Was wir schon immer über … Ostbelgier wissen wollten, das kann uns auch der viereinhalbminütige Film zu "50 Jahren Autonomie" mit seinem Frage- und Antwortspiel nicht en détail erklären. Außer vielleicht: Dass die Ostbelgier sich gar nicht so sehr von anderen unterscheiden. Darin unterscheidet sich dieser Film - in aller Bescheidenheit - von vorangegangenen, wo dem Menschenschlag zwischen Kelmis und Ouren ein außergewöhnliches Maß an Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit angedichtet wurde.
Die Menschen hier sind keineswegs "etwas Besseres" und sie sind auch nicht rückständiger als andere. Sie sind: ganz normal. Dafür können wir die Hand ins Feuer legen, denn schließlich kennt der Betrachter eine ganze Reihe der 90 Teilnehmer an dem Filmprojekt persönlich – und das ist dann doch wieder "typisch ostbelgisch".
In diesen Tagen feiern sie also, die Ostbelgier: nicht nur die vielen Feiern, die es hier seit eh und je gibt, plus diejenigen, die ständig neu hinzukommen. Allen voran den Karneval, der hier, wie in den rheinischen Hochburgen, pünktlich am 11.11. angefangen hat. Dazu kommt ("den Kindern zuliebe") der eine oder andere halbkirchliche Anlass hinzu, vom Martinszug bis Nikolaus.
Und mitten im Monat November: der Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Das heißt, mittlerweile sind es ja mehrere Tage: Der 15. November selbst wird dazu genutzt, sich in den einschlägigen Brüsseler Kreisen Gehör und Goodwill zu verschaffen (wie etwa zum Nutzen der ostbelgischen Medizinstudenten). Die föderalen oder regionalen Minister und Abgeordneten sind dann ohnehin in Feierlaune, weil gleichzeitig das Fest des Königs begangen wird.
Ein paar Tage später treffen sich dann die Vertreter aus Politik und Gesellschaft untereinander zur "internen" Feier, dieses Jahr in Oudler. Und nebenher gibt es eine Reihe von sowieso laufenden Veranstaltungen, bei denen das Volk mittels Freikarten den Tag der DG vor- oder nachfeiern kann.
So weit, so gut. Oder eben nicht: Denn pünktlich wie die Zeitumstellung gibt’s in jedem Jahr die Diskussion darüber, ob der 15. November wirklich das beste Datum ist, um sich auf sich selbst zu besinnen, so wie es 1990 festgelegt worden war – in sich überbietender Bundestreue. Ob sich nun ein anderes historisches Datum besser eignen würde, sei dahingestellt: Weder der 20. September 1920 (Entscheidung des Völkerbundrates über die Zugehörigkeit des Gebiets zu Belgien) noch der 23. Oktober 1973 (Einsetzung des ersten RdK) sind im kollektiven Gedächtnis verankert.
Zwar böten sie aus Sicht von Historikern den Anlass, sich mit der wechselvollen Geschichte auseinanderzusetzen und mit den zugrundeliegenden Spannungsfeldern zwischen Fremd- und Selbstbestimmung, zwischen Gemeinwohl und Eigennutz. Es könnte weidlich diskutiert werden, wie noch Anfang dieser Woche im PDG, über Mitbestimmung, die Teilhabe der Zivilgesellschaft, über Machtkonzentration, Effizienzsteigerung und Spareffekte, über Mittelwege und mutige Entwürfe.
"Könnte", denn erinnert sei daran, wie inhaltsleer die meisten traditionellen Feiertage begangen werden. Nur für Craftbeer und Erbsensuppe braucht es nicht noch einen festlichen Anlass.
Insofern ist die verlässlich wiederkehrende Frage nach dem "richtigen" Tag der DG auch "typisch ostbelgisch": ein bisschen selbstverliebt, ein bisschen unsicher, ein bisschen gleichgültig, ein bisschen stolz, ein bisschen neidisch … wie ganz normale Menschen.
Stephan Pesch
Der Feiertag der DG ist schlecht gewählt, weil erstens am 15. November schlechtes Wetter ist; zweitens weil nicht jeder frei hat.Das ist nicht gut für das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Wäre besser den im Frühjahr oder Sommer veranstalten an einem gesetzlichen Feiertag, wenn alle frei haben.Und dann sollte auch die Hauptveranstaltung in Eupen stattfinden und nicht wie jetzt in Brüssel.Das zeugt auch nicht gerade von Selbstbewusstsein.Die anderen Gliedstaaten feiern bei sich, nicht fern der Heimat.
Und die Verbundenheit mit der Monarchie zeigt man am besten am Nationalfeiertag.
Der richtige Termin und mit dem richtigen kulturellen Programm jenseits der Politischen Szene. In enger Zusammenarbeit mit den Nachbarnationen Luxemburg - Deutschland.
"Und die Verbundenheit mit der Monarchie zeigt man am besten am Nationalfeiertag."
Das Magische am Koenig bleibt dessen Politische Neutralität plus dass er mit Deutschen Wurzeln aus Sachsen-Franken-Coburg das Oberhaupt beider Nationen ist. Was ebenfalls für einen Auftrifft von ihm am Tag unserer DG im Herzen von Deutschsprachig-Mitteleuropa spricht.
Den Tag der DG auf einen Tag mit… „schönem Wetter“ legen und Deutschland erklären, dass König Philippe auch ihr „Oberhaupt“ ist…
So und nicht anders zeigt man ostbelgischen Pragmatismus und Selbstbewusstsein. (Ironie aus)
Guten Tag Herr Leonard.
Danke für ihre Antwort.
Wie ich leider feststellen muß, fehlt Ihnen der Sinn fürs Praktische.
Nun meine Frage an Sie : was wäre die beste Lösung ? Ihre Meinung interessiert mich.