewalt gegen Andersdenkende. Dann wäre es absolut nachvollziehbar und zum Schutz aller Beteiligten sogar notwendig, dass die Besetzungen beendet werden, sei es nun durch den hausinternen Sicherheitsdienst oder die Polizei. Denn Gewalt darf nie ein Mittel sein, um Ziele durchzusetzen. Weder auf der Straße noch in der Uni.
Ganz besonders sollten sich die studentischen Aktivisten aber vor neuen Freunden in Acht nehmen. Denn bekanntermaßen wird ja bald gewählt, Politiker jeder Couleur, besonders aber von den extremen Rändern, werden also zweifelsohne versuchen, die Proteste zu kapern, um Kapital daraus zu schlagen. Das kann man in den Vereinigten Staaten und auch in Frankreich zum Beispiel gerade sehr gut beobachten. Und außer Politikern gibt es ja auch noch die anderen üblichen Verdächtigen: die Krawallmacher, denen der Anlass total egal ist, so lange sie dabei nur Chaos und Verwüstungen anrichten können. Auch sie sollten die Studenten-Aktivisten absolut und resolut fernhalten.
Denn so aufrichtig ein Protest auch sein mag, so sehr man wirklich daran glaubt, mit Sit-ins etwas erreichen zu können, eines ist ganz sicher: Mit den falschen Freunden oder dem falschen Verhalten ist das von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Boris Schmidt
Guter Kommentar, der zum Nachdenken anregt.
Diese Proteste sind keine praktische Hilfe für die Palästinenser.Und inwiefern hilft es den Palästinensern, wenn die belgischen Universitäten nicht mehr mit israelischen zusammen arbeiten ? Praktische Hilfe wäre zum Beispiel die Veranstaltung eines Benefizkonzerts oder das Sammeln von Lebensmitteln.
Hier protestieren Moralapostel, denen Theorie wichtiger ist als Praxis, und noch wichtiger ist, den eigenen Standpunkt zu vertreten, um ein reines Gewissen zu haben.
In der Vergangenheit haben diese Moralapostel demonstriert für Klimaschutz, in der Gegenwart für Palästinenser, und in der Zukunft ? Keine Ahnung.Es wird sich schon was finden lassen, um den moralischen Zeigefinger zu heben.
Die Unis als Denkfabriken sollten doch ein Diskussionsforen sein, wo Israelis und Palästinenser miteinander diskutieren sollten über Konfliktlösungen.
Sie schreiben: "Denn Gewalt darf nie ein Mittel sein, um Ziele durchzusetzen." Hier lacht die weltweite Elite, denen Menschenleben völlig egal sind. Denn die tun jeden Tag genau das - Gewalt als Macht-Instrument für die jeweiligen Ziele einzusetzen und offerieren gleichzeitig den Betroffenen, sich gefälligst alles still und friedlich gefallen zu lassen, den Verbrechen einfach tatenlos zuzusehen. Nein, so geht das nicht weiter...
Darf gefragt werden, wo die Proteste der Studenten nach den barbarischen und tierischen Schlachtungen der Hamasterroristen an den israelischen Babys, Frauen und Zivilisten am 07.10. blieben oder ist die Frage nicht woke genug?
Es ist schon komisch, dass diese linke woke pro-LGTB-Bewegung sich für die Hamas stark machen.
Im Gaza-Streifen selber würden diese Linken aufgrund der Scharia die Todesstrafe drohen!
Arme verblendete Jugend.