Belgien ist ein kleines Land, das ist schlicht und einfach eine geografische Tatsache. Und das Schicksal kleiner Länder ist leider, dass sie meistens auf das Wohlwollen ihrer Nachbarn angewiesen sind. Besonders, wenn diese Nachbarn viel größer und mächtiger sind und vielleicht auch noch von Despoten regiert werden. Kleine Länder, die nicht von der Willkür anderer abhängig sein wollen, haben eigentlich nur eine Option: Sie müssen sich mit anderen zu Allianzen zusammenschließen.
Gerade Belgiens Geschichte lässt keinen Zweifel daran, wie wichtig das ist. Zugegeben, verhindern konnten die Bündnisse weder die Invasion im Ersten noch im Zweiten Weltkrieg. Aber ohne diese Bündnisse hätte sich Belgien nicht wieder von der Besatzung befreien können. Der Kalte Krieg ist glücklicherweise nie so heiß geworden, dass eine dritte Invasion binnen eines Jahrhunderts bevorstand. Aber die theoretische Möglichkeit dazu bestand durchaus. Von der Gefahr der nuklearen Einäscherung mal ganz zu schweigen. Aber dank des militärischen Schutzschirms der Nato ist es eben bei einer theoretischen Möglichkeit geblieben.
Aber was hat uns das sonst noch gebracht? Dafür muss man sich eigentlich nur anschauen, wie sich das Europa westlich und östlich der deutsch-deutschen Grenze während dieser Zeit entwickelt hat. Wer hatte mehr oder weniger funktionierende Demokratien, freie Meinungsäußerung, Reisefreiheit, Wohlstand, blühende Wirtschaften und vieles mehr? Genau, sicher nicht die Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs.
Nach dem Mauerfall hat Europa dann die sogenannte Friedensdividende geerntet. Eine Dividende, die ohne die Nato wohlgemerkt zumindest alles andere als garantiert gewesen wäre. Aber diese Zeit hat uns auch in falsche Sicherheit gewiegt, wie wir seit allerspätestens 2022 wissen.
Seitdem stellt plötzlich auch niemand mehr die Frage nach dem Sinn der Nato. Okay, zugegeben, das stimmt nicht ganz. Manche überzeugte Pazifisten zum Beispiel tun das immer noch. Das ist eine vollkommen legitime Einstellung. Allerdings müssen sie sich in einer freien Gesellschaft wie der unsrigen dafür auch Fragen gefallen lassen, wie gut sie mit ihrer Philosophie wohl zum Beispiel in Butscha über die Runden gekommen wären.
Aber auch manche Parteien und ihre Anhänger wollen einen Austritt aus der Nato, besonders am extrem linken und rechten Ende des Spektrums. Was soll man dazu sagen? Dass die gleichen Parteien sonst nicht müde werden, Lobeshymnen auf blutrünstige Diktatoren vom Nahen Osten über die östliche Nachbarschaft der EU bis nach Fernost anzustimmen, das spricht eigentlich für sich selbst.
Glücklicherweise scheint der politische und gesellschaftliche Mainstream wenig geneigt, die Mitgliedschaft in der Nato infrage zu stellen. Aber das reicht leider nicht. Es gibt zugegebenermaßen wenig, worin man mit Donald Trump übereinstimmen kann. Aber in einem hat er Recht: Es gibt Nato-Mitglieder, die nicht genug beitragen zur Allianz. Und dazu gehört auch Belgien.
Je länger der Beginn des russischen Angriffskriegs zurückliegt, desto zäher scheinen die Verhandlungen über mehr Mittel für die Landesverteidigung zu werden. Vielleicht sollten sich gewisse Menschen doch einmal kurz vor Augen führen, wie lächerlich klein diese Investitionen sind im Vergleich zu ihrem potenziellen Nutzen. Oder möchte mal jemand berechnen, wie viel es kosten würde, das Land nach einem Krieg wieder aufzubauen?
Gegen entschlossene Feinde hilft "Soft Power" allein wenig. Und Hard Power und Sicherheit kosten halt einfach etwas. Aber im Bündnis werden diese Kosten zumindest geteilt.
Boris Schmidt
Guter Kommentar
Belgien hat die Friedensdividende angelegt in "schönen Pöstchen". Aus Kasernen wurden Verwaltungen, aus Soldaten Kabinetts- und Verwaltungsmitarbeiter, aus Divisionen politische Parteien.
Bis heute gibt es weder offizielle Todeslisten noch gerichtsmedizinische Beweise über die Opfer in Butscha. Was ist dort wirklich passiert? Wieso wurde dieses „Ereignis“ als Argument genutzt, um die quasi abgeschlossenen Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland in Istanbul zu torpedieren? Was ist Propaganda und was ist die Wahrheit? Wie aufrichtig sind Medien und Politik? Wem kann man wirklich vertrauen?
Die "grande muette" also die Armee, kann wenn's kracht ungefähr DREI Wochen schiessen, dann ist aus mit lustig, KEINE Muni mehr.... Alles dem Mauerfall geschuldet & seitdem ist das Portemonnaie ( egal welcher Regierung ) nur noch in Ausnahmefällen & für genau definierte Ausgaben im Verteidigungsbereich geöffnet, die Friedensdividende sind schließlich nicht für Uniformierte, oder?
@U. Krapalies
Nun Herr Krapalies. Die Suche nach der Wahrheit ist in Kriegszeiten nicht immer einfach. Zu Butscha gibt es aber derart viele Untersuchungen und Recherchen, dass man der Wahrheit, was in Butscha geschehen ist, wohl sehr nahe kommt.
460 Menschen (davon ein Großteil Zivilisten und Kriegsgefangene) wurden in Butscha getötet und zum Teil bestialisch ermordet. U.a. die New York Times hat in einer aufwendigen Recherche aufgezeigt, welche russischen Einheiten diese Greueltaten begangen haben. Die Toten konnten auch entgegen ihren Angaben identifiziert werden. Die Friedensverhandlungen von Istanbul waren keinesfalls so gut wie abgeschlossen, wie aus der Chronologie der Ereignisse und Aussagen des israelischen Unterhändlers Bennett ersichtlich ist. Die Vorstellungen und Zugeständnisse beider Seiten lagen weit auseinander und wie hätte man auch einer Zusage Putins Glauben schenken sollen (u.a. Truppen abzuziehen und Selensky nicht zu töten), der sich auch bei der Eroberung der Krim an keine Abkommen gehalten hat? Usw…